Boris Palmer provoziert: 6000 Euro Bürgergeld für Tübinger Familie?
Boris Palmer, Tübingens OB, kritisiert hohe Bürgergeld-Zahlungen in ZDF, während er familiäre Wohnkosten thematisiert.

Boris Palmer provoziert: 6000 Euro Bürgergeld für Tübinger Familie?
Was ist da los in Tübingen? Der parteilose Oberbürgermeister Boris Palmer sorgt mit seinen provokanten Äußerungen zur Thematik Bürgergeld für hitzige Diskussionen. Als ehemaliges Mitglied der Grünen und nun ohne Parteizugehörigkeit, schießt er in einer aktuellen ZDF-Talkshow auf Bürgergeldempfänger, die seiner Meinung nach „die Ärmel hochkrempeln“ müssten. Palmer weist darauf hin, dass es Familien gibt, die monatlich bis zu 6000 Euro Bürgergeld erhalten, was nicht ohne Weiteres auf Zustimmung stößt. Laut fr.de legte er sogar ein anonymisiertes Foto eines Bürgergeldbescheids vor, der Zahlungen zwischen 5600 und 7500 Euro dokumentiert.
Wie kommt es zu diesen hohen Summen? Palmer erklärte, dass die hohen Zahlungen auf große Familien mit hohen Mietkosten zurückzuführen seien. Ein Beispiel, das er in der Talkshow „Markus Lanz“ nannte, betraf eine Familie mit sieben Personen. Die Miete für Bürgergeldempfänger wird im ersten Jahr ohne Obergrenze übernommen, was zu solchen hohen Zahlungen führen kann. Diese Regelung vereinfacht es den Betroffenen, in ihrer teuren Wohnung zu bleiben, ohne dass sofortige Maßnahmen gegen hohe Mietkosten ergriffen werden müssen. Die Karenzzeit, die im Jahr 2023 eingeführt wurde, spielt dabei eine zentrale Rolle, wie die Bundesagentur für Arbeit erklärt.
Fact-Check zu den Zahlen
Die Diskussion wurde nicht nur von Palmer angestoßen, sondern auch von vielen Zuschriften, die seine Behauptungen in Frage stellten. Eine Analyse zeigt, dass zwischen 0,09 und 0,16 Prozent aller Bedarfsgemeinschaften in den Jahren 2022 bis 2024 tatsächlich Zahlungen von 6000 Euro oder mehr erhielten. Hohe Zahlungen sind meist auf einmalige Kosten oder Nachzahlungen zurückzuführen, was die breite Öffentlichkeit möglicherweise nicht im Blick hat. Es wurde jedoch festgestellt, dass in Tübingen weniger als 0,1 Prozent der Bedarfsgemeinschaften Ansprüche über 5000 Euro haben. Auch der stellvertretende Geschäftsführer des Jobcenters Tübingen konnte keinen konkreten Bezug zu Palmers Bescheid herstellen.
Dennoch bleibt das Thema Bürgergeld brisant. Seit Januar 2023 ersetzt das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II (Hartz IV) und richtet sich an erwerbsfähige Personen, die in existenzieller Not sind und trotz Bemühungen keinen Arbeitsplatz finden können. Die Höhe des Bürgergeldes richtet sich unter anderem nach der Größe und den Bedürfnissen der Bedarfsgemeinschaft, und beträgt für alleinstehende Personen 563 Euro pro Monat, wie die bundesregierung.de darstellt.
Der Widerstand gegen hohe Zahlungen
Palmer zeigt kein Interesse daran, weitere Informationen bereitzustellen oder zur Aufklärung beizutragen. Dies sorgt für Unruhe und Skepsis unter den Bürgern, die sich fragen, ob solche hohen Zahlungen wirklich gerechtfertigt sind. Die Bundesagentur für Arbeit stellt klar, dass die Mietkosten nur für „angemessene Wohnungen“ übernommen werden und dass in der Karenzzeit von einem Jahr die Angemessenheit der Wohnung nicht überprüft wird, was die Möglichkeit für hohe Zahlungen eröffnet.
Wie die weitere Diskussion zeigt, bleibt das Thema Bürgergeld ein heißes Eisen, und Palmer gibt sich weiterhin provokant in seinen Äußerungen. Während er einige Aspekte kritisch beleuchtet, bleibt abzuwarten, wie die Kommunikation rund um das Bürgergeld und die tatsächlichen Zustände in Deutschland weiter verlaufen werden.