Bremerhaven: Forscher entlarven Mythos über das Eis der Arktis!

Bremerhaven: Forscher entlarven Mythos über das Eis der Arktis!
In einer überraschenden Wendung haben Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven eine lange Zeit für wahr gehaltene Annahme über die Arktis in Frage gestellt. Wie t-online berichtet, zeigten neue Daten, dass die Arktis während der kältesten Eiszeiten kein durchgängiges, massives Schelfeis aufwies. Dies ist eine bemerkenswerte Erkenntnis, die das Verständnis der klimatischen Bedingungen in der Arktis revolutionieren könnte.
Die Studie, die auch während der jüngsten Expedition des Forschungseisbrechers „Polarstern“ unterstützt wurde, stellte fest, dass die Arktis selbst in extrem kalten Perioden der letzten 750.000 Jahre von saisonalem Meereis bedeckt war. Offenbar gab es immer wieder Abschnitte mit offenem Wasser, was die bisherige Vorstellung von einer schier ununterbrochenen Eisbedeckung widerlegt. Jochen Knies, Hauptautor der Studie, merkt an, dass zwar lokal gelegentlich kurzlebige Schelfeisflächen existiert haben mögen, ein riesiges Eisschild war jedoch nicht vorhanden.
Neue Erkenntnisse durch Sedimentanalysen
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, entnahmen die Wissenschaftler Sedimentkerne vom Meeresboden des zentralen Nordpolarmeers und des Yermak-Plateaus nördlich von Spitzbergen. Diese Kerne enthielten chemische Spuren von Algen, die während der Jahreszeiten im Ozean lebten. Besonders das Molekül IP25, das von Algen unter saisonalem Meereis gebildet wird, war regelmäßig nachweisbar. Dies deutet darauf hin, dass sich das Meereis dynamisch mit den Jahreszeiten ausdehnte und zurückzog, was einen entscheidenden Hinweis auf die Lage in der Arktis gibt.
Zusätzlich verwendete das Team ein hochauflösendes Erdsystemmodell, um die klimatischen Bedingungen während zweier extremer Kaltphasen zu simulieren. Diese Simulationen bestätigen die Ergebnisse der Sedimentanalysen: Warmes Atlantikwasser strömte auch während der Eiszeiten in die Arktis, wodurch Teile des Ozeans eisfrei blieben. Diese Verschiebungen führten zudem zur Bildung von Rissen und offenen Stellen im Eis, was das Licht ins Wasser ließ und Lebensräume schuf.
Auswirkungen auf zukünftige Klimamodelle
Die Ergebnisse dieser Forschung sind nicht nur für das Verständnis vergangener Klimazyklen bedeutsam, sondern haben auch Auswirkungen auf zukünftige Klimavorhersagen. Die Tatsache, dass die Arktis sich gegenwärtig mehr als doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt, ist alarmierend, da dies die Meereis-Bedeckung und die Ozeandynamik erheblich beeinflussen wird. Ein besseres Verständnis dieser Prozesse kann helfen, präzisere Modelle für zukünftige Veränderungen zu entwickeln, wie es AWI darstellt.
Ein weiteres Team von 50 Wissenschaftlern startet diese Woche eine zweimonatige Expedition in der Arktis, um Daten über die Folgen des Klimawandels zu sammeln. Wie Tagesschau berichtet, führt die Route des Eisbrechers „Polarstern“ westlich an Spitzbergen vorbei in Richtung Nordpol. Ziel dieser Expedition ist es, die Dicke des Meereises während der Sommerschmelze zu untersuchen, um weitere Rückschlüsse auf die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu ziehen.
Diese Forschungen sind somit von entscheidender Bedeutung, um das Verständnis über die komplexen Wechselwirkungen in einem der verletzlichen Ökosysteme unseres Planeten zu erweitern und eine solide Grundlage für zukünftige Klimamodelle zu schaffen.