Die Illusion vom sozialen Aufstieg: Wer bestimmt wirklich die Elite?

Die Illusion vom sozialen Aufstieg: Wer bestimmt wirklich die Elite?
In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Soziologen Michael Hartmann wird eine beunruhigende Realität der sozialen Mobilität in Deutschland beleuchtet. Seit über 100 Jahren bleibt die deutsche Wirtschaftselite in einer strengen sozialen Struktur gefangen, wie fr.de zusammenfasst. Hartmanns Studie zeigt, dass trotz mehrerer politischer Umwälzungen der Anteil sozialer Aufsteiger aus der Arbeiterklasse oder Mittelschicht in die Spitzen der Wirtschaft nur um magere fünf Prozent gestiegen ist. Aktuell beträgt dieser Anteil gerade einmal 19,1 Prozent.
Die Betrachtung der Jahrzehnte offenbart, dass die erste Welle sozialer Aufsteiger zwischen 1907 und 1927 stattfand, während danach nur minimaler Fortschritt zu verzeichnen war. Hartmann betont, dass die Herkunft nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt, was sich durch alle Epochen hindurch zieht. „Zugang zu Macht ist ein exklusives Privileg, das vererbt wird, nicht verdient“, kritisiert er, während er die schwindende Sichtbarkeit des Aufstiegs von Elitenmitgliedern aus privilegierten Verhältnissen bemängelt.
Soziale Ungleichheit und ihre Auswirkungen
Diese Problematik wird durch die allgemeine Vermögens- und Einkommensverteilung in Deutschland unterstrichen. Laut der bpb.de leiden nicht nur die Aufsteiger, sondern auch breite Bevölkerungsschichten, die von ungleichen Konsum- und Sparchancen betroffen sind. In Deutschland besitzt die unterste Hälfte der Bevölkerung lediglich 0,3 Prozent des Gesamtvermögens. Im Gegensatz dazu halten die obersten zehn Prozent etwa 28 Prozent des Einkommens und fast 60 Prozent des Vermögens.
Die ungerechte Verteilung hat direkte Auswirkungen auf die Lebens- und Teilhabechancen und wird durch Faktoren wie Bildung und Beruf weiter verstärkt. Eine alarmierende Tatsache ist, dass die Armutsquote im Jahr 2021 auf 17,8 Prozent anstieg, während die strenge Armut von 7,8 Prozent auf 11,3 Prozent zulegte. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende, Arbeitslose und Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss.
Gestiegene soziale Spannungen
Die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit in Deutschland nimmt zu, was auf boeckler.de hinweist, und droht, die gesellschaftlichen Spannungen zu verschärfen. Der Gini-Koeffizient, der die Einkommensverteilung aufzeigt, hat sich von 0,28 im Jahr 2010 auf 0,31 im Jahr 2021 erhöht. Dies bedeutet, dass das Einkommen im obersten Fünftel der Bevölkerung mittlerweile 4,7-mal so hoch ist wie im untersten Fünftel. Fast die Hälfte der Erwerbspersonen macht sich Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sieht in der zunehmenden Ungleichheit eine Bedrohung.
Um dem entgegenzuwirken, fordern Experten Handlungsmaßnahmen. Dazu zählen die Stärkung der Tarifbindung, die Anhebung der Grundsicherung, verstärkte Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, sowie die Einführung einer Vermögenssteuer. Politische Unterstützung ist unerlässlich, um soziale Spannungen zu beseitigen und einen echten sozialen Aufstieg zu ermöglichen.