Rückzug des Emmerthaler Archivars: Bürgermeister zeigt tiefe Betroffenheit

Rückzug des Emmerthaler Archivars: Bürgermeister zeigt tiefe Betroffenheit
Ein bedeutender Rückzug im Emmerthaler Gemeindearchiv: Cord Hölscher, der seit 2008 ehrenamtlich als Gemeindearchivar tätig war, hat nach 18 Jahren seine Reißleine gezogen. Dies verkündete er überraschend Ende der vergangenen Woche, ohne näher auf die Gründe einzugehen. Bürgermeister Dominik Petters zeigte sich betroffen und dankte Hölscher für sein langjähriges Engagement, welches die Archivlandschaft in Emmerthal maßgeblich geprägt hat. In seinen Äußerungen ließ Hölscher jedoch durchblicken, dass fehlende Unterstützung eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben könnte. Besonders auf die Schwierigkeiten bei der Veröffentlichung von Archiv-Schriften weise er hin; der 29. Band der Schriftenreihe wurde lediglich als PDF herausgebracht, was als ungenügend empfunden wurde.
Das Historische Archiv der Gemeinde Emmerthal befindet sich auf dem Museumsgelände in Börry. Während Hölschers Amtszeit wurden zahlreiche Bildabende und Ausstellungen in verschiedenen Orten, darunter Kultur(n)halle und Altenheime, organisiert. Seine unermüdliche Arbeit brachte dem Archiv und der örtlichen Geschichtsforschung einen hohen Stellenwert. Die Beliebtheit seiner Vorträge zeigt, wie sehr die Bürger die Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte schätzen. Petters bestätigte, dass Hölscher gerne weitergemacht hätte, doch veränderte Rahmenbedingungen stellten sich als Hindernis heraus.
Herausforderungen für die Ehrenamtskultur
In einer Zeit, in der das Ehrenamt immer wichtiger wird, zeigt sich auch in Emmerthal der Bedarf an neuer Unterstützung. Hölscher sprach den Wunsch aus, über die Ehrenamtskultur nachzudenken und die Rahmenbedingungen zu verbessern, um die freiwillige Arbeit im Archiv zu stärken. Dabei wären neue Verantwortliche, besonders in der Rolle des Kulturbeauftragten, hilfreich, um die vielfältigen Veranstaltungen zu organisieren. Der Kulturverein hat aktuell genug an der Backe, von Großveranstaltungen wie dem Felgenfest bis zum Weihnachtsmarkt – hier bleibt wenig Raum für zusätzliche Projekte.
Laut einer Studie über Ehrenamtsarbeit ist die Unterstützung und Anerkennung von Ehrenamtlichen entscheidend. Aspekte wie Weiterbildung und die richtige Ansprache der Freiwilligen spielen eine zentrale Rolle. Hier sollten sich die Verantwortlichen in Emmerthal an einen Tisch setzen, um über mögliche Ansätze zur Verbesserung der Unterstützung zu diskutieren.
Ein Aufruf zur Mitgestaltung
Cord Hölscher appellierte zudem an die Bürger, aktiv mitzumachen. Das Archiv sucht engagierte Mitstreiter, die Interesse an der Aufarbeitung von Themen haben, Zeitzeugenberichte sammeln oder Interviews führen wollen. Besonders gefragt sind zudem diejenigen, die die „deutsche Schrift“ (Sütterlin) lesen und Dokumente übersetzen können. Auch Fotografen, die Fotoaufträge übernehmen, und kreative Köpfe für die Wiki-Mitgestaltung sind herzlich willkommen. Hier gibt es viele Möglichkeiten, sich in die Geschichtsforschung einzubringen und das kulturelle Erbe Emmerthals zu bewahren.
Der Rückzug von Cord Hölscher hinterlässt eine Lücke, sorgt aber gleichzeitig für frischen Wind und vielleicht sogar für neue Ideen in der Archivarbeit. Es bleibt zu hoffen, dass seine Anregungen Gehör finden und die Ehrenamtskultur in Emmerthal einen weiteren Aufschwung erleben kann.