35 Jahre deutsche Einheit: Verden erinnert an bewegte Frauen-Geschichte!
Am 30. September 2025 startet in Verden eine Veranstaltungsreihe zur deutsch-deutschen Geschichte, u.a. mit Podiumsdiskussionen und Lesungen.

35 Jahre deutsche Einheit: Verden erinnert an bewegte Frauen-Geschichte!
Zum 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung wird im Lernort Demokratie Verden eine spannende Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Die gesamte Palette der deutsch-deutschen Geschichte steht im Fokus, mit einem klaren Ziel: Den Bürgerinnen und Bürgern die verschiedenen Facetten der Teilhabe und der demokratischen Verhältnisse näherzubringen sowie die Verflechtungen zwischen der DDR und Nordwestdeutschland zu beleuchten. Wie der Weser-Kurier berichtet, wird diese Serie durch die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert und findet in den Räumlichkeiten der Stadt am Norderstädtischen Markt, im Syndikatshof, statt.
Der Auftakt der Veranstaltungsreihe ist für Dienstag, den 30. September, um 18:30 Uhr im Verdener Domherrenhaus angesetzt. Hier wird das Thema „Marlise Steinert – Eine Gulag-Überlebende in Verden“ behandelt. Marlise Steinert, die 1945 aus dem Gulag frei kam und als Dolmetscherin für die sowjetische Spionageabwehr arbeitete, wird in einem Vortrag von der Historikerin Olga Danilenko eingeführt, während Lore Siebert von ihren Erinnerungen an ihre Mutter berichtet. Der Eintritt kostet lediglich 5 Euro.
Vielfältige Programmpunkte für alle Generationen
Ein weiterer Höhepunkt wird die Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 1. Oktober, um 18 Uhr im Ratssaal des Verdener Rathauses sein. In dieser Diskussion mit dem Titel „Wir waren doch schon viel weiter?! Perspektiven von Frauen in Ost und West auf Entwicklungen seit der Wiedervereinigung“ werden zentrale Themen wie Kinderbetreuung, Berufstätigkeit und das Abtreibungsrecht untersucht. Hierzu wird wärmstens der kostenfreie Eintritt empfohlen.
Am Mittwoch, den 8. Oktober, geht es dann direkt weiter mit Zeitzeugengesprächen mit Thomas Raufeisen, der wegen seiner politischen Überzeugungen in der DDR verhaftet wurde und drei Jahre inhaftiert war. Diese Gespräche finden im Gymnasium am Wall statt, und die Anmeldung ist erforderlich. Am selben Abend um 20 Uhr wird das Kommunalkino (Koki) im Cine City den Film „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“ zeigen, der ebenfalls kostenlos zu besichtigen ist.
Abgerundet wird die Reihe durch eine Lesung von Manja Präkels am Mittwoch, den 19. November, in der Stadtbibliothek Verden, mit dem Titel „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“, gefolgt von einer Abschlussveranstaltung am 26. November über die Geschichten von DDR-Flüchtlingen in Hamburg.
Ost-West-Frauenbewegung unter der Lupe
Im Rahmen der Betrachtung der deutsch-deutschen Geschichte wird auch die Rolle der Frauenbewegung nicht außer Acht gelassen. Der erste Ost-West-Frauenkongress, der 1990 in der Dynamo-Sporthalle in Ost-Berlin stattfand, war ein Wendepunkt. Dieses Forum diente der Entwicklung gemeinsamer Strategien zum Schutz der Frauenrechte während der Wiedervereinigung, wie das Digitale Deutsche Frauenarchiv erläutert. Hier sollten die unterschiedlichen Perspektiven von Ost- und Westfrauen zusammengebracht werden – Oftmals gab es jedoch Spannungen, da unterschiedliche gesellschaftliche Hintergründe aufeinandertrafen.
So arbeiteten Frauen aus der DDR in der Regel Vollzeit und jugelten dabei weiterhin Haushalt und Kindererziehung. Im Vergleich dazu forderten ihre westdeutschen Kolleginnen Gleichberechtigung, während sie oft in traditionellen Familienstrukturen lebten. Die Wahrnehmung war geteilt: Ostfrauen wurden als naive Muttis wahrgenommen, während die Westfrauen oft als arrogante Emanzen stigmatisiert wurden. Ein interessantes Buch zu diesem Thema ist „Von Muttis und Emanzen – Feministinnen in Ost- und Westdeutschland“ von Gislinde Schwarz und Ulrike Helwerth.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Debatte über den Paragrafen 218, der die rechtlichen Rahmenbedingungen für Schwangerschaftsabbrüche regelt. Während dieser in der DDR legal war und die Frauen Teil einer sozialpolitischen Förderung im Beruf und in der Familie waren, war die Lage in der Bundesrepublik deutlich restriktiver. So schloss Angela Merkel in ihrer Betrachtung der Verhältnisse auch darauf hin, dass auch in der DDR Defizite in der Gleichberechtigung herrschten, da das Politbüro vollständig männlich besetzt war, was die Diskussion über die Sichtbarkeit und Repräsentation von Frauen zusätzlich anheizte, wie die Bundeszentrale für politische Bildung aufzeigt.