Wiesbaden startet Stille Stunde : Reizfreies Einkaufen für alle!

Wiesbaden führt am 3. Juli die „Stille Stunde“ ein, um sensorische Barrieren beim Einkaufen abzubauen und Teilhabe zu fördern.

Wiesbaden führt am 3. Juli die „Stille Stunde“ ein, um sensorische Barrieren beim Einkaufen abzubauen und Teilhabe zu fördern.
Wiesbaden führt am 3. Juli die „Stille Stunde“ ein, um sensorische Barrieren beim Einkaufen abzubauen und Teilhabe zu fördern.

Wiesbaden startet Stille Stunde : Reizfreies Einkaufen für alle!

Die Einkaufsmeilen in Wiesbaden bekommen einen neuen, unverwechselbaren Charme. Ab Donnerstag, dem 3. Juli, wird die Innenstadt mit der Einführung der „Stillen Stunde“ ein ganz anderes Gesicht zeigen. Geschäfte bieten jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr eine reduzierte Geräuschkulisse und gedämpftes Licht an. Diese Initiative soll dazu beitragen, das Einkaufen für Menschen mit Autismus, Angststörungen, sensorischer Überempfindlichkeit und anderen Einschränkungen zu erleichtern, wie rheinmainverlag.de berichtet.

Wiesbaden ist das erste Bundesland in Deutschland, das flächendeckend die „Stille Stunde“ in der Innenstadt organisiert und unterstützt. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Hessens Ministerin Heike Hofmann haben sich als Schirmherren des Projekts berufen, und Bürgermeisterin Christiane Hinninger ruft bereits zur aktiven Teilnahme von Händlern auf. Über 20 Geschäfte, darunter ein großes Warenhaus und ein Einkaufszentrum, haben sich bereit erklärt, mitzumachen. Dies ist ein wichtiges Zeichen für mehr Inklusion und Teilhabe, so das Ziel dieses Projekts.

Ein barrierefreies Einkaufserlebnis

Die „Stille Stunde“ ist nicht einfach eine Verkaufsstrategie, sondern ein gesellschaftlicher Schritt in Richtung mehr Barrierefreiheit. Die Maßnahmen umfassen eine reduzierte Beleuchtung, den Verzicht auf Musik und Durchsagen sowie leisere Kassenzonen. Sitzgelegenheiten und Rückzugsorte sollen für Entspannung und Sicherheit sorgen. Diese Initiative fördert ein selbstbestimmteres Einkaufen und sensibilisiert die Gesellschaft für die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen.

Die Idee hinter der „Stillen Stunde“

kommt ursprünglich aus Neuseeland, wo es als „Silent Shopping“ oder „Quiet Hour“ bekannt ist. Diese Idee wurde von Theo Hogg ins Leben gerufen, einem Mitarbeiter des neuseeländischen Supermarktes „Countdown“, der selbst ein autistisches Kind hat. Mittlerweile wird „Quiet Hour“ in vielen Supermärkten weltweit praktiziert. Auch hierzulande gibt es viel zu tun, um sensorische Barrieren abzubauen und das Bewusstsein für die Herausforderungen neurodivergenter Menschen zu schärfen, wie auch stille-stunde.com betont.

Die Rolle der Aufklärung

Neurodivergente Menschen, insbesondere jene mit Autismus oder ADHS, sind häufig von Reizüberflutung betroffen. Diese kann zu extremen emotionalen Reaktionen führen, bekannt als „Meltdown“ oder „Shutdown“. Reizüberflutung ist zudem ein ernstes Thema, nicht nur für Menschen mit autistischen Zügen, sondern auch für Betroffene von MS, Depressionen oder Migräne.

Die Daten sind alarmierend: Laut Studien lebt eine beträchtliche Anzahl von Menschen mit Autismus gefährdet, mit einer sechsfach höheren Wahrscheinlichkeit für Suizidversuche im Vergleich zu nichtautistischen Personen. Dieser Fakt zeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftlich gegenzusteuern und die Rahmenbedingungen für Betroffene zu verbessern. Umso wichtiger ist eine kontinuierliche Aufklärung über neurodivergente Menschen: Hier kommen Schulen, Unternehmen und der Gesundheitssektor ins Spiel, wie inqua-institut.de verdeutlicht.

In der Arbeitswelt etwa ist die Integration neurodiverser Personen oft eine Herausforderung. Die Bedürfnisse dieser Menschen sind unterschiedlich, und Unternehmen sollten sich darauf einstellen, geeignete Arbeitsbedingungen zu schaffen, die die Stärken dieser Fachkräfte nutzen. Dies umfasst unter anderem klare Kommunikation und regelmäßige Feedbackgespräche.

Die „Stille Stunde“ in Wiesbaden ist ein erster richtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Stadt zeigt, dass ein konsequentes Miteinander für alle Vorteile bringt. Informationen zu teilnehmenden Geschäften stehen auf der Webseite der Stadt Wiesbaden zur Verfügung: www.wiesbaden.de/stille-stunde. Für weitere Details stehen Jens Ackermann vom Citymanagement und Andrea Hausy, die kommunale Inklusionsbeauftragte, als Ansprechpartner bereit.