Ärztinnen und Ärzte in Hamburg: Alarmierende Umfrage zu Machtmissbrauch!
Umfrage in Hamburg zeigt: Über 50% der Klinikärzte erleben Machtmissbrauch und Diskriminierung. Marburger Bund fordert Veränderungen.

Ärztinnen und Ärzte in Hamburg: Alarmierende Umfrage zu Machtmissbrauch!
Was tut sich im Gesundheitswesen und wie ergeht es den Fachkräften in unseren Kliniken? Diese Fragen stehen im Raum, besonders im Lichte einer schicken Umfrage unter Ärztinnen und Ärzten in Hamburger Krankenhäusern. Die Ergebnisse sind alarmierend: Laut dem Marburger Bund haben mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen über Machtmissbrauch in ihren Kliniken berichtet. Über 51% gaben sogar an, mehrfach damit konfrontiert worden zu sein. Nur eine kleine Minderheit von 12% gab an, noch nie mit solchen Missständen zu tun gehabt zu haben. Die Umfrage fand im Rahmen eines größeren Projekts statt und betrifft rund 500 Mediziner:innen, die in Hamburg aktiv sind, wo insgesamt über 7.000 Ärztinnen und Ärzte arbeiten.
Ebenfalls schockierend sind die Berichte über diskriminierende Äußerungen. Mehr als 80% der Befragten haben rassistische, sexistische oder sachfremde Kommentare in ihrem Arbeitsumfeld gehört. Ein berüchtigtes Beispiel lautet: “Oh, Sie sind schwanger? Dann ist Ihre Karriere ja vorbei.” Solche Äußerungen zeigen das ungesunde Klima, das in vielen medizinischen Einrichtungen herrscht. Pedram Emami, der Landeschef des Marburger Bundes in Hamburg, nennt die Machtstrukturen besorgniserregend und spricht von einem “Strukturproblem” im Gesundheitswesen, das teilweise auf patriarchale Einflüsse zurückzuführen ist.
Diskriminierung im Gesundheitswesen
Diese Problematik ist nicht auf Hamburg beschränkt. Eine Umfrage der Universität Göttingen hat ergeben, dass eine überwältigende Mehrheit der Ärztinnen an Unikliniken geschlechtsbezogene Diskriminierung erlebt hat. Erschreckende 76% der Befragten berichten von Diskriminierung. Dazu kommt, dass Frauen, die gegen Diskriminierung ankämpfen, häufig systematisch aus dem Beruf gedrängt werden. Der Fall von Elke Küßner, einer einst erfolgreichen Oberärztin, unterstreicht dieses Problem. Nachdem sie Missstände in der Ausbildung von Assistenzärzten gemeldet hatte, wurde sie mit Drohungen und Mobbing konfrontiert. Ihre Situation endete tragisch mit ihrem Suizid im November 2023.
Als Antidiskriminierungsbeauftragte betont Ferda Ataman, dass das Machtgefälle im Gesundheitsbereich die Diskriminierung von Frauen systematisch verschärft. Während 62,6% der Studierenden im Fach Humanmedizin Frauen sind, sind nur 13% der Chefarztpositionen mit Frauen besetzt. Dies verdeutlicht die strukturellen Probleme und die Notwendigkeit für Reformen im Gesundheitssystem.
Grenzverletzungen und Machtmissbrauch
Grenzverletzungen und Machtmissbrauch sind leider an der Tagesordnung im Gesundheitswesen. Laut dem Ärztinnenbund sind diverse Berufsgruppen betroffen, wobei junge Frauen häufig Ziel sexueller Übergriffe durch Vorgesetzte werden. Die Übergänge zwischen Beruflichem und Privatem sind oft fließend, was die Problematik verstärkt. Dies führt dazu, dass viele Betroffene zögern, Vorfälle zu melden, aus Angst vor negativen Konsequenzen oder einer „Kultur des Schweigens“ innerhalb ihrer Einrichtungen.
Insgesamt ist klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Berichte über Machtmissbrauch, Diskriminierung und Grenzverletzungen zeigen, wie tief diese Probleme im Gesundheitssystem verwurzelt sind. Nur durch offene Gespräche und nachhaltige Veränderungen können die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte verbessert werden. Und das ist nicht nur wichtig für die Beschäftigten, sondern letztlich auch für die Patient:innen, die auf hochwertige und respektvolle medizinische Versorgung angewiesen sind.
In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen muss die Gesellschaft endlich auf diese Missstände reagieren, um ein faires und sicheres Arbeitsumfeld für alle im Gesundheitswesen zu schaffen. Es ist an der Zeit, dass nicht nur über die Probleme gesprochen wird, sondern auch konkrete Lösungen auf den Tisch kommen. Das Wohl der Medizinischen Fachkräfte und der Patienten darf dabei nicht aus den Augen verloren werden.
Lesen Sie mehr zur Umfrage und den Ergebnissen beim NDR sowie zur Diskriminierung von Ärztinnen auf Tagesschau. Weitere Informationen zu Grenzverletzungen und Machtmissbrauch finden Sie beim Ärztinnenbund.