80 Jahre IKG München: Ein Festakt gegen den Antisemitismus!

80 Jahre IKG München: Ein Festakt gegen den Antisemitismus!
Am 15. Juli 2023 fand in der Hauptsynagoge Ohel Jakob in München ein Festakt statt, der die Wiedergründung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) vor 80 Jahren sowie das 40-jährige Amtsjubiläum von Charlotte Knobloch würdigte. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sprach während der Veranstaltung und hob die besondere Bedeutung dieses Anlasses hervor. Knobloch selbst, die auch als eine der Überlebenden des Holocaust gilt, erinnerte sich an die Herausforderungen, die ihre Familie und die jüdische Gemeinschaft während und nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs durchlebt hatten.
Der Festakt wurde zügig von prominenten politischen und gesellschaftlichen Vertretern besucht, darunter auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Diese thematisierte den offenen Antisemitismus in Deutschland, der die jüdische Gemeinschaft erneut bedrohe. Als alarmierende Zahl nannte sie die 188 Fälle judenfeindlicher Hasskriminalität, die im vergangenen Jahr in München angezeigt wurden. Experten schätzen, dass diese Dunkelziffer bei etwa 846 Vorfällen liegt. Auch Steven Guttmann, der Geschäftsführer der IKG, äußerte nach dem Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 persönliche Sicherheitsbedenken.
Eine bewegende Geschichte
Die Gründung der IKG fand lediglich 68 Tage nach dem Ende des Holocaust statt und war das Resultat des unermüdlichen Engagements von Überlebenden, wie Charlotte Neuland, die später als Charlotte Knobloch bekannt wurde. Sie packten die Herausforderung an, ein jüdisches Leben in Deutschland nach dem schrecklichen Kapitel des Nationalsozialismus wiederaufzubauen. In ihren Erinnerungen berichtete sie, dass ihr Vater, Fritz Neuland, darauf bestand, in Deutschland zu bleiben, um aktiv am Aufbau einer neuen, demokratischen Gesellschaft mitzuwirken.
Zu Beginn der Nachkriegszeit waren die meisten Juden in Deutschland befreite Zwangsarbeiter, Überlebende von Todesmärschen oder Insassen von Konzentrationslagern. Die Historiker widmen dem Umstand viel Aufmerksamkeit, dass viele dieser Überlebenden nicht vorhatten, langfristig in Deutschland zu bleiben, sondern vielmehr eine Auswanderung, beispielsweise nach Palästina oder in die USA, anstrebten. Strenge Einwanderungsbestimmungen der USA und die ablehnende Haltung vieler westlicher Länder machten es diesen Menschen jedoch schwer.
Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
Heute zählt die IKG rund 9300 Mitglieder und betreibt seit 2006 die Synagoge Ohel Jakob sowie ein Gemeindezentrum. Knobloch betont den starken Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde und die wichtige Infrastruktur, die es ermöglicht, jüdisches Leben von der Geburt bis zum Tod zu gestalten. Trotzdem sind hohe Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gemeindezentrum erforderlich geworden. Bereits während des Festaktes wurde dies erneut klar, da eine Demonstration der Initiative „Palästina spricht“ geplant war.
Dennoch blieb der Festakt ein Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts. Klöckner und andere Politiker würdigten Knoblochs Engagement sowie ihren Einfluss auf die Gesellschaft. Diese Stimme der Vernunft und des Muts ist wichtiger denn je, da viele jüdische Menschen in Deutschland gegenwärtig wieder in Angst leben, wie Knobloch und andere Redner ausdrücklich betonten.
Oberbürgermeister Dieter Reiter kündigte symbolisch an, eine Straße nach Fritz Neuland zu benennen, um seinen verdienstvollen Beitrag zur jüdischen Gemeinschaft zu würdigen. Damit wird ein weiteres Zeichen gesetzt für das Ziel, jüdisches Leben in Deutschland auch künftig zu schützen und zu fördern. Schuster, der den Festakt abschloss, erkannte Knobloch für ihre Verantwortung an und stellte fest, dass jüdisches Leben in Deutschland zur deutschen Identität gehört.
Ein eindringlicher Appell, den Herausforderungen des wieder aufkeimenden Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten, bleibt die zentrale Botschaft – sowohl aus der Geschichte als auch für die Gegenwart. Die jüdische Gemeinschaft hat in Deutschland eine reiche und bewegte Geschichte, die weiterhin nach Anerkennung, Respekt und einem sicheren Lebensumfeld verlangt.