Fulda am Boden: Gründungszahlen im Keller – Wo bleibt der Gründergeist?

Fulda am Boden: Gründungszahlen im Keller – Wo bleibt der Gründergeist?
Die Situation der Gründungen im Landkreis Fulda ist trotz enormer Herausforderungen spannend und voller Informatives, auch wenn die Zahlen nicht die besten sind. Laut dem Gründungsbarometer 2025 belegt Fulda den letzten Platz unter den hessischen IHK-Bezirken, und das mit nur 6,30 Gründungen pro 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: Offenbach führt mit satten 9,97 Gründungen an der Spitze, gefolgt von Frankfurt und Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Im Jahr 2024 wurden im Landkreis nur 1.751 Gewerbeanmeldungen registriert, was erneut die untere Reihe in Hessen begleitete. Tatsächlich wurden in ganz Hessen insgesamt 60.758 Gewerbeanmeldungen erfasst, was einen krassen Gegensatz zur hohen Anzahl an Abmeldungen von 55.986 darstellt.
Den Schwung, den andere Regionen aufweisen, fehlt in Fulda. Florian Albinger, Koordinator der Gründerszene bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Fulda, hebt hervor, dass sich viele Arbeitnehmer in ihren festen Anstellungen wohlfühlen und weniger bereit sind, Risiken einzugehen. Auch die geringe Arbeitslosigkeit wird sowohl als Vorteil als auch als Fluch wahrgenommen; während sie den Standort stärkt, hemmt sie gleichzeitig den Gründergeist. Aber es gibt auch eine aufstrebende Gruppe, die aus Gründen wie einer besseren Work-Life-Balance und einer höheren Lebensqualität in die Selbstständigkeit drängt.
Herausforderungen und Chancen
Doch die Hürden sind zahlreich. Unsicherheiten in Bezug auf Investitionen und die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern hindern viele Gründungswillige daran, ihre Ideen zu verwirklichen. Mangelnde Gewerbeflächen sowie ein angespannter Wohnungsmarkt wirken als abschreckende Faktoren. Trotz dieser Schwierigkeiten zeigt sich eine bemerkenswerte Entwicklung: Das Metanetzwerk „Gründerregion Fulda“ wurde ins Leben gerufen, um Ressourcen zu bündeln und die Gründungsprozesse gezielt zu unterstützen.
In diesem Kontext wird die Rolle der Hochschule Fulda immer wichtiger. Sie fördert unternehmerisches Denken mit Programmen wie der Entrepreneurship Education sowie Wettbewerben, die potenziellen Gründern ein gutes Händchen geben sollen. Monatliche Stammtische und Workshops bieten eine Plattform für Gründer, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Am 13. August 2025 findet zudem ein After-Work-Treffen des Mentoren Elite Clubs in der Rhön statt, ein weiteres Beispiel dafür, wie Unterstützung organisiert wird.
Beratungsbedarf und Zukunftsausblick
Die Nachfrage nach Gründungsberatung ist in der Region hoch, wie auch der KfW-Gründungsmonitor 2025 aufzeigt. In der Statistik der hessischen Industrie- und Handelskammern wird der engagierte Mut der Menschen, Unternehmen zu gründen, hervorgehoben. Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertags, betont die Notwendigkeit für einfachere Gründungsbedingungen, um angehenden Unternehmern den Weg zu ebnen und dabei digitale Lösungen sowie weniger bürokratische Hürden zu schaffen.
In Hessen beobachten wir eine Konzentration von Gründungen in urbanen Räumen, insbesondere im Dienstleistungssektor, Handel und Baugewerbe. Die Mehrheit der Neugründungen erfolgt in der Rechtsform von Einzelunternehmen, gefolgt von GmbHs. Zudem zeigen Menschen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit eine beeindruckende Gründungsfreudigkeit, was die Vielfalt und Innovationskraft in der Region bereichert.
Abschließend lässt sich sagen, dass Fulda trotz der Herausforderungen jede Menge Potenzial in sich trägt. Das Early-Stage-Engagement und die Initiativen der Hochschulen, gekoppelt mit dem Mut der Unternehmer, können die Region auf den richtigen Kurs bringen. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass es sich lohnen könnte, die startup-freundliche Umgebung weiter zu fördern und den Gründergeist zu entfachen – denn hier liegt noch einiges an Möglichkeiten in der Luft.