Enttäuschung bei Rentnern: Schwarz-Rots Pläne stoßen auf scharfe Kritik
Deutschland - Die aktuellen Rentenpläne im Koalitionsvertrag zwischen der Union und der SPD werden von Experten als unzureichend bewertet. Axel Börsch-Supan, ein renommierter Ökonom und Renten-Experte, äußert sich kritisch und bezeichnet die Reformen als „ziemlich enttäuschend“. Er betont, dass die geplante Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent lediglich bis 2031 gilt, was eine Verkürzung im Vergleich zu dem gescheiterten Rentenpaket II darstellt, das eine längere Absicherung vorsah. Börsch-Supan schätzt die Mehrkosten, die durch die Rentengarantie für das Jahr 2030 entstehen, auf etwa acht Milliarden Euro, mit einer möglichen Steigerung auf 45 Milliarden Euro bis 2040. Ergänzend dazu werden durch die Alterung der Gesellschaft zusätzliche 55 Milliarden Euro erwartet.
Zusätzlich wird die Finanzierung der Rentengarantie durch Steuermittel von Joachim Ragnitz, einem Ökonom am Ifo-Institut, als „Augenwischerei“ kritisiert. Er argumentiert, dass zwar steigende Löhne auch zu höheren Renten führen, dies jedoch das zugrunde liegende Problem nicht löse. Die Koalition hat zudem eine neue „Frühstartrente“ eingeführt, bei der für jedes Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren monatlich zehn Euro in die Altersvorsorge eingezahlt werden. Ragnitz sieht dies jedoch als ineffektiv an, da die zu erwartende Rendite über 45 Jahre lediglich rund 12.600 Euro pro Person betragen würde.
Finanzierungsfragen und geplante Regelungen
Das Rentenkommission, die laut Koalitionsvertrag eingerichtet werden soll, stößt ebenfalls auf Skepsis. Börsch-Supan und Ragnitz halten diese Maßnahme für ineffektiv. Zudem bleibt die Regelung zur abschlagsfreien Rente nach 45 Beitragsjahren bestehen, wird aber als vorteilhaft für Bessergestellte kritisiert. Selbstständige sollen künftig verpflichtet werden, sich über die gesetzliche Rente abzusichern, was eine bedeutende Veränderung in der Rentenlandschaft darstellt.
Die Mütterrente wird ebenfalls ausgeweitet. Ragnitz bezeichnet diese Maßnahme als „reine Klientelpolitik“, die jährliche Kosten von etwa fünf Milliarden Euro verursachen könnte. Es bleibt abzuwarten, wie diese Maßnahmen finanziert werden, da ein erheblicher Teil der auslaufenden Kosten aus Steuermitteln stammen soll.
Langfristige Stabilität und Rentenniveau
Der Koalitionsvertrag sieht vor, das Rentenniveau bis 2031 gesetzlich festzuhalten. Ohne gesetzliche Eingriffe würde es Experten zufolge bis 2030 auf 46,9 Prozent und bis 2045 sogar auf 44,9 Prozent sinken. Ein Nachhaltigkeitsfaktor soll weiter bestehen bleiben, um die Stabilität des Rentensystems in Anbetracht einer sinkenden Zahl von Beitragszahlern zu gewährleisten.
Das Bundeskabinett hat bereits im Mai das Rentenpaket II beschlossen, welches langfristige Stabilität des Rentenniveaus und die Sicherstellung der Finanzierbarkeit der Rente als Ziel hat. Dieses Ziel wird als besonders relevant im Kontext des demografischen Wandels betrachtet, da sich das Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern in den letzten Jahrzehnten erheblich verschlechtert hat. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung wird die Zahl der über 65-Jährigen in den kommenden Jahren stark ansteigen, was die Herausforderungen im Rentenbereich zusätzlich verstärken wird.
Zusammenfassend wird aufgerufen, die finanziellen Rahmenbedingungen und die angebotenen Reformen kritisch zu hinterfragen, um eine nachhaltige und krisenfeste Altersvorsorge zu gewährleisten. Die Stimmen der Kritiker, ins besonders von Börsch-Supan und Ragnitz, unterstreichen die Dringlichkeit von Reformen, die über kurzfristige politische Lösungen hinausgehen.
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Vorfall | Gesetzgebung |
Ort | Deutschland |
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