Kirche im Dialog: Herz der Gesellschaft oder politische Marionette?

Kirche im Dialog: Herz der Gesellschaft oder politische Marionette?
In der aktuellen Diskussion an der Universität Bayreuth über die Rolle der Kirchen in der Politik standen auffallend viele Stimmen zusammen: Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sowie zahlreiche kirchliche und akademische Gesprächspartner waren anwesend und einigten sich auf ein zentrales Thema – die Verantwortung der Kirchen, der Gesellschaft ein „Herz“ zu geben. Der Fokus der Debatte lag insbesondere auf dem sensiblen Thema der Flüchtlingspolitik, wo die Kirchen einen entscheidenden Beitrag leisten sollten, ohne sich jedoch als politische Akteure zu positionieren. Wie Kurier berichtet, wurde die Wichtigkeit der Institutionen in politischen Fragen hervorgehoben, während die Hauptaufgabe der Kirche darin besteht, ihrem Umfeld humanitäres und ethisches Rückgrat zu bieten.
Der aktuelle Wahlkampf zeigt, wie intensiv das Thema Migration diskutiert wird. Dabei wird jedoch oft nur eine unzureichende globale Perspektive berücksichtigt. Laut Domradio ist es entscheidend, eine Politik der internationalen Kooperation zu etablieren. Migration wird teils als „notwendiges Übel“ wahrgenommen, wobei die Würde der Menschen und die internationale Solidarität im Zentrum stehen sollten. Eine nachhaltige Entwicklung und ein Umdenken in Bezug auf die humanitäre Verantwortung sind dringend notwendig, um Menschen eine würdige Existenz in ihrer Heimat zu ermöglichen und sie nicht zur Migration zu zwingen.
Humanitäre Aspekte und ethische Verantwortung
Die Diskussion um Migration erfordert ein genaues Hinsehen. Denn, wie von der Professorin für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster festgestellt, handelt es sich nicht nur um Migration, sondern häufig um erzwungene Migration. Die Ursachen für Hunger, Armut und Gewalt sollten daher entschlossen bekämpft werden, statt lediglich die Symptome zu behandeln. EKD berichtet, dass Hannes Schwammann, Politikwissenschaftler, darauf hinweist, dass die EU nicht länger als Wertegemeinschaft wahrgenommen werden kann, wenn die Begrenzung von Migration als Hauptinteresse gilt.
Franz-Josef Bode, der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hebt hervor, dass die Kirche als Gemeinschaft der Migranten auch für Migranten da sein muss. Die Bibel wird in diesem Zusammenhang sogar als Migrationsliteratur bezeichnet. Das gemeinsame Wort der Kirchen definiert verschiedene Handlungsfelder, in denen sie sich einbringen können. Dazu gehören die Bekämpfung von Menschenhandel, Unterstützung ziviler Seenotrettung und die Rechte geflüchteter Frauen und Minderjähriger.
Wechselseitige Integration als Ziel
Doch nicht nur die Rechte der Migranten stehen im Fokus. Um eine echte Integration zu gewährleisten, muss diese als wechselseitiger Prozess verstanden werden, der den kulturellen Reichtum anerkennt. Migration, so wird betont, ist ein zentraler Bestandteil der gesellschaftlichen Realität. Daher ist es von hoher Bedeutung, dass Migranten nicht nur als eine Gruppe betrachtet werden, sondern als Individuen, die aktiv zum Gemeinwohl beitragen können. Die Thesen, die diese Überlegungen anstoßen, stammen aus einer Seminararbeit an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, verfasst von Ezekiel Ifeanyichukwu Oko und Mario Vera Zamora, die beide in den Bereichen Christliche Sozialwissenschaften und Bibelwissenschaften promovieren.
In Anbetracht all dieser Überlegungen ist klar: Die Kirchen spielen eine zentrale Rolle dabei, das Bewusstsein für die Würde jedes Menschen zu fördern und die soziale Verantwortung gleichsam für die Gesellschaft und die Migranten wahrzunehmen. Nur so gelingt es, aktuelle Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und eine menschliche, gerechte und solidarische Gesellschaft zu schaffen.