Von der Gründung bis zur Auflösung: Die Molkerei-Kösching im Fokus

Von der Gründung bis zur Auflösung: Die Molkerei-Kösching im Fokus
Die Geschichte der Molkereigenossenschaften in Deutschland ist so vielfältig wie ihre Produkte. Ein spannender Einblick in die lokale Molkereigenossenschaft Kösching Kasing Bettbrunn wurde vor kurzem von Manfred Heckl bei einem historischen Stammtisch gegeben. Auf Basis von Protokollbüchern erforschte er die Entstehung und Entwicklung der Genossenschaft, die im Oktober 1909 durch Vorgespräche unter der Leitung von Benno Wolf ins Leben gerufen wurde. Bereits 75 Milcherzeuger schlossen sich damals zusammen, um eine Molkerei zu errichten und zu betreiben. Jedes Mitglied zahlte 10 Reichsmark als Genossenschaftsanteil und lieferte seine Milch zur Weiterverarbeitung ab, was den Grundstein für eine erfolgreiche und gemeinschaftliche Milchproduktion legte.
Der Einstieg in die Molkereiwelt war jedoch nicht ohne Herausforderungen, denn Frauen mussten zur Teilnahme an den Gremien männliche Vertreter schicken. Der erste Vorstand setzte sich aus Martin Schöberl, Benno Wolf und Wendelin Spreng zusammen, während der Aufsichtsrat aus Peter Suttor, Michael Sangl und Max Heidl bestand. Die Genossenschaft investierte frühzeitig in die Infrastruktur und erwarb im Jahr 1910 ein Anwesen in der Schafgasse für 12.000 Reichsmark, um die Bedürfnisse der Mitglieder zu erfüllen.
Wachstum durch Zusammenarbeit
Durch die enge Zusammenarbeit der Landwirte konnte die Genossenschaft rasch wachsen. 1913 wurde Jakob Wimmer als Betriebsleiter angestellt, und die Molkerei begann, ihren täglichen Betrieb aufzubauen. Die Ausstattung umfasste einen Milchannahmeraum, Butterräume und ein Labor. Zunächst sorgte ein Dampfkessel für Energie, bis die Umstellung auf elektrische Energie im Jahr 1922 stattfand. Auf dem Höhepunkt lieferte die lokale Landwirtschaft bis zu 10 Liter Milch pro Kuh und Woche ab. Die Genossenschaft meldete sogar 496 registrierte Kühe im Jahr 1919.
Um die Milch effizient zu transportieren, kamen anfänglich Pferdefuhrwerke zum Einsatz, später übernahmen Lastwagen diesen Dienst. Sieben Annahmestellen in umliegenden Orten wie Demling und Theißing garantierten eine reibungslose Milchversorgung. Allerdings begann die Zahl der Milchviehhalter nach dem Ersten Weltkrieg zu sinken, was in Kombination mit steigenden Investitionen die Genossenschaft vor neue Herausforderungen stellte.
Die Veränderungen nach dem Krieg
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1921 die Milchverträge mit den Erzeugern eingeführt, um die Produktion zu stabilisieren. Dennoch überstand die Genossenschaft viele Höhen und Tiefen. 1944 schloss sie sich der neu gegründeten Milchversorgung Ingolstadt an. Diese Kooperation brachte frischen Wind, und die Molkerei in Kösching wurde zur wichtigen Sammelstelle. Die späteren Jahre zeichneten sich durch zahlreiche Veränderungen aus, einschließlich der zunehmenden Modernisierung der Molkereitechnik, die in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt erreichte.
Doch die Zeiten änderten sich und 1967 wurde die Auflösung der Genossenschaft beschlossen. Martin Heckl und seine Mitstreiter organisierten den Verkaufsprozess des Betriebsgebäudes an Eheleute Sutor, die dort eine Fahrschule einrichteten. Der Erlös von 50.000 DM wurde unter den 52 Genossen verteilt und die Genossenschaft schließlich aus dem Register gelöscht.
Die Bedeutung der Genossenschaften
Laut milchindustrie.de sind genossenschaftliche Molkereien eine bedeutende Form des Zusammenhalts unter Landwirten. Diese Struktur ermöglicht es den Mitgliedern, ihre Rohmilch zentral zu verarbeiten und gemeinsam zu vermarkten. In Deutschland werden bemerkenswerte 70 Prozent der produzierten Milch durch solche Genossenschaften erfasst. Sie bieten eine Maßnahme zur Risikominderung für die einzelnen Mitglieder, was besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten von großer Bedeutung ist.
Die spannende Geschichte der Molkereigenossenschaften, wie die von Kösching Kasing Bettbrunn, bietet nicht nur einen Einblick in die Landwirtschaft, sondern verdeutlicht auch die Kraft der Kooperation in der Gemeinschaft. Historische Pfade werden von engagierten Menschen wie Manfred Heckl dokumentiert und tragen dazu bei, dass diese Geschichten nicht in Vergessenheit geraten.