Hermann-Hesse-Bahn verzögert: Fledermäuse retten die Strecke!
Die Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt verzögert sich durch Fledermausschutz; zukunftsweisende Maßnahmen starten.

Hermann-Hesse-Bahn verzögert: Fledermäuse retten die Strecke!
Die Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Geplant war die Inbetriebnahme bereits für 2015, jedoch entstanden erhebliche Verzögerungen durch den Schutz von Fledermäusen. „Die Strecke könnte täglich etwa 2.800 Fahrgäste anziehen“, erklärt Frank von Meißner, Geschäftsführer des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn, und verweist auf die Bedeutung des Projekts. Nach langen Verhandlungen wurde Ende August 2023 die letzte bürokratische Hürde genommen: Die Trennwände für die neuen Fledermaustunnel wurden genehmigt, was dem Bau eines spezialisierten Tunnels für die Tiere Auftrieb gibt. Diese Maßnahmen sind notwendig, um den Bahnbetrieb mit einem verantwortungsvollen Umweltschutz zu verbinden, da die Tunnel „Hirsau“ und „Forst“ bedeutende Quartiere für die Tierchen darstellen.
Es sind gleich 18 verschiedene Fledermausarten, die in diesen Tunneln überwintern oder diese als Schwärm- und Fortpflanzungsorte nutzen. Etwa 1.000 Tiere sind in den geschützten Räumen ganzjährig anzutreffen, was die Wichtigkeit dieser Plätze für die Fledermauspopulation in Baden-Württemberg unterstreicht. Die letzte Fahrt eines Personenzuges in diesen Tunneln liegt bereits 40 Jahre zurück; der Güterverkehr wurde fünf Jahre später eingestellt, was die Natur die Oberhand gewinnen ließ.
Fledermäuse im Fokus
Was macht die Fledermäuse so besonders? Diese geschickten Flugkünstler sind die einzigen Säugetiere, die aktiven Flug gelernt haben, und haben sich über 50 Millionen Jahre entwickelt. In Deutschland existieren 25 Fledermausarten, darunter die heimische Zwergfledermaus und die große Bartfledermaus. Leider sind viele von ihnen stark gefährdet. Der Verlust ihrer Lebensräume, intensive Landwirtschaft und Altlasten ziehen die Bestände seit den 1950er Jahren nach unten.
Natürlich stehen auch sie im Zentrum der jetzigen Umplanungen für die Hermann-Hesse-Bahn. Ein sogenannter „Tunnel-im-Tunnel“ wird installiert, um den Fledermäusen einen ungestörten Lebensraum zu bieten. Ultraschalllautsprecher sollen zusätzlich helfen, die Tiere von den Zugstrecken fernzuhalten und sie in die vorgesehenen Kammern zu lenken. Zu den bereits genehmigten Schutzmaßnahmen zählen auch Ausgleichsmaßnahmen wie neue Streuobstwiesen und Waldweidewirtschaft, die nicht nur den Fledermäusen, sondern dem gesamten Ökosystem nützen sollen.
Zusammenarbeit für den Artenschutz
Wie wichtig der Artenschutz für die Projektbeteiligten ist, zeigt sich in der mittlerweile eingespielten Zusammenarbeit zwischen dem NABU, dem Regierungspräsidium und dem Landkreis Calw. Trotz anfänglicher Uneinigkeiten mobilisieren diese Akteure nun ihre Kräfte, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Man hofft, dass bis Ende 2023 Züge von Calw nach Weil der Stadt fahren können, was eine erhebliche Verbesserung für die regionale Anbindung bedeutet.
Insgesamt wurden bereits 207 Millionen Euro in dieses Projekt investiert, davon etwa 80 Millionen für Maßnahmen, die den Artenschutz betreffen. Diese Investitionen stehen im Zeichen einer zukunftsorientierten Mobilität, die Mensch und Natur in Einklang bringen möchte.