Der vergessene jüdische Friedhof in Viersen: Geschichte und Schicksale

Erfahren Sie mehr über den jüdischen Friedhof in Viersen, seine Geschichte, bedeutende Persönlichkeiten und die heutigen Gedenkinitiativen.

Erfahren Sie mehr über den jüdischen Friedhof in Viersen, seine Geschichte, bedeutende Persönlichkeiten und die heutigen Gedenkinitiativen.
Erfahren Sie mehr über den jüdischen Friedhof in Viersen, seine Geschichte, bedeutende Persönlichkeiten und die heutigen Gedenkinitiativen.

Der vergessene jüdische Friedhof in Viersen: Geschichte und Schicksale

Inmitten der modernen Stadt Viersen verbirgt sich ein Ort von historischer Bedeutung: der jüdische Friedhof, der im Stadtteil Viersen, Nordrhein-Westfalen liegt. Auf einer Fläche von etwa 1600 Quadratmetern und mit rund 40 Gräbern ist dieser Friedhof nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Zeugnis der jüdischen Vergangenheit der Region. Bereits 1829 wurde der erste jüdische Friedhof auf der Florastraße gegründet, der bis 1907 in Betrieb war und Platz für etwa 100 Gräber bot. Nach seiner Schließung musste die jüdische Gemeinde auf diesen neuen Friedhof umziehen, der bis 1940 und später 1968 belegt war, wie rp-online.de berichtet.

Der jüngste Friedhof ist jedoch nicht nur ein schlichtes Begräbnisfeld; er erzählt auch von den Schicksalen seiner Einwohner. Nathan Bernhard, ein jüdischer Bürger, der 42 Jahre beim Standesamt arbeitete, starb 1927. Ein anderer bemerkenswerter Fall ist der Metzger Josef Cleffmann, dessen Beerdigung 1912 im Beisein von 80 Feuerwehrleuten stattfand. Tragisch endete das Leben von Hermann Lewin, der von der Gestapo verhaftet wurde und möglicherweise durch einen Sturz vor einen Zug starb.

Die Gestaltung des Friedhofs und seine Geschichte

Wesentlich für jüdische Friedhöfe ist die Ausrichtung gen Osten, um den Verstorbenen den Weg nach Jerusalem zu zeigen. Auf dem Viersener Friedhof sind die Grabsteine eher schlicht gehalten, im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Begräbnisstätten. Die meisten von ihnen erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg einheitliche Grabsteine, von denen heute nur noch drei originale schwarze Grabsteine erhalten geblieben sind.

Eine bemerkenswerte Zäsur in der Geschichte des Friedhofs ist die Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Zeit wurde der Erhalt des Friedhofs stark gefährdet, und 1942 wurden die meisten Juden deportiert. Nach dem Krieg wurde 1945 das Gelände umgestaltet, und zu Ehren der Verstorbenen wurde 1948 ein Gedenkstein mit einem Davidstern aufgestellt.

Der Friedhof heute

Aktuell ist der jüdische Friedhof in Viersen ein Ort der Erinnerung und des Respekts für die jüdische Gemeinde. Am 5. Juli 2025 führte Beatrix Wolters eine informative Führung über den jüdischen Teil des Friedhofs durch, um das Gedächtnis der Verstorbenen und die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Viersen am Leben zu erhalten. Interessierte können sich beim Besuch des Friedhofs auch bewusst mit den Geschehnissen der Vergangenheit und der künftigen Notwendigkeit des Gedenkens auseinandersetzen.

Schließlich erweist sich der Friedhof nicht nur als historisches Monument, sondern auch als Beispiel für die Herausforderungen, denen sich die jüdische Gemeinschaft bis heute stellen muss. Ein Vertrag zwischen der jüdischen Gemeinde und der Stadt Viersen zur Überführung von Grabsteinen auf den neuen Friedhof wurde nicht erfüllt, was die Gemeinde in eine wirtschaftliche Notlage brachte. Diese Schwierigkeiten in der Vergangenheit werfen ein Licht auf die Resilienz der Gemeinschaft und die Bedeutung des Gedenkens an die Verstorbenen.

Der jüdische Friedhof in Viersen ist somit nicht nur ein Ort, an dem die Geschichte lebendig bleibt, sondern auch ein Zeichen für die Stärke und den Überlebenswillen einer kulturellen Identität, die auch heute noch hoch im Kurs steht, gerade wenn es um das Bewusstsein für Toleranz und Vielfalt geht.