Wohlergehen der Pferde im Fokus: CHIO Aachen startet wichtige Initiative

Wohlergehen der Pferde im Fokus: CHIO Aachen startet wichtige Initiative
Im Rahmen des Weltfests des Pferdesports dreht sich alles um das Wohlergehen der Pferde. Am 4. Juli 2025 fand die erste CHIO Aachen Science Lounge statt, bei der Tierärzte und prominente Reiter wie Isabell Werth, Ingrid Klimke, Martin Fuchs und Patrik Kittel anwesend waren. Birgit Rosenberg eröffnete die Veranstaltung vor etwa 50 Interessierten, darunter Tierärzte und Medienvertreter. Ziel war ein intensiver Austausch über das Thema Pferdewohl und die Weiterentwicklung im Reitsport. Sie betonte die Notwendigkeit eines fairen Umgangs der Athleten mit ihren Pferden und merkte an, dass eine kritische Auseinandersetzung oft eine faktenbasierte Debatte vermissen lässt.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der 2023 gegründete CHIO Aachen Scientist Circle, der das Wohlergehen der Sportpferde wissenschaftlich untersuchen möchte. Leonie Krüger, Mitglied der Initiative, wertet aktuell gesammelte Daten aus, um das Wohlbefinden der Pferde umfassend zu erfassen und zu bewerten. Die CHIO Aachen Science Lounge, veranstaltet vom CHIO Aachen CAMPUS und ReproTraining, soll als Plattform dienen, um entscheidende Akteure zusammenzubringen und neue Ideen zur Förderung des Pferdewohls zu entwickeln. Krüger bezeichnet Aachens Engagement als Pionierarbeit und sieht in der hohen Transparenz und den zahlreichen Presseanfragen eine positive Entwicklung.
Regeln und ihre Umsetzung
Ein alternativer Blickwinkel auf das Thema Pferdeschutz kommt von der DW. Diese weist darauf hin, dass das Tierschutzgesetz für Pferde im Reitsport klare Regeln aufstellt. So sind, laut Paragraph 1, jegliche Maßnahmen, die Tieren ohne vernünftigen Grund Schmerzen oder Leiden zufügen, verboten. Paragraph 3 legt fest, dass von Tieren keine Leistungen verlangt werden dürfen, die sie offensichtlich nicht erbringen können. Trotzdem ist die Diskussion über die Auslegung dieser Regelungen emotional und oft uneinheitlich. Andrea Mihali, Tierärztin beim Deutschen Tierschutzbund, bemängelt die mangelhafte Durchsetzung dieser Regeln. Häufige Verstöße, wie die umstrittene Rollkur, finden—trotz Verbot—weiterhin Anwendung, ohne dass entsprechende Konsequenzen folgen.
Ein positives Highlight ist die Initiative „Scientist Circle“, die einer objektiven Messung des Wohlbefindens von Pferden dient. Diese Pilotstudie umfasst unter anderem das Dressurpferd Emilio von Isabell Werth. Ziel ist es, die Bedürfnisse der Pferde während Wettkämpfen zu ermitteln, und zwar durch Langzeitbeobachtungen und Stresshormonmessungen. Erste Ergebnisse werden im Herbst erwartet, wobei die Messungen unter idealen Bedingungen in Aachen durchgeführt werden und eventuell auf andere Turniere ausgeweitet werden sollen.
Herausforderungen im Reitsport
Trotz all dieser Bemühungen steht die Vereinbarkeit von Tierwohl und Höchstleistungen im Reitsport in der Kritik. Experten und Pferdefreunde zweifeln daran, dass Richter bei Wettbewerben tatsächlich das Wohl der Tiere im Blick haben. Oft entscheiden sie zugunsten der reiterlichen Erfolge, was die FEI, der internationale Reitsportverband, zu einer Neubewertung nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris veranlasst hat. FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibáñez macht deutlich, dass die Herausforderungen im Sport adressiert werden müssen.
Im Rahmen der FEI-Dressurdirektoren hatte man bereits Anfang Oktober 2024 in Lausanne ein Treffen abgehalten, um die einheitliche Ausrichtung des Dressursports zu diskutieren. Ein zentraler Punkt ist die „FEI-Pferdewohlfahrtsstrategie“, die am 12. November 2024 konkretisiert werden soll. Besonders brisant ist die kürzlich veröffentlichte Metha-Analyse, die die negativen Auswirkungen der sogenannten Rollkur aufzeigt: Diese extreme Beugung des Halses schränkt den Sichtfeld der Pferde ein und kann deren Atmung behindern, was zu Schmerzen und Schäden führt.
Die Diskussion um die Tierwohl im Reitsport bleibt also spannend und zeigt, dass da noch einiges an Arbeit vor uns liegt. Mit Initiativen wie der CHIO Aachen Science Lounge und dem Scientist Circle kommt jedoch Bewegung in die Debatte und der Ruf nach mehr Transparenz sowie besserem Tierschutz wird immer lauter.