Buchhandlungen kämpfen ums Überleben: Wer sichert ihre Zukunft?

Buchhandlungen kämpfen ums Überleben: Wer sichert ihre Zukunft?
In der doch so lebendigen Buchhandelslandschaft sieht es düster aus: Selbst wirtschaftlich florierende Buchhandlungen kämpfen zunehmend mit der Frage der Nachfolge. Ein prägnantes Beispiel dafür ist die Buchhandlung von Paul Kaufmann, die zusammen mit Eberhard Kossack im Jahr 1986 gegründet wurde. Nach dem Tod von Kossack im Jahr 2018 kamen die Anteile an eine Erbengemeinschaft, zu der auch die Tochter Katharina Bruns gehört. Kaufmann, der kurz vor der Rente steht, bot seinen langjährigen Mitarbeiter Jörg Mattusch den 50-Prozent-Anteil an. Mattusch, ein gelernter Buchhändler, der seine Ausbildung bei der Stephanus Buchhandlung absolviert hat, nahm das Angebot an, auch wenn das selbständige Arbeiten nicht sein ursprüngliches Ziel war. Er fühlte sich jedoch bereit, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen – eine Entscheidung, die nicht ohne Herausforderungen war, denn die Finanzierung stellte eine „ambitionierte“ Hürde dar, die Mattusch jedoch mit Unterstützung eines Wirtschaftsberaters meistern konnte.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Schwierigkeiten, die heute in der Buchbranche zu beobachten sind, nicht neu sind. Der dritte und letzte Teil der Buchhandelsgeschichte des deutschen Kaiserreichs von Georg Jäger beschreibt, wie die Buchpreisbindung 1903 aus Konflikten zwischen verschiedenen Interessengruppen heraus entstand und bis heute Einfluss auf den Markt hat. Diese Regelung wurde ursprünglich eingeführt, um die kulturelle Vielfalt im Buchhandel zu fördern und für ein stabiles Preismodell zu sorgen. Im Gegensatz dazu sahen sich moderne, kapitalistische Geschäftsmodelle und ein ständisches Gewerbe, das den kulturellen Auftrag betonte, regelmäßig in Konflikt.
Buchpreisbindung als Schlüssel zur Vielfalt
Wenn man sich fragt, warum die Buchpreisbindung nach wie vor einen so hohen Stellenwert hat, liefern aktuelle Studien vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels klare Antworten. Diese Studien zeigen, dass die Buchpreisbindung nicht nur das Kulturgut Buch schützt, sondern auch die Vielfalt des Angebots in den Buchhandlungen unterstützt. Sie ermöglicht es, weniger bekannten Autoren und Titeln eine Chance zu geben und trägt erheblich dazu bei, dass in Deutschland das literarische Leben reichhaltig bleibt.
Trotz des Anstiegs des Online-Buchhandels, der 2018 einen Marktanteil von 20,7 Prozent erreichte, bleibt der stationäre Handel ein wesentlicher Teil der Literaturvermittlung. Interessanterweise haben Schließungen von Buchhandlungen einen signifikanten Rückgang beim Buchabsatz zur Folge: Von 2014 bis 2017 wurden durch solche Schließungen rund 3,5 Millionen Bücher weniger verkauft. In Deutschland macht der Umsatz im unabhängigen Buchhandel etwa 30 Prozent aus, wohingegen im Online-Bereich nur 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden – eine klare Indikation, wie wichtig die stationären Buchhändler für die Lesekultur sind.
Die Herausforderungen im Buchhandel sind nicht zu unterschätzen. Sie bedürfen dennoch dringend einer Lösung, damit die Vielfalt und Qualität auch in Zukunft gesichert werden kann. Vielleicht braucht es nicht nur einen Herbinger neuen Windes wie Jörg Mattusch, sondern auch ein Umdenken in der gesamten Branche. Ob sich das bewährt, bleibt abzuwarten.