Solingen im Schock: Terrorist schaute Hinrichtungs-Videos vor Anschlag

Im Prozess um den Terroranschlag in Solingen 2024 berichten Zeugen über die radikalisierte Vergangenheit des Attentäters Issa al H.

Im Prozess um den Terroranschlag in Solingen 2024 berichten Zeugen über die radikalisierte Vergangenheit des Attentäters Issa al H.
Im Prozess um den Terroranschlag in Solingen 2024 berichten Zeugen über die radikalisierte Vergangenheit des Attentäters Issa al H.

Solingen im Schock: Terrorist schaute Hinrichtungs-Videos vor Anschlag

Im Prozess um den Terroranschlag von Solingen sind erschreckende Details ans Licht gekommen. Ein Mitbewohner des geständigen Attentäters Issa al H. berichtete, dass dieser regelmäßig brutale Videos konsumierte, in denen Menschen geköpft werden. Der 30-jährige Zeuge aus Syrien erklärte, dass Issa ihn aufgefordert habe, sich diese grausamen Inhalte ebenfalls anzusehen, was er jedoch ablehnte. Die Videos wurden über die Messaging-App Telegram angesehen, und der Zeuge war sich sicher, dass die radikalen Ansichten des Angeklagten deutlich zu erkennen waren. Er ging sogar so weit, dass er vor der Polizei angab, Issa al H. sei in einem Lager des Islamischen Staates (IS) gewesen, gab jedoch keine Details zu dessen Aktivitäten preis

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Ein weiterer Mitbewohner, der zum Christentum konvertiert ist, äußerte, dass alle seine Zimmernachbarn, einschließlich Issa al H., radikal-islamische Ansichten vertreten hätten. Um sich von ihnen zu distanzieren, bat er um einen Zimmerwechsel und mied den Kontakt. Laut seinen Aussagen sei Issa al H. der religiöseste unter den Nachbarn gewesen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Der 27-Jährige soll am 23. August 2024 auf einem Stadtfest in Solingen einen verhängnisvollen Messeranschlag begangen haben, der von der Terrororganisation IS für sich reklamiert wurde

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Der Aufstieg des IS und seine Ideologie

In den letzten Tagen hat der IS ein Video veröffentlicht, das angeblich den Attentäter Issa al H. zeigt. In dem Film erklärt ein vermummter Mann mit einer Machete, Racheakte anzukündigen und der Organisation die Treue zu schwören. Obwohl die Identität des Mannes unklar ist, wird vermutet, dass es sich um al H. handelt. Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt, dass er die Ideologie des IS teilt und sich vor der Tat der Gruppe angeschlossen hatte. Im Vorfeld des Anschlags war Issa den Sicherheitsbehörden nicht als Extremist bekannt, auch hatte er keine Vorstrafen. Er entging einer geplanten Abschiebung nach Bulgarien, die jedoch nicht in Zusammenhang mit Straftaten oder einem Terrorverdacht stand

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Ein DNA-Abgleich zwischen Issa al H. und der Tatwaffe fiel positiv aus. Außerdem stießen die Ermittler auf ein Smartphone und ein Tablet, die möglicherweise mit dem Attentäter in Verbindung stehen. Diese Geräte werden derzeit ausgewertet, um weitere Hinweise auf seine Aktivitäten und eine mögliche Verbindung zum IS zu finden. Bedenklich ist, dass es bislang keine Anzeichen einer Radikalisierung von Issa al H. gab. In der islamistischen Szene in Deutschland gibt es laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz rund 28.290 Personen, die unterschiedliche Gruppierungen und Strömungen repräsentieren, und die zusammen einen beschränkten, aber gefährlichen Raum für solche Ideologien bilden

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Radikalisierung erkennen und handeln

Die Radikalisierung von Individuen ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Elemente wie sozialer Unmut, die Übernahme extremistischer Ideologien und die Wahrnehmung einer starken Community spielen dabei eine Rolle. Verhaltensänderungen, Rückzug von sozialen Kontakten und Konsum islamistischer Medien können Anzeichen sein, die darauf hindeuten, dass jemand auf dem Weg zur Radikalisierung ist. Präventionsmaßnahmen sind entscheidend, um diesem Trend entgegenzuwirken. Sie reichen von universellen Ansätzen zur Stärkung demokratischer Haltungen in Schulen bis hin zu speziellen Programmen für gefährdete Gruppen

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Der Fall von Issa al H. zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, die Hintergründe von Radikalisierung zu beleuchten und frühzeitig zu handeln. Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie sowohl für Jugendliche als auch für Eltern Unterstützung bieten und mögliche Wege aus der Radikalisierung aufzeigen. Nur so lässt sich der Einfluss extremistischer Ideologien wirkungsvoll zurückdrängen und eine offene, demokratische Gesellschaft bewahren

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