Dauerhafte Beruhigungsmittel in Pflegeheimen: Ein alarmierender Trend!

Merzig-Wadern hat mit 27,34% die höchste Quote an dauerhaften Schlaf- und Beruhigungsmitteln in Pflegeheimen Deutschlands.

Merzig-Wadern hat mit 27,34% die höchste Quote an dauerhaften Schlaf- und Beruhigungsmitteln in Pflegeheimen Deutschlands.
Merzig-Wadern hat mit 27,34% die höchste Quote an dauerhaften Schlaf- und Beruhigungsmitteln in Pflegeheimen Deutschlands.

Dauerhafte Beruhigungsmittel in Pflegeheimen: Ein alarmierender Trend!

In deutschen Pflegeheimen ist die Dauer­medikation mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln ein gängiges Thema, das viele Pflegebedürftige betrifft. Wie rechtsdepesche.de berichtet, verwenden etwa 7,14 Prozent der Bewohner solche Medikamente langfristig. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen im Saarland mit beeindruckenden 15,88 Prozent und in Nordrhein-Westfalen, wo es mit 12,15 Prozent ebenfalls hoch im Kurs steht. Zum Vergleich: Sachsen-Anhalt verzeichnet lediglich 2,9 Prozent. Allgemein zeigt sich, dass die regionale Verordnungspraxis in Westdeutschland deutlich risikobehafteter ist als in Ostdeutschland.

Seit Einführung einer Regelung zur Wiederholungsverordnung im März 2020, die bis April 2023 galt, können chronisch kranke Patienten ein Dauerrezept erhalten. Dieses erlaubt bis zu vier Medikamenten-Abgaben für den Zeitraum eines Jahres. Diese Praxis wirft Fragen auf, denn die langfristige Einnahme von Schlafmitteln kann ungesunde Abhängigkeiten fördern und das Sturzrisiko steigern. Dr. Helmut Frohnhofen hebt hervor, dass diese Medikamente die tiefen Schlafphasen oft negativ beeinflussen.

Regionale Unterschiede mit weitreichenden Folgen

Wie aus dem AOK-Pflegereport hervorgeht, zeigt sich ein klarer Trend: In den besten Regionalkreisen liegt der Anteil der Pflegeheimbewohner mit Dauermedikation unter 4,7 Prozent, während in den am höchsten belasteten Kreisen dieser Wert über 9,9 Prozent steigt. Besonders auffällig sind hohe Verordnungszahlen in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland, während in fast ganz Ostdeutschland ein vergleichsweise vorsichtiger Umgang mit solchen Mitteln an den Tag gelegt wird. Hier könnte sich auch die Frage stellen, warum es keine eindeutigen Gründe für die Unterschiede in der Medikamentenverordnung gibt, wie Forscher feststellen mussten.

Die Risiken, die mit einer Dauermedikation verbunden sind, sind nicht zu unterschätzen. Sie reichen von Abhängigkeiten über erhöhte Sturzgefahr bis hin zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen. Bei den Demenzkranken in Heimen zeigt eine Auswertung, dass 4 Prozent aufgrund von Flüssigkeitsmangel ins Krankenhaus eingeliefert wurden, was auch ein Indiz für unzureichende Pflege sein könnte. Über die letzten Jahre wurde jedoch ein positiver Trend festgestellt: Der Anteil der Pflegeheimbewohner, die in ihren letzten 30 Lebenstagen hospitalisiert wurden, sank von 47 Prozent im Jahr 2017 auf 42 Prozent 2021.

Alternative Ansätze zur Medikamentation

Es ist wichtig, dass die Ursachen für Schlaf- und Verhaltensstörungen auch ohne hochdosierte Medikamente behandelt werden. Experten empfehlen, mildere Mittel wie Aminosäuren oder pflanzliche Wirkstoffe wie Baldrian und Passionsblume zu nutzen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training können ebenfalls zur Verbesserung der Schlafqualität beitragen. Das Snoezelen-Konzept, das Rückzugsräume zur Förderung der inneren Ruhe schafft, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Körperliche und geistige Aktivitäten, sei es durch Rätsel oder sanfte Bewegung, können einen wertvollen Beitrag leisten.

Insgesamt bleibt die Herausforderung im deutschen Pflegesystem groß. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegeeinrichtungen, Ärzten und Kliniken ist nötig, um die Versorgungsqualität zu verbessern und die Abhängigkeiten von Beruhigungsmitteln zu reduzieren. Die Daten von etwa 350.000 Pflegeheimbewohnern zeigen, dass hier noch viel Potenzial für Verbesserungen besteht.

Für all jene, die in der Pflege tätig sind oder Angehörige haben, die in Pflegeheimen leben, bleibt die Thematik von großer Relevanz. Fragen zur Medikation und alternativen Behandlungsmöglichkeiten sollten in die täglich Praxis integriert werden, damit die Lebensqualität unserer älteren Generationen nicht nur erhalten, sondern auch verbessert werden kann. Zahlen und Berichte lassen erahnen: Da liegt was an!

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