Hochschule für Kronach: Endlich Fortschritte oder weitere Verzögerung?

Hochschule für Kronach: Endlich Fortschritte oder weitere Verzögerung?
Seit mehr als einem Jahrzehnt wird in Kronach über die Verlagerung einer Hochschule diskutiert, die den ländlichen Raum stärken soll. Die ersten Gespräche dazu begannen bereits in den frühen 2010er Jahren. Die Entscheidung, die Finanzfachhochschule für den öffentlichen Dienst von Herrsching nach Kronach zu verlagern, fiel zwar positiv, doch die Umsetzung gestaltet sich als langwieriger Prozess. Wie Fraenkischer Tag berichtet, tagte ein Preisgericht am 20. Juli 2017, um den Siegerentwurf für das neue Hochschulgebäude auszuwählen. Doch nach dem Abriss des ehemaligen Hagebaumarkts musste der Prozess stoppen.
Hintergrund für den Stopp waren Überlegungen zur Gesamtverlagerung der Bildungsstätte, die bis zum Jahr 2023 keine Fortschritte vorzuweisen hatte. Politische Anfragen blieben in der Zwischenzeit meist unbeantwortet. Eine entscheidende Abstimmung im Haushaltsausschuss, die einst als Meilenstein für die Verlagerung gefeiert wurde, führte zu Spannungen – sowohl zwischen CSU und Grünen auf Landesebene als auch im Landkreis selbst. Die Grünen bekräftigen mittlerweile, dass ein klarer Fahrplan für die Schaffung von Wohnraum und Infrastruktur nötig ist, um ein angenehmes Umfeld für Studierende und Mitarbeiter zu gewährleisten, wie die Grünen Kronach feststellen.
Ein Aufruf zur Zusammenarbeit
Die Grünen zeigten sich optimistisch über die Hochschulverlagerung und wiesen darauf hin, dass die Außenstelle in Kaufbeuren weiterhin bestehen bleibt. Trotz der positiven Grundstimmung wird hinsichtlich der Projektsteuerung und der politischen Kultur im Landkreis Kritik geübt. Seit über 13 Jahren gibt es Ankündigungen, aber noch immer fehlt ein verbindlicher Maßnahmenplan. Die Debattenkultur leidet unter der Praxis, sachliche Rückfragen als „Feindseligkeit gegen die Heimat“ zu deuten, was nicht gerade zur Lösung der bestehenden Probleme beiträgt.
Ursula Sowa, Mitglied des Landtags, unterstützt die Idee einer Kooperation zwischen Kronach und Herrsching als Sinnbild einer zukunftsorientierten Bildungspolitik. Dabei ließen sich Vorteile wie wohnortnahe Studienangebote und flexiblere Dozentenversorgung in den Raum stellen. Damit diese Vision Realität werden kann, muss jedoch zwingend ein Architekturwettbewerb angestoßen werden, der nachhaltige und grüne Bauprojekte umfasst.
Die Bildungslandschaft im Landkreis
Um die Hintergründe zur Relevanz dieses Projekts zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Bildungslandschaft im Landkreis, die vier Mittelschulen, zwei Gymnasien, zwei Realschulen sowie zwei Fachoberschulen umfasst. Angesichts der steigenden Mitgliederzahlen der Grünen, die seit November 2024 um über 25% zugenommen haben, lässt sich erkennen, dass das Thema Bildung im ländlichen Raum hohe Priorität genießt.
Die Herausforderungen im ländlichen Raum sind jedoch vielfältig. Laut Bpb ist die Erreichbarkeit von Bildungsstätten oft kompliziert. In vielen Regionen beträgt der Weg zur nächsten Bildungseinrichtung über zwei Kilometer, was besonders für Kinder und Jugendliche eine Hürde darstellt. Vielerorts gibt es keine Grundschule mehr in der Nähe, und die Schulwege verlängern sich dramatisch. Umso wichtiger ist es, die Attraktivität der Bildungseinrichtungen vor Ort zu steigern.
Vor diesem Hintergrund rufen sowohl politische Vertreter als auch die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, junge Menschen, die außerhalb der Region studiert haben, zurückzuholen. Angesichts eines alarmierenden Krankenstands in Kronach müssen nicht nur die Rahmenbedingungen für Studierende verbessert, sondern auch die psychosoziale Unterstützung in der Region ausgebaut werden. Mit einer guten Planung für die Finanzhochschule in Kronach könnte ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan werden.