Jüdisches Leben in Neustadt: Spannender Vortrag zum Stadtjubiläum!
Am 1. Juli 2025 hält Kurt Werner einen Vortrag über jüdisches Leben in Neustadt im Casimirianum. Eintritt frei!

Jüdisches Leben in Neustadt: Spannender Vortrag zum Stadtjubiläum!
In Neustadt an der Weinstraße wird am 1. Juli 2025 ein spannender Vortrag stattfinden, der sich dem Thema jüdisches Leben über die Jahrhunderte widmet. Kurt Werner, der Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e.V., wird durch diesen Abend leiten. Die Veranstaltung trägt zum 750-jährigen Stadtjubiläum bei und findet um 18 Uhr im Casimirianum, Ludwigstraße 1, statt. Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung ist nicht erforderlich, wie MRN News berichtet.
Das Thema dieses Vortrags ist von großer Relevanz. Die Teilnehmer können sich auf eine Spurensuche begeben, die die ersten Belege jüdischen Lebens im Mittelalter beleuchtet und die Verfolgungen sowie die Wiederansiedlungen jüdischer Gemeinschaften über die Jahrhunderte hinweg verfolgt. Darüber hinaus wird die Emanzipation und die Blüte jüdischen Lebens im 18. und 19. Jahrhundert thematisiert. Besonders düstere Kapitel der Geschichte, wie die beginnende Verfolgung im Nationalsozialismus, werden ebenfalls angesprochen. Diese Themen verleihen dem Vortrag eine besondere Dringlichkeit und Aktualität.
Historischer Kontext
Was ist das Besondere an Neustadt an der Weinstraße? Die Stadt, die bis 1936 auch „Neustadt an der Haardt“ hieß und heute etwa 54.000 Einwohner hat, liegt ungefähr 30 Kilometer südwestlich von Mannheim. Jüdische Händler lebten hier bereits im frühen 13. Jahrhundert, gefördert von den rheinischen Pfalzgrafen zur wirtschaftlichen Belebung der Stadt. Erste Spuren einer jüdischen Gemeinde sind im 14. Jahrhundert dokumentiert, als die Bezeichnung „vicus Judeorum“ auftaucht. Leider wurde diese Gemeinschaft in den Jahren 1343 und 1349 verfolgt und vertrieben, wobei zahlreiche Immobilien in andere Hände übergingen, wie die Webseite Jüdische Gemeinden berichtet.
Die jüdische Gemeinschaft in Neustadt erlebte Höhen und Tiefen. Ab den 1730er Jahren gibt es wieder eine stabile Gemeinde, und im Jahr 1867 wurde eine neue Synagoge eingeweiht. Diese Zeit war geprägt von Konflikten zwischen liberalen und orthodoxen Juden, was die Diversität innerhalb der Gemeinschaft widerspiegelt. Die Geschichte der Juden in Neustadt ist jedoch nicht nur von religiösen Aspekten geprägt, sondern auch von wirtschaftlichem Erfolg. So waren viele Juden im Handel aktiv, insbesondere im Weinhandel, was sich auch an der Zahl der jüdischen Weinhandlungen im Jahr 1900 zeigt.
Erinnerungskultur und Herausforderungen
Die dunkle Zeit des Nationalsozialismus brachte für die jüdische Bevölkerung von Neustadt immense Repressionen mit sich. 1933 wurden jüdische Geschäfte boykottiert, und die Situation eskalierte mit dem Brand der Synagoge und des jüdischen Altersheims im Jahr 1938. In den folgenden Jahren wurde die jüdische Bevölkerung systematisch verfolgt, was culminierte in der Deportation der letzten 23 jüdischen Bürger nach Gurs im Oktober 1940. Nahezu 70 jüdische Bürger aus Neustadt verloren ihr Leben in der Shoah. Nach dem Krieg wurde 1945 die Israelitische Kultusgemeinde der Rheinpfalz gegründet, und Neustadt wurde 1951 Sitz dieser Gemeinde.
Die Erinnerung an die jüdische Geschichte Neustadts wird durch zahlreiche Initiativen aufrechterhalten. So wurde bereits 1988 ein Gedenkstein auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge aufgestellt, und auch Stolpersteine sind in der Stadt verlegt worden, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Diese Erinnerungsarbeiten sind von großer Bedeutung, besonders in Zeiten, in denen antisemitische Vorfälle in Deutschland zunehmen. Die aktuelle gesellschaftliche Situation, auch im Licht politischer Entwicklungen, verlangt nach einem bewussten Umgang mit dieser Geschichte, um zukünftigen Diskriminierungen entgegenzuwirken, wie indeon hervorhebt.
Der Vortrag von Kurt Werner am 1. Juli bietet eine wertvolle Gelegenheit, sich mit dieser fragilen und wichtigen Geschichte auseinanderzusetzen und den Holocaust nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ein kleines Stück Erinnerungskultur, das weitergetragen werden muss.