Prozess um Burgrain-Zugunglück: Verantwortung der Bahn im Fokus!
Prozessauftakt in München: Zwei Bahnbeschäftigte stehen wegen fahrlässiger Tötung nach dem Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen vor Gericht.

Prozess um Burgrain-Zugunglück: Verantwortung der Bahn im Fokus!
Der Prozess um das Zugunglück in Burgrain, bei dem fünf Menschen ihr Leben verloren, hat heute in München begonnen – mehr als drei Jahre nach der Tragödie. Angeklagt sind zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn: ein Fahrdienstleiter und ein Bezirksleiter, denen vorgeworfen wird, ihre Pflichten nicht ausreichend erfüllt zu haben. Dies schlägt sich in Vorwürfen nieder, die von falschen oder fehlenden Meldungen bis hin zu versäumten Handlungen reichen. BR24 berichtet, dass der Untersuchungsbericht der Bundesprüfstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung mehr als 100 Seiten umfasst.
Am Vortag des Unglücks hatte der Lokführer bereits von einem „Schlenkern“ an der Unfallstelle berichtet. Ein zentrales Element der Verhandlung wird die Frage sein, ob diese Meldung richtig verstanden wurde und ob die erforderlichen Reparaturen zeitgerecht ausgeführt wurden. Die Hauptursache des verheerenden Ereignisses war laut den Ermittlungen eine Schadhafte Betonschwelle, die korrodierten Stahl sowie Risse aufwies. Diese Mängel waren mindestens ein Jahr zuvor bekannt, was die Fragen im Prozess nur noch komplexer macht: Wurde genügend Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt? Warum wurde keine Langsamfahrstelle eingerichtet? Augsburger Allgemeine geht darauf ein, dass anonymisierte Bahnbeschäftigte von einem „Organversagen“ sprechen und kritisieren, wie Verantwortung abgewälzt wurde.
Die Rolle der Verantwortlichen
Der interne Bericht der Bahn belegt, dass die DB Netz die schadhaften Schwellen rechtzeitig hätte austauschen müssen. Ungewöhnlich ist, dass 90 Prozent dieser mangelhaften Schwellen von einer einzigen Firma stammten, die in die Vorfälle verwickelt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die verantwortlichen Stellen intern Druck verspürten, den Zugverkehr nicht einzuschränken, was die Sicherheit weiter gefährdete. In einer Zeit, als große touristische Ströme und der bevorstehende G7-Gipfel vor der Tür standen, gerieten Sicherheitsbedenken in den Hintergrund. Laut dem Gleiss-Lutz-Report zeigt sich ein erschreckendes Bild ihrer Managementpraktiken über Jahre hinweg. Augsburger Allgemeine erläutert, dass auch das Eisenbahn-Bundesamt sowie das Bundesverkehrsministerium in der Verantwortung stehen und ihnen eine Versäumnis vorgeworfen wird.
Handlungsbedarf im Schienennetz
Nach dem Unglück wurden in Deutschland über zwei Millionen Betonschwellen ersetzt. Der neue Schienennetz-Vorstandschef Philipp Nagl und die neue Bahnchefin Evelyn Palla haben einen umfassenden Umbau des Unternehmens angekündigt. Es sollen Entscheidungen zukünftig regional getroffen werden, um lokale Probleme besser zu adressieren. Eine detaillierte Organisationsreform, die auch einen Stellenabbau umfasst, wurde angekündigt, um den Personalmangel im Betrieb zu beheben. Die neue Führungsspitze wird nicht müde, die Vorwürfe zurückzuweisen, dass Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt wird. Dennoch bleibt die Skepsis aufgrund der bisherigen Praktiken erhalten.
In einem weiteren Kontext wurden schlecht gewartete Infrastrukturen als Hauptproblem identifiziert. Die Deutsche Bahn steht unter Beschuss, weil ein Bericht des Ifo-Instituts nahelegt, dass die Situation der Infrastruktur übertrieben dargestellt wird. Zwischen 2011 und 2024 stiegen die Staatszuschüsse um über 300%, während das Bauvolumen nur um 21% zunahm. Die fragliche Strategie, den Zustand des Schienennetzes zunächst rosig zu färben und dann dramatischer darzustellen, wird ebenfalls vom Bundesrechnungshof vermutet. Bild weist darauf hin, dass durch diese Mittelverwendung die Unwirtschaftlichkeit der Bahn kaschiert wird.
Der Prozess dürfte in den kommenden Wochen spannende Wendungen nehmen und wird sicher nicht nur das Schicksal der Angeklagten, sondern auch die Zukunft der Deutschen Bahn und deren Umgang mit Sicherheitsfragen maßgeblich beeinflussen.