Bischof Kohlgraf: Kirche im Wandel – Gemeinsam durch die Krise!
Bischof Kohlgraf thematisiert den Wandel der Kirche und Säkularisierung in Deutschland am 2.09.2025 in Mainz.

Bischof Kohlgraf: Kirche im Wandel – Gemeinsam durch die Krise!
In einem bewegenden Gottesdienst am vergangenen Sonntag thematisierte Bischof Kohlgraf den erlebten Wandel der Kirche im Kontext der Säkularisierung, die seit den 1960er Jahren in Deutschland Einzug gehalten hat. Er stellte klar, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung sich heute nicht mehr als religiös oder kirchlich gebunden sieht. Dies ist eine Situation, die er mit Bedauern zur Kenntnis nimmt, jedoch zugleich als Anlass betrachtet, die Perspektiven für die Zukunft zu überdenken. Wie bistummainz.de berichtet, ist die Profanierung von Kirchen, die Beschlüsse, die nicht leichtfertig getroffen werden, ein Zeichen für diesen Wandel. Kohlgraf betrachtet diese Veränderungen als „Ansturm der Realität“, der sowohl herausfordernd als auch notwendig ist.
Ein zentraler Teil seiner Ansprache war der Hinweis, dass trotz des Rückgangs an Mitgliedern und der Wahrnehmung, dass Religion oft als nicht mehr nötig erachtet wird, bestimmte Angebote der Kirche weiterhin von Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund ermutigte er die Gemeinde, den Blick nach vorne zu richten und die positiven Aspekte des kirchlichen Engagements nicht aus den Augen zu verlieren.
Herausforderungen der Säkularisierung
Das Phänomen der Säkularisierung beeinflusst die religiöse Landschaft in Deutschland tiefgreifend. Laut bpb.de sind seit dem Zweiten Weltkrieg die Mitgliederzahlen der zwei großen christlichen Kirchen kontinuierlich gesunken. Insbesondere in Ostdeutschland stellt sich die Situation anders dar, denn dort war bei der Wiedervereinigung ein Großteil der Bevölkerung konfessionslos. In Westdeutschland hingegen wird Religiosität oft als Teil der kulturellen Identität wahrgenommen.
Der Trend zur Säkularisierung führt zu einem sozialen Bedeutungsverlust von Religion, und viele Menschen empfinden inzwischen religiöse Praktiken als überflüssig. Dennoch, so die Beobachtungen der Religionssoziologie, findet eine Pluralisierung der religiösen Landschaft statt. Der Anteil von Muslimen sowie orthodoxen Christen wächst, was einen Wandel im Angebot religiöser Gemeinschaften zur Folge hat.
Die Kirche im Wandel
Kohlgraf hebt hervor, dass die Kirche nicht in Isolation von der Gesellschaft agieren sollte. Diese Ansicht findet sich ebenfalls in den Überlegungen der Religionssoziologie. Die Kirche ist gefordert, als relevanter Akteur in der Gesellschaft zu bleiben, ohne sich dabei so anzupassen, dass ihre Identität verloren geht. Wichtige gesellschaftliche Themen werden wieder stärker in die öffentliche Diskussion eingebracht, was zu Spannungen führen kann. Die Herausforderung besteht darin, einen Mittelweg zwischen Anpassung und Abgrenzung zu finden.
Ein besonders kritischer Punkt ist die verstärkte Religionsdebatte, die auch politische Dimensionen annimmt. In der aktuellen Gesellschaft, in der viele Menschen eine Distanz zu traditioneller Religiosität empfinden, wird es für die Kirche umso wichtiger, kreativ und mit Weitblick auf die Veränderungen zu reagieren. Kohlgraf appelliert an alle, diesen Weg gemeinsam zu gehen und die menschlichen Grenzen zu akzeptieren, die uns begegnen.
Obwohl sich die demografischen Zahlen für die Kirchen besorgniserregend gestalten, bleibt die Hoffnung, dass Kirche weiterhin eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielt. Die Gemeinschaft und das soziale Engagement sind unverändert stark. Während sich die Struktur der Religiosität in Deutschland wandelt, bleibt es den Kirchen überlassen, sich zu transformieren und Relevanz in einer sich rasant verändernden Welt zu bewahren.