ADFC wehrt sich gegen Radspur-Opfer: Verkehrswende statt Rückschritt!

ADFC wehrt sich gegen Radspur-Opfer: Verkehrswende statt Rückschritt!
In Ludwigshafen sorgt ein Beschluss des Ortsbeirats für Kontroversen. Am 10. Juni wurde mit 10 zu 5 Stimmen beschlossen, die bestehende Radspur in der Heinigstraße bis Oktober zu entfernen, um Platz für eine zweite Autospur zu schaffen. Diese Entscheidung kritisiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) scharf. Der ADFC-Sprecher Andreas Ziegle bezeichnet den Vorstoß als rückwärtsgewandt und hebt hervor, dass solche Maßnahmen nicht mit einer zukunftsorientierten Verkehrspolitik vereinbar sind. Stattdessen plädiert er für eine Verbesserung der Radinfrastruktur, um die Nutzung sicherer und einladender zu gestalten, da auch die Radspur momentan wenig frequentiert ist.
Die Gründe für die geringe Nutzung sind vielfältig, und Ziegle verweist auf Baustellen, die das Einfädeln aus der Gustav-Heinemann-Allee erschweren. Viele Radfahrer ziehen daher vermeintlich sicherere Routen vor. Ein Umdenken in der Verkehrsgestaltung ist dringend notwendig, so Ziegle, um den Stadtraum gerechter für alle Verkehrsteilnehmer zu gestalten. „Zuerst kommt die Aufklärung über die Nutzung, dann die Diskussion über die radverkehrserleichternden Maßnahmen“, betont er.
Klimaschutz und Radverkehr
Die Kritik des ADFC in Ludwigshafen reiht sich in einen größeren Diskurs über den Radverkehr in Deutschland ein. Eine Studie der European Cyclists‘ Federation (ECF) zeigt, dass dreimal so viele Straßen wie Radwege existieren. Dies geht einher mit einem Forderung nach einer einladenden Radinfrastruktur, um den Radverkehrsanteil an Wegen bis 30 Kilometer auf 45 Prozent zu steigern. Momentan liegt dieser Wert bei lediglich 13 Prozent. Ein Anstieg auf 45 Prozent könnte bis 2035 zu einer Einsparung von 19 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten führen, was einer Reduktion des Treibhausgasausstoßes um 34 Prozent entspricht, wie ZDF berichtet.
Die Verantwortung für diesen Wandel liegt nicht nur bei den Städten, sondern auch bei der Politik auf Bundesebene. Insbesondere die Initiativen des ADFC, kombiniert mit politischen Zielsetzungen, können hin zu einem „Fahrradland“ führen. Städte wie Utrecht, Kopenhagen und Münster haben bereits vorgemacht, wie ein Anteil von über 40 Prozent an Radverkehr möglich ist. Deutschland hingegen steuert derzeit auf 33,6 Prozent, was Platz fünf in Europa bedeutet. Kritiker bemängeln, dass der Ausbau neuer Radwege viel zu langsam vorangetrieben wird.
Einladung zur Verkehrswende
Ein weiterer Blick auf die vorliegenden Studien zeigt, dass die Bereitschaft der Deutschen, auf das Fahrrad umzusteigen, erheblich steigt, wenn die Bedingungen entsprechend gut sind. Hier zeigt eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts ISI, dass unter den aktuellen Gegebenheiten und mit der richtigen Infrastruktur bis zu 19 Millionen Tonnen CO2 im Verkehrbereich eingespart werden könnten. Die Zukunft des Radverkehrs in Deutschland könnte also glänzend sein, sofern die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden.
Der ADFC fordert daher nicht nur eine Verdopplung, sondern eine Verdreifachung der Radwege und eine klare Trennung vom Autoverkehr. Dies würde nicht nur den Radverkehr boomend fördern, sondern auch zur Verbesserung der Luftqualität und des Klimas beitragen. Eine klare politische Unterstützung für das Fahrrad als Verkehrsmittel ist unerlässlich, um diese Vision in die Realität umzusetzen. Doch wie der Fall in Ludwigshafen zeigt, steht dieser Fortschritt immer wieder auf der Probe.