Feuerwehrkrise: Wie Ostfriesland den Niedergang der Brandweer verhindert

Feuerwehrkrise: Wie Ostfriesland den Niedergang der Brandweer verhindert
In Deutschland ist das Feuerwehrwesen ein unverzichtbarer Bestandteil des Katastrophenschutzes. Etwa 95% der Feuerwehrleute sind freiwillige Retter, die sich unermüdlich für ihre Gemeinden einsetzen. Im Vergleich dazu tut sich die niederländische Feuerwehr, die Brandweer, mit Personalengpässen schwer. Diese Beobachtung machte Friedhelm Tannen, Präsident des Feuerwehrverbands Ostfriesland, bei einem Besuch in den Niederlanden. Üblicherweise kommen in Ostfriesland auf ein Feuerwehrmitglied etwa 70 bis 120 Einwohner, während in der Region Groningen diese Zahl auf fast 800 ansteigt. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Unterschiede und Herausforderungen, mit denen beide Systeme konfrontiert sind.
Was macht die Brandweer so besonders?
Die Struktur der niederländischen Feuerwehr weicht erheblich von der in Deutschland ab. Alle Feuerwehrleute müssen unter Atemschutz ausgebildet sein, was eine größere Flexibilität in den Einsätzen ermöglicht. Jeder kann jede Aufgabe übernehmen. Des Weiteren sind auf einem Löschgruppenfahrzeug nur sechs Einsatzkräfte statt neun wie in Deutschland vorgesehen. Die Forschung zeigt, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland geringer ist, was die niedrige Anzahl an Ehrenamtlichen erklärt. Laut den Erkenntnissen von Feuerwehrleben.de hat eine durchschnittliche Gemeinde mit 15.000 Einwohnern nur 16 Einsatzkräfte, was die kritische Situation verstärkt.
Unterschiedliche Ausbildungswege
Die Feuerwehr in den Niederlanden hat sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt, wobei sie ursprünglich am deutschen Feuerwehrwesen orientiert war. Mittlerweile gibt es jedoch gemeindeübergreifende Sicherheitsregionen (Veiligheidsregio), die zunehmend die Organisation übernehmen. Ein einheitliches Ausbildungssystem für sowohl ehrenamtliche als auch hauptberufliche Kräfte ist implementiert, und die Ausbildung reicht vom Feuerwehrmann bis hin zum Führen von Verbänden. Dies ist ein bemerkenswerter Ansatz, um ein hohes Ausbildungsniveau sicherzustellen und die Effizienz zu steigern, wie es Christian Velthausz von der Sicherheitsregion Noord- en Oost-Gelderland beschreibt.
In Deutschland hingegen ist das Feuerwehrwesen durch gesetzliche Regelungen der einzelnen Bundesländer geprägt. Die Organisation variiert stark, es existieren Stadt-, Kreis- und Bezirksfeuerwehrverbände. Auch finanziell werden verschiedene Anreize gesetzt, wie etwa die bis zu 4 Euro pro Einsatz oder Ausbildungstag in einigen Gemeinden, um das Engagement zu fördern. In Niedersachsen beispielsweise ist die Personalnot nicht flächendeckend und die Zahl der Freiwilligen Feuerwehrleute hat die Marke von 130.000 überschritten.
Der Wert der Ehrenamtlichkeit
Ein besonderer Aspekt in den Niederlanden ist die gestaffelte Aufwandsentschädigung, die die Mitglieder der Brandweer bekommen. Pro Einsatzstunde können bis zu 25 Euro verdient werden. Dieses Konzept mag in gewisser Weise Anreize bieten, bleibt aber hinter den finanziellen Anreizen in Deutschland zurück. In vielen deutschen Gemeinden sind die Freiwilligen Feuerwehren für alle Bürger geöffnet, wobei die Mitgliedschaft entgeltfrei ist und die Ein- sowie Austritte sich nach dem persönlichen Engagement richten.
Wie begegnen beide Länder der Herausforderungen?
Die Herausforderungen sind in beiden Systemen ähnlich, jedoch werden sie unterschiedlich adressiert. In Deutschland ist eine intensive Förderung notwendig, um die Nachwuchsgewinnung zu sichern und die bestehenden Mitglieder aktiv zu halten – sei es durch regelmäßige Ausbildung oder durch Freizeitangebote. In den Niederlanden hingegen könnte eine grundlegende Überarbeitung der Anreize für die Mitgliedschaft in der Brandweer erforderlich sein, um mehr Bürger für das Ehrenamt zu gewinnen. Ein langfristiges Ziel beider Länder sollte es sein, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Einsatzkräfte adäquat zu unterstützen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Feuerwehrwesen in Deutschland und den Niederlanden aufgrund der unterschiedlichen Strukturen und Ausbildungssysteme vor großen Herausforderungen steht. Ob es um die Personalgewinnung bei der Feuerwehr geht oder die Sicherstellung von Einsatzkräftemangel – hier ist ein echtes Miteinander gefragt.
Für weitere Informationen über die Strukturen der Feuerwehr in den Niederlanden, besuchen Sie NWZonline, Feuerwehrleben und Wikipedia.