Traditionsunternehmen Unckenboldt in Wilhelmshaven schließt nach 100 Jahren!

Traditionsunternehmen Unckenboldt in Wilhelmshaven schließt nach 100 Jahren!
Nach einem Jahrhundert erfolgreicher Geschäftstätigkeit zieht die Traditionsfirma Karl Unckenboldt in Wilhelmshaven zum 30. September 2025 endgültig den Stecker. Die Geschäftsführerin Beate Reese, die das Unternehmen in dritter Generation seit 25 Jahren leitet, macht vor allem die zunehmende Bürokratie für die Schließung verantwortlich. In einem Interview mit NWZonline äußert sie ihre Bedenken über die gesetzlichen Anforderungen, die es kleinen Unternehmen zunehmend schwer machen zu bestehen.
Unckenboldt wurde 1925 von Karl Unckenboldt gegründet, ursprünglich als Brennstoff- und Kartoffelhandel. Im Lauf der Jahre hat sich das Sortiment auf über 600 Sämereien, Erde, Dünger und Arbeitsgeräte erweitert. Besonders bekannt ist das Unternehmen für seine Vertriebsstelle für Flüssiggas, die zu den umsatzstärksten in Norddeutschland zählt. Diese Erfolgsgeschichte, die durch die Errichtung einer Füllanlage für Flüssiggasflaschen in den 1970ern untermauert wurde, endet nun nach 100 Jahren.
Bürokratie als Wachstumsbremse
Reese spricht nicht nur für sich selbst. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts, die in der Publikation Familienunternehmen veröffentlicht wurde, berichten 90,8 Prozent der 1800 befragten Firmen von einer Zunahme der bürokratischen Belastung seit 2022. Viele Unternehmen haben bereits Investitionen aufgrund dieser Hindernisse zurückgestellt.
Beate Reese gehört zu den Stimmen der Betroffenen. Sie kritisiert, dass die gestiegenen gesetzlichen Auflagen und die Bürokratie nicht nur die Betriebsführung erschweren, sondern auch die Innovationskraft hemmen. Über 45 Prozent der Unternehmen haben im vergangenen Jahr geplante Investitionen aufgrund bürokratischer Anforderungen gestoppt. Ein Handlungsbedarf ist offensichtlich, um ein günstigeres und innovationsfreundlicheres Geschäftsumfeld zu schaffen.
Der technologische Wandel
In einer Zeit, in der Unternehmen sich der digitalen Transformation stellen müssen, hat die Pandemie den Druck zusätzlich erhöht. Wie PwC zeigt, stehen Unternehmen typischerweise vor der Herausforderung, ihre Strategien an technologiegetriebene Veränderungen anzupassen. Es ist klar: Unternehmen, die sich nicht zeitgemäß aufstellen, riskieren, den Anschluss zu verlieren.
Reese ist sich dieser Herausforderung bewusst und hat sich während ihrer langen Amtszeit stets für die Belange ihres Unternehmens und der Gemeinde eingesetzt. Ihr Engagement im Beirat Westliche Südstadt spricht für ihre Verbundenheit mit dem lokalen Umfeld.
Kurzum, die Schließung von Unckenboldt bringt nicht nur historische Bedeutung mit sich, sondern wirft auch Fragen zur Zukunft kleiner Unternehmen in Deutschland auf. Die kritisierte Bürokratie und die Notwendigkeit zur digitalen Anpassung bleiben drängende Herausforderungen, mit denen nicht nur Wilhelmshaven, sondern die gesamte Wirtschaftslandschaft konfrontiert ist.