Über 1000 Atommüll-Fässer im Atlantik entdeckt – Gefahr für Ökosystem?

Wissenschaftler aus Bremerhaven untersuchen über 1000 Atommüllfässer im Nordostatlantik, um ihre Umweltauswirkungen zu bewerten.

Wissenschaftler aus Bremerhaven untersuchen über 1000 Atommüllfässer im Nordostatlantik, um ihre Umweltauswirkungen zu bewerten.
Wissenschaftler aus Bremerhaven untersuchen über 1000 Atommüllfässer im Nordostatlantik, um ihre Umweltauswirkungen zu bewerten.

Über 1000 Atommüll-Fässer im Atlantik entdeckt – Gefahr für Ökosystem?

Vor wenigen Tagen machten Wissenschaftler der französischen Forschungsorganisation CNRS eine alarmierende Entdeckung: Über 1.000 Fässer mit radioaktivem Abfall wurden im Nordostatlantik lokalisiert. Diese Fässer stammen aus einer Zeit zwischen den 1950er und 1980er Jahren, als mehrere Staaten ihren nuklearen Müll im Ozean entsorgten. Laut der Mopo, startete das internationale Forschungsteam Mitte Juni von Brest, Frankreich, mit dem Forschungsschiff „L’Atalante“. Die Expedition dauert insgesamt vier Wochen und zielt darauf ab, den Einfluss dieser Fässer auf das örtliche Ökosystem zu untersuchen.

Die Entsorgung von Atommüll im Ozean wurde 1993 untersagt, doch bisher wird vermutet, dass im Nordostatlantik bis zu 200.000 weitere Fässer liegen, die sich in Tiefen von 3.000 bis 5.000 Metern befinden. Eine Informationslage, die die Forscher nicht nur beschäftigt, sondern auch besorgt. Das Team von 21 Wissenschaftlern, darunter ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven, plant, in einem festgelegten Gebiet, wo die Hälfte der vermuteten Fässer lagert, eine umfassende Untersuchung durchzuführen.

Die Expedition

Das Forschungsprojekt, unter der Leitung von Patrick Chardon, dem Projektleiter des NODSSUM, hat das Ziel, im Laufe der Expedition eine detaillierte Karte der Atomfass-Funde zu erstellen. Neben der Kartierung und Lokalisation der Fässer ist die Entnahme von Wasser-, Boden- und Tierproben ein zentraler Bestandteil der Untersuchungen. Diese Proben werden anschließend an Labore in Europa geschickt, um die Auswirkungen der Atommülllagerung auf das Ökosystem zu bewerten.

Ein besonderer Helfer während dieser Mission ist der autonome Tauchroboter Ulyx. Dieser ist mit modernster Technologie ausgestattet: einer Kamera für 3D-Bilder und einem Sonarsystem, das bei der Ortung von Objekten in großen Tiefen hilft. Ulyx kann bis zu 6.000 Meter tief tauchen und wird es den Wissenschaftlern ermöglichen, Gebiete zu erkunden, die für Menschen unzugänglich sind.

Radioaktive Auswirkungen

Es bleibt jedoch die Frage, wie gefährlich die Situation wirklich ist. Patrick Chardon schätzt, dass die Radioaktivität der meisten Abfälle nach 300 bis 400 Jahren fast verschwunden sein könnte. Nur etwa 2% des Mülls könnte eine längere Strahlungsdauer aufweisen. Dennoch wird befürchtet, dass schon jetzt Radioaktivität aus den Fässern entweichen könnte. Dies könnte dramatische Folgen für die marine Lebenswelt haben, die bislang weitgehend unerforscht ist.

Dinge ändern sich schnell, und sie vergessen zu lassen, könnte fatale Konsequenzen haben. Während die Forschung im Atlantik voranschreitet, wurde das Thema Atomkraft in Europa, insbesondere in Italien, wieder prominent. Nach dem kürzlichen Beschluss der Regierung Meloni zur Rückkehr zur Atomkraft ist es wohl an der Zeit, sich intensiver mit den Folgen und der Geschichte der nuklearen Abfallentsorgung zu befassen. So schreibt der Tagesspiegel über die Herausforderungen und die Verantwortung, die wir gegenüber zukünftigen Generationen haben.

Die Expedition ist also nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Mahnung, dass wir die Verantwortung für unseren Müll nicht aus den Augen verlieren dürfen. Die Ozeane mögen einst als sicherer Ort für die Lagerung von Atommüll gegolten haben, doch die Realität zeigt uns, dass dies einen langen Schatten auf die heutigen und zukünftigen Generationen werfen kann. Wir hoffen, dass die kommenden Forschungsergebnisse Licht ins Dunkel bringen und uns helfen, besser mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Für mehr Informationen über die Hintergründe und den Stand der Forschung können Interessierte die Berichterstattung von Rai News verfolgen, wo auch der Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen über die Atomenergie aufgegriffen wird.