Schockierende Zahlen: Missbrauchsskandal im Bistum Trier weiter aufgedeckt
Historiker aus Trier legen neuen Bericht über sexuellen Missbrauch im Bistum vor, analysieren Fälle von 1946 bis 2021.

Schockierende Zahlen: Missbrauchsskandal im Bistum Trier weiter aufgedeckt
Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier nimmt einen weiteren Schritt. Am heutigen 30. Oktober 2025 legen Historiker der Universität Trier einen neuen Zwischenbericht vor, der sich mit den Amtszeiten von Bischof Reinhard Marx und Bischof Stephan Ackermann beschäftigt. Dies ist der dritte Zwischenbericht einer umfassenden historischen Studie, die die Geschehnisse von 1946 bis 2021 analysiert. Die Berichte zeichnen ein eindringliches Bild davon, wie die Verantwortlichen im Bistum auf bekannt gewordene Missbrauchsfälle reagiert haben.
Reinhard Marx war von 2002 bis 2008 Bischof in Trier, während Stephan Ackermann seit 2009 im Amt ist. Die Studie zeigt, dass im Zeitraum von 1946 bis 2021 insgesamt 711 Opfer und 234 Beschuldigte dokumentiert wurden. Besonders alarmierend sind die aktuellen Zahlen, die im neuen Bericht aktualisiert wurden. Bischof Ackermann steht nun auch in der Verantwortung, wie das Bistum mit den bekannten Vorwürfen umgeht.
Ein düsteres Bild der Vergangenheit
Eine Verbindung zwischen den vorherigen Berichten und den neueren Informationen ist offensichtlich. Laut dem letzten Zwischenbericht beschäftigen sich die Historiker mit mindestens 199 betroffenen Männern und Frauen, die zwischen 1981 und 2001 sexuelle Übergriffe durch Kleriker erlitten haben, wobei 194 von ihnen minderjährig waren. Unter den Beschuldigten befinden sich mindestens 49 mutmaßliche Täter, von denen 14 als „Mehrfach- oder Intensivtäter“ klassifiziert werden. Dieses dunkle Kapitel der Bistumsgeschichte zeigt, dass einige Täter über Jahrzehnte hinweg aktiv waren.
Die Studie deutet darauf hin, dass die tatsächliche Zahl der Opfer möglicherweise höher ist als die bisher dokumentierten. Es ist auffällig, dass über 1000 kirchliche Personalakten und Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen zur Erstellung der Studie verwendet wurden. Diese umfassende Recherche erweist sich als essenziell, um ein ganzheitliches Bild der Vergehen zu erhalten und deren Auswirkungen auf die Opfer zu verstehen.
Kritik an der Bistumsleitung
Ein zentrales Thema im Bericht ist die unzureichende Reaktion der Bistumsführung auf bekannt gewordene Fälle von Missbrauch. Die damalige Leitung unter Bischof Hermann Josef Spital, der von 1981 bis 2001 amtierte, wird für ihren unangemessenen Umgang mit den Intensivtätern scharf kritisiert. Über 20 beschuldigte Personen waren der Bistumsleitung bekannt, ohne dass es zu aktiven Maßnahmen gegen die Täter kam. In den zwei Jahrzehnten wurden lediglich drei Verurteilungen ausgesprochen, was auf systematisches Versagen in der Aufklärung und Verfolgung hinweist.
Die Behauptung, dass die staatlichen Behörden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu milde gegen die Täter vorgingen, verstärkt die dunklen Schatten, die auf diesem Kapitel der Bistumsgeschichte lasten. Weihbischof Leo Schwarz wird ebenfalls vorgeworfen, das Ausmaß und die Folgen der sexuellen Übergriffe nicht ausreichend erkannt zu haben.
Die unabhängige Kommission zur Aufklärung des sexuellen Missbrauchs wurde erst im Juni 2021 eingerichtet und besteht aus Betroffenen und Fachleuten. Ihre Aufgabe ist es, die vergangenen Geschehnisse ausführlich zu betrachten und die Verantwortlichkeiten klarzustellen, um zukünftige Fehler zu vermeiden.
Die Erarbeitung dieser Studien könnte langfristig dazu beitragen, eine neue Transparenz und Verantwortlichkeit in der katholischen Kirche zu schaffen. Der Bischof von Trier verkörpert mit etwa 1,2 Millionen Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland die Herausforderungen, welche die Kirche in der heutigen Zeit bewältigen muss.