Brudermord aus Kandahar: Prozessstart am 17. Juli in Hanau!

Prozessbeginn gegen einen 69-Jährigen wegen mutmaßlichen Brudermords in Hanau am 17. Juli 2025. Tatort: Kandahar, Afghanistan.

Prozessbeginn gegen einen 69-Jährigen wegen mutmaßlichen Brudermords in Hanau am 17. Juli 2025. Tatort: Kandahar, Afghanistan.
Prozessbeginn gegen einen 69-Jährigen wegen mutmaßlichen Brudermords in Hanau am 17. Juli 2025. Tatort: Kandahar, Afghanistan.

Brudermord aus Kandahar: Prozessstart am 17. Juli in Hanau!

Am 17. Juli 2025 beginnt vor dem Landgericht Hanau ein aufsehenerregender Prozess, der die Schatten der Vergangenheit in Afghanistan beleuchtet. Angeklagt ist ein 69-jähriger Mann wegen des mutmaßlichen Mordes an seinem Bruder, der im Oktober 2015 in Kandahar verübt worden sein soll. Wie HNA berichtet, wird dem Angeklagten vorgeworfen, aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen gehandelt zu haben. Die Tatwaffe, eine Schrotflinte, steht im Mittelpunkt der Vorwürfe.

Der mutmaßliche Täter ist bereits seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft in Frankfurt. Auch ein Kronzeuge, der wichtige Informationen zu dem Fall liefern kann, lebt inzwischen in Deutschland. Während die Aufklärung in Afghanistan aufgrund der aktuellen politischen Situation dort – seit der Rückkehr der Taliban 2021 – nahezu unmöglich ist, sieht die Staatsanwaltschaft dennoch Chancen, den Fall vor Gericht zu bringen. Mord verjährt nicht, und die deutschen Gesetze gemäß Paragraph 7 des Strafgesetzbuchs ermöglichen die Anklage für im Ausland begangene Verbrechen.

Der Hintergrund der politischen Lage in Afghanistan

Um das Geschehen rund um den Mordfall zu verstehen, ist ein Blick auf die Verhältnisse in Afghanistan erforderlich. Die Taliban übernahmen 2021 erneut die Kontrolle über das Land, nachdem sie nach den Angriffen am 11. September 2001 durch die USA an die Macht gekommen waren. Die BBC beschreibt, dass die US-Truppen im Zuge eines Abkommens mit den Taliban im Februar 2020 ihren Abzug planten. Die Sicherheitslage hat sich seither dramatisch verschlechtert, was nicht nur die humanitäre Situation betrifft, sondern auch das Justizsystem in Afghanistan weitgehend lahmgelegt hat.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist die humanitäre Lage katastrophal. Laut einem Bericht von Amnesty leben rund 85 % der afghanischen Bevölkerung von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Etwa 12 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, und extreme Wetterereignisse sowie Wirtschaftskrisen haben die Situation zusätzlich verschärft. 2024 benötigten mehr als 23 Millionen Menschen in Afghanistan humanitäre Hilfe.

Die Herausforderungen der Justiz und das Verfahren in Hanau

Die Anklage in Hanau hat mehrere Verhandlungstage angeberaumt, um all die nötigen Beweise zu erheben. Die Staatsanwaltschaft präsentierte bereits weitere Beweismittel, darunter auch Fotos, die zur Klärung des Falles beitragen könnten. Ein besonderes Augenmerk muss auch auf die immer wieder überprüfte Haftfortdauer des Angeklagten gelegt werden, da diese bereits dreimal von der zuständigen Kammer überprüft wurde.

Die Angehörigen des Opfers hatten Anzeige erstattet, und die Ermittlungen zogen sich fast ein Jahr hin. In Anbetracht der politischen Lage in Afghanistan und der Unzugänglichkeit vor Ort ist der Prozess in Deutschland eine der wenigen Möglichkeiten, Gerechtigkeit für das Opfer zu erzielen und gleichzeitig ein Licht auf die schweren Menschenrechtsverletzungen zu werfen, die in Afghanistan unter der Taliban-Herrschaft geschehen.

Die Vorbereitungen für den Prozess in Hanau werden somit nicht nur für die Beteiligten von Bedeutung sein, sondern sind auch symbolisch für viele Afghanen, die aufgrund der anhaltenden Krise und der repressiven politischen Maßnahmen ihrer Regierung leiden.