Geisternetze im Großen Plöner See: Bergung von über 500 Metern!

Im Plöner See wurden Geisternetze geborgen; Fragen zur Herkunft und Auswirkungen auf die Umwelt bleiben offen.

Im Plöner See wurden Geisternetze geborgen; Fragen zur Herkunft und Auswirkungen auf die Umwelt bleiben offen.
Im Plöner See wurden Geisternetze geborgen; Fragen zur Herkunft und Auswirkungen auf die Umwelt bleiben offen.

Geisternetze im Großen Plöner See: Bergung von über 500 Metern!

Im Großen Plöner See vor der Insel Olsborg kam es kürzlich zu einem besorgniserregenden Vorfall: Geisternetze, die monatelang im Wasser lagen, wurden endlich geborgen. Wie die KN berichtet, führte Taucher Andreas Tonn zusammen mit Mitarbeitern der Fischereiaufsichtsbehörde und eines örtlichen Fischereibetriebes die Maßnahmen durch. Bei der Bergung kamen nicht weniger als drei Reusen zum Vorschein, wobei die Gesamtlänge der Netze mehr als 500 Meter betrug – eine wesentlich größere Menge als ursprünglich angenommen.

Stellen Sie sich vor: Über 100 tote und stark verweste Fische wurden in diesen Reusen gefunden, während viele andere Fische sogar noch lebendig waren. Der Schock darüber, dass diese Fanganzeigen durch abgesunkene Markierungsbojen für andere Fischer unsichtbar waren, wirft einige Fragen auf. Wurden die Netze vergessen, gestohlen oder haben möglicherweise Fischer gepfuscht? Es bleibt unklar, warum die Reusen so lange unbemerkt im See lagen. Der verantwortliche Fischer, dessen Betrieb das Gewässer bewirtschaftet, betont, dass diese Netze nicht zu seinen Fanganlagen gehören.

Die Prüfung und Entsorgung

Nach der Bergung wurden die Netze und Fische in blauen Plastiktonnen verstaut und zur weiteren Untersuchung abtransportiert. Für die Entsorgung der toten Fische ist eine fachgerechte Behandlung erforderlich. Die Aktion zur Bergung dauerte etwa zweieinhalb Stunden und wurde unverzüglich organisiert, nachdem die Fischereiaufsichtsbehörde informiert wurde. Solche Vorfälle sind nicht nur lokal von Bedeutung, sondern werfen ein Schlaglicht auf ein weitreichendes Problem.

Lost Fishing Gear, wie Geisternetze auch genannt werden, ist in den Ozeanen ein großes Übel. Laut NDR macht verlorenes Fischfangmaterial rund 50% des Plastikmülls in den Ozeanen aus. Mecklenburg-Vorpommern hat sich der Problematik angenommen und plant, bis 2029 1,5 Millionen Euro zur Suche und Bergung solcher Netze zur Verfügung zu stellen. Ein Pilotprojekt mit dem WWF in Schleswig-Holstein befasst sich ebenfalls mit der Bergung. Über 7,5 Tonnen Netzmaterial wurden in den letzten Jahren bereits geborgen.

Die globalen Auswirkungen

Die Thematik der Geisternetze geht weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus. OceanCare, eine internationale Meeresschutzorganisation, fordert die Einführung verbindlicher Richtlinien zur Begrenzung von herrenlosem Fischereigerät. Ein Viertel aller Strandabfälle in Europa stellt Fischereigeräte dar, und in vielen Gewässern werden immer wieder verheerende Muster beobachtet – fast 80 % der Tiere, die sich in Meeresmüll verheddern, werden verletzt oder sterben. Die Initiative “Global Ghost Gear Initiative” hat sich zum Ziel gesetzt, das Problem international zu bekämpfen.

Erschreckend ist auch die gesundheitliche Dimension: Mikroplastik aus zerfallendem Fischereigerät kann in unsere Nahrungskette gelangen und gesundheitliche Schäden bei Meerestieren verursachen. Die UNEA-Resolution 5/14 von 2022 zielt auf ein neues Regelwerk zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung ab, doch bis jetzt fehlt es an einem rechtlichen Rahmen, der alle Aspekte des Lebenszyklus von Fischereigeräten abdeckt.

Die jüngsten Bergungsarbeiten im Großen Plöner See sind eine bedeutende Maßnahme, doch sie machen auch deutlich, wie dringend effektive Lösungen und längerfristige Strategien gebraucht werden. Nur durch Sensibilisierung und Kooperation unter den Fischern und Behörden wird es möglich sein, dieser tödlichen Falle für Meeresbewohner entgegenzuwirken.