Die Hermann-Hesse-Bahn: Erneute Verzögerung bis 2026!
Die Hermann-Hesse-Bahn in Calw verzögert sich erneut; geplanter Start jetzt im Januar 2024. Artenschutz und Bauarbeiten verursachen Kostensteigerungen.

Die Hermann-Hesse-Bahn: Erneute Verzögerung bis 2026!
Die reaktivierte Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt lässt auf sich warten. Wie der Staatsanzeiger berichtet, hat sich der Start der Bahnverbindung erneut verschoben. Der neue geplante Betriebsbeginn ist jetzt für Januar 2024 angesetzt, jedoch wird die erster Teilabschnitt des Betriebs nur zwischen Calw und Weil der Stadt stattfinden.
Ein Grund für diese Verzögerung liegt in der Installation der Signalanlagen, die erst im Mai 2024 eingebaut werden können. Vorübergehend bedienen bis dahin lediglich S-Bahnen die Strecke zwischen Weil der Stadt und Renningen. Die geplanten Bauarbeiten zwischen Calw und Weil der Stadt sollen bis Anfang Dezember 2023 abgeschlossen sein. Anschließend folgen mehrere Wochen Test- und Abnahmefahrten, bevor die Bahn schlussendlich in Betrieb genommen werden kann.
Wann geht’s endlich los?
Mit dem letzten Personenzug, der 1983 fuhr, und der endgültigen Betriebseinstellung der Bundesbahn 1988 erinnerten sich viele an bessere Zeiten. Die Hermann-Hesse-Bahn, die 1872 eröffnet wurde, gilt nun als Pionierprojekt zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Südwesten. Die ursprünglichen Planungen sahen die Eröffnung bereits 2018 vor. Doch mittlerweile hat sich die Kostenschätzung von anfangs rund 60 Millionen Euro auf über 207 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Hauptursache für die steigenden Kosten sind umfangreiche Artenschutzmaßnahmen für Fledermäuse, die in zwei Tunneln leben. Diese Maßnahmen belasten das Projektbudget mit etwa 80 Millionen Euro.
Ein Tunnel-in-Tunnel-Konzept wurde genehmigt, das eine Lösung für den Schutz der Fledermäuse sicherstellen soll. Die speziellen Tunnels sind nicht nur in Calw, sondern auch in Wildberg zu finden und wurden kürzlich von Vertretern des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn besichtigt.
Bundesweite Perspektive
Die Herausforderungen, vor denen die Hermann-Hesse-Bahn steht, sind jedoch nicht einzigartig. Im gesamten Bundesgebiet plant die Bundesregierung, bis 2030 den Schienenverkehr erheblich auszubauen. Ziel ist es, die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr zu verdoppeln und den Anteil des Schienengüterverkehrs auf 25 % zu erhöhen. Laut VDV sind die Reaktivierung baden-württembergischer Bahnstrecken, wie die Hermann-Hesse-Bahn, ein entscheidender Schritt, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern und ländliche Regionen besser anzubinden.
Insgesamt werden bundesweit 325 Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 5.426 km für eine Reaktivierung vorgeschlagen, was rund 3,8 Millionen Einwohnern zugutekommt. Die positiven Ergebnisse von Machbarkeitsstudien zeigen, wie wichtig und notwendig diese Projekte sind, und sie bestätigen ein nationales Interesse an der Erhaltung von Bahntrassen. Während die Hermann-Hesse-Bahn also auf ihren Start wartet, beobachtet der ganze Südwesten gespannt, ob dieses Pionierprojekt die dringend benötigte Wende im Schienenverkehr einläutet.