Namenssuche für 2000 Opfer: Aidenbacher Bauernschlacht im Fokus!
Ein Forschungsprojekt zum Gedenken an die Aidenbacher Bauernschlacht von 1706 startet im Landkreis Rottal-Inn mit modernster Technologie.

Namenssuche für 2000 Opfer: Aidenbacher Bauernschlacht im Fokus!
In Aidenbach wird intensiv an der Aufarbeitung eines tragischen Kapitels der Geschichte gearbeitet. Das Projekt „Team 1706“ hat das Ziel, den rund 2000 aufständischen Bauern, die in der Aidenbacher Bauernschlacht von 1706 ihr Leben verloren, ihre Namen und Geschichten zurückzugeben. Dieses Vorhaben nimmt jetzt auch im Landkreis Rottal-Inn Fahrt auf, wie die PNP berichtet. Unter der Leitung von Nikolaus Arndt, einem Bauingenieur aus Aldersbach, hat sich ein engagiertes Forscherteam gegründet, das sich seit 2022 mit der systematischen Auswertung von Kirchenbüchern und Archivdokumenten beschäftigt.
Die entscheidende Schlacht fand am 8. Januar 1706 statt, als etwa 4000 Bauern und Knechte aus Niederbayern gegen die kaiserliche Besatzung in Vilshofen zogen. Mit bloßem Mut, aber ohne ausreichende militärische Ausbildung, wurden sie jedoch von etwa 800 Soldaten und 400 Reitern der kaiserlichen Truppen niedergeschlagen. Die Verluste auf der Seite der Aufständischen waren verheerend – circa 2000 Bauern verloren ihr Leben, während die Verluste der kaiserlichen Soldaten verschwindend gering waren.
Die Opfer und ihre Nachfahren
Die Folgen dieser brutalen Auseinandersetzung sind auch heute noch spürbar. Besonders betroffen waren die Gemeinden in der Umgebung, wo die Anzahl der Witwen stark anstieg – so beispielsweise in Bad Birnbach, wo die Zahl von durchschnittlich 7-8 auf 45 anstieg. Dieses menschliche Schicksal ist Teil der Erzählungen, die nun durch die Arbeit des Forscherteams wieder gelebt werden sollen.
Die Recherche konzentriert sich im Moment auf den Landkreis Rottal-Inn, nachdem die Arbeiten im Landkreis Passau bereits weit fortgeschritten sind. Hierbei spielen die Aktenbestände im Staatsarchiv Landshut eine zentrale Rolle, insbesondere die „Briefprotokolle“ des Pfleggerichts Reichenberg. Unterstützt wird das Projekt vom Lehrstuhl für Computational Humanities an der Universität Passau, wo Studenten die über 850 Seiten alten Schriftstücken mithilfe moderner KI zugänglich machen.
Dokumentarfilm als Teil der Aufklärung
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung ist ein Dokumentarfilm, dessen Premiere am 8. Januar 2023 stattfand. Der Film wurde auf einer Open-Air-XXL-Leinwand vor über 300 Zuschauern gezeigt und beinhaltet eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen sowie Interviews mit Historikern. Er zeigt die markanten Orte der Geschehnisse von 1705 und 1706 und kombiniert diese mit historischen Einblicken. Die Dreharbeiten, die 2022 in Städten wie München, Braunau und Aidenbach stattfanden, erforderten viele Arbeitsstunden und Umplanungen, insbesondere aufgrund der während der Corona-Pandemie nötigen Anpassungen.
Die Projektidee, die zu diesem Film führte, wurde 2021 ins Leben gerufen, als Bürgermeister Obermeier Andreas Reichelt für seine Recherchen und journalistische Erfahrung in die Verantwortung für die Filmumsetzung holte. Unterstützt durch die Kulturförderung der Markgemeinde und unter ehrenamtlicher Mithilfe des Kultur- und Festspielvereins Aidenbach, zeigt der Film nicht nur die abgelaufenen Ereignisse, sondern verknüpft sie auch mit den Erinnerungen der heutigen Generationen.
In diesem spannenden Projekt wird Kultur nicht nur erhalten, sondern auch lebendig gemacht. Auch Vertreter des Landkreises und der Gemeinden stehen voll und ganz hinter dem Vorhaben. Kulturbeauftragter Dr. Ludger Drost überbrachte jüngst die Grüße von Landrat Michael Fahmüller, der die Initiative nachdrücklich unterstützt.
Das Projekt „Team 1706“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie historische Ereignisse die Gegenwart beeinflussen und wie wichtig es ist, die Geschichten der Verstorbenen zu bewahren. Besonders die junge Generation wird hiermit dazu angeregt, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und die Lehren aus der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie unter PNP und Aidenbach.de.