UN-Konferenz zu Plastikmüll: Letzte Chance oder gescheiterter Deal?

Die UN-Konferenz in Genf zur Bekämpfung von Plastikmüll steht vor Herausforderungen. Über 120 Länder fordern drastische Produktionsbegrenzungen.

Die UN-Konferenz in Genf zur Bekämpfung von Plastikmüll steht vor Herausforderungen. Über 120 Länder fordern drastische Produktionsbegrenzungen.
Die UN-Konferenz in Genf zur Bekämpfung von Plastikmüll steht vor Herausforderungen. Über 120 Länder fordern drastische Produktionsbegrenzungen.

UN-Konferenz zu Plastikmüll: Letzte Chance oder gescheiterter Deal?

In Genf, wo seit zehn Tagen auf politischer Ebene um Lösungen gegen die drängende Plastikverschmutzung gerungen wird, steht alles auf der Kippe. Am Donnerstag sollen die Verhandlungen zu einem neuen globalen Abkommen enden, doch der aktuelle Vertragsentwurf stösst auf massive Kritik. Laut radioenneperuhr.de sind viele Delegationen, darunter die der EU, besorgt über das, was auf dem Tisch liegt. EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall ließ verlauten, dass die Union „handlungsbereit“ sei, aber nicht um jeden Preis akzeptieren kann.

Eine der größten Sorgen in den letzten Verhandlungsstunden ist, dass wichtige Ziele und Auflagen für Regierungen aus dem Entwurf gestrichen wurden. Dänische Delegierte bezeichneten den aktuellen Text als „inakzeptabel“ und „unzureichend“. In der Zwischenzeit fordern über 120 Länder eine deutliche Begrenzung des Gebrauchs und der Produktion von Einwegplastik, wie beispielsweise Strohhalmen und Styroporbechern.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Befürchtungen werden laut, dass die Produktion von Plastik nicht begrenzt wird, da ölproduzierende Länder wie Saudi-Arabien und Russland gegen eine solche Maßnahme ankämpfen. Stattdessen streben diese Länder eine Einigung über den Umgang mit bereits vorhandenen Abfällen an. Ein Wandel ist dringend nötig, denn Plastik verursacht nicht nur Umweltverschmutzung, sondern schädigt auch Ökosysteme und gefährdet die menschliche Gesundheit. Die Herausgabe von Nano- und Mikroplastik ist besonders bedenklich, da diese Partikel das Immunsystem schädigen und zu Entzündungen führen können.

Ein ehrgeiziger Plan soll bis 2024 vorliegen, der verbindliche Regeln für den gesamten Lebenszyklus von Plastik festlegt. Die UN hat das Ziel ausgegeben, die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 erheblich zu reduzieren. Gemäß orf.at könnten politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft die weltweite Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent verringern.

Kritik am Entwurf

Während sich die Mitglieder weltweit um Lösungen bemühen, haben bereits zahlreiche Umweltorganisationen Alarm geschlagen. Greenpeace mahnt an, dass der aktuelle Vertragsentwurf der petrochemischen Industrie in die Hände spiele und im Kern als ein bloßer Plan zur Abfallbewirtschaftung wahrgenommen werden könnte. Ein Delegationsleiter von Greenpeace verglich den Text gar mit einem Geschenk an die Industrie.

Trotz zunehmender Restriktionen für Einwegplastik in mehr als 140 Ländern stagniert die weltweite Plastikproduktion. Prognosen deuten darauf hin, dass die Produktion bis 2050 um bis zu 200 Prozent steigen könnte. Tatsächlich sind immer noch 99 Prozent aller Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Diese Trends sind verheerend – 2019 verursachte die Plastikproduktion mehr als 1,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase, was 3,4 Prozent der globalen Emissionen entspricht, wie die dw.com berichtet.

Das Ringen um ein wirksames Abkommen bleibt also spannend und könnte weitreichende Auswirkungen für die Umwelt, die Gesundheit und die französische Wirtschaftspolitik haben. In Österreich, wo der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoffen bei 150 Kilogramm liegt, wagt man erste Schritte mit der Einführung einer verbindlichen Mehrwegquote ab 2024 und einem Pfand auf Einweggebinde ab 2025. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um den globalen Herausforderungen effektiv zu begegnen, bleibt abzuwarten.