Stadt Göttingen greift ein: Unterstützung für Mieter in Problemimmobilie

Stadt Göttingen greift ein: Unterstützung für Mieter in Problemimmobilie
Die Situation in den Problemimmobilien an der Groner Landstraße in Göttingen entwickelt sich zunehmend zur Herausforderung für die Stadt sowie die betroffenen Mietern. Wie die HNA berichtet, wurde der Wohnblock im Juni 2020 nach einem Corona-Ausbruch abgeriegelt. Sozialdezernentin Anja Krause beschreibt die Gegebenheiten dort als vielschichtig und weist darauf hin, dass zu viele Menschen auf zu engem Raum leben und die Wohnungen oft stark renovierungsbedürftig sind.
Die Stadt Göttingen, die den Mietern Unterstützung anbietet, sieht sich jedoch in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Solange die Wohnungen nicht als unbewohnbar gelten, können nur begrenzte Interventionen erfolgen. Angebote zur Mietrechtsberatung werden zwar gemacht, doch die Nutzung dieser Hilfen bleibt hinter den Erwartungen zurück. Mieter werden oft mit den Anforderungen zur Mietminderung alleine gelassen, was die Situation zusätzlich erschwert.
Hohe Kosten und prekäre Bedingungen
Ein Blick auf die finanziellen Aspekte zeigt, dass die Mieten in den problematischen Wohnungen an der Groner Landstraße über dem Göttinger Mietspiegel liegen. Ein Apartment von 17,5 Quadratmetern kostet etwa 343 Euro, was etwa 20 Euro pro Quadratmeter entspricht. Dies ist deutlich über dem durchschnittlichen Mietpreis von 9,35 Euro pro Quadratmeter. Viele dieser Wohnungen sind von Sozialleistungsbeziehern bewohnt, und die Stadt sowie der Landkreis zahlen pro Jahr insgesamt 1,28 Millionen Euro für 174 Wohnungen in diesem Bereich. Wie NDR berichtet, leben rund 300 Mietparteien in diesen beiden Gebäuden, von denen etwa die Hälfte auf Sozialleistungen angewiesen ist. Die Bedingungen werden als unzumutbar beschrieben, und der Mieterbund schlägt Alarm: Die hohen Mietpreise könnten auf ein profitables Geschäftsmodell hinweisen.
Die Schwierigkeiten durch Vandalismus, Vermüllung und hohe Kriminalität setzen den Mietern zusätzlich zu. Die Hausverwaltung Coeles/Reimann weist zwar Vorwürfe der Bereicherung zurück, gibt jedoch zu, dass hohe Instandhaltungskosten durch diese Probleme entstehen. In der aktuellen Lage ist ein richtiger Ausweg nicht in Sicht, da die Mehrheit der Eigentümer insolvent ist und die Stadt bei privaten Mietverträgen nicht eingreifen kann.
Segregation und dramatische Entwicklungen
Parallel zu diesen Herausforderungen hat die Forschung von Göttinger Geografen wie Michael Mießner und Tobias Klinge gezeigt, dass die Segregation in Göttingen in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Sowohl vom Preisanstieg bei Immobilien als auch von der räumlichen Trennung von Bevölkerungsgruppen betroffen, wird die Situation durch Bodenspekulation und Anlagedruck weiter angespannt. Zwischen 2018 und 2023 haben sich die Immobilienpreise in begehrten Lagen inflationsbereinigt um mehr als 10 % erhöht, was die Nachfrage nach günstigen Wohnraum steigert und die Situation der Sozialleistungsempfänger noch prekärer macht.
Für viele bedeutet das, dass sie sich zunehmend in weniger bevorzugte Stadtteile zurückziehen müssen, während diese zunehmend von wohlhabenderen Haushalten dominiert werden. Göttingen ist somit zwar nicht von Wohnungsnot betroffen, dennoch wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper. Die derzeit höchsten Mietpreise in Niedersachsen sind nur ein weiteres Beispiel für die Missstände, die in der Stadt leider ungelöst harren.
Mit dieser komplexen Gemengelage haben Stadt und Land große Probleme, die verschiedenen Akteure unter einen Hut zu bringen. Die Unterstützung durch die Stadt reicht oftmals nicht aus, um positive Änderungen zu bewirken, und es bleibt zu hoffen, dass bald effektive Lösungen gefunden werden können, um sowohl die Wohnbedingungen zu verbessern als auch die sozialen Spannungen in Göttingen zu verringern.