Mannheimer Fotograf gibt Bundesverdienstkreuz wegen Politik zurück

Mannheim, Deutschland - Der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano hat angekündigt, sein Bundesverdienstkreuz zurückzugeben. Dieser Entschluss steht im direkten Zusammenhang mit der kürzlichen Abstimmung über die Migrationspolitik im Bundestag, bei der ihm und anderen Zuschauern zufolge eine parteipolitische Unterstützung zugunsten einer teils rechtsextremen Partei gewährt wurde. Toscano, der sich in der Vergangenheit intensiv mit der Holocaust-Thematik auseinandergesetzt hat, äußert sich erschüttert und entsetzt über die Entwicklungen. Gemeinsam mit dem Holocaust-Überlebenden Albrecht Weinberg hat er die Rückgabe als eine symbolische Geste in der Verteidigung demokratischer Werte festgelegt. Details zur tatsächlichen Rückgabe sind jedoch noch unklar, berichtet SWR.
Toscano und Weinberg, beide tief betroffen von der Sitzung im Bundestag, reflektieren über die drängenden Fragen unser heutiger Politik. Während Weinberg, als Zeitzeuge und Überlebender der nationalsozialistischen Verfolgung, die Situation als besonders schmerzhaft empfindet, bringt Toscano in den Vordergrund, dass viele Holocaust-Überlebende ihm ähnliche Sorgen hinsichtlich der politischen Entwicklungen äußern. Er fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Migrationsdebatte, jedoch ohne die Unterstützung für rechtsextreme Parteien.
Der Wert des Bundesverdienstkreuzes
Das Bundesverdienstkreuz ist die einzige allgemeine Auszeichnung zur Ehrung besonderer Leistungen in Deutschland, sei es im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Bereich. Zuletzt wurden 13 Frauen und 15 Männer für ihr Engagement zur Stärkung der Werte der Demokratie ausgezeichnet. Diese Ehrungen fanden 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution statt und würdigen das Engagement der Geehrten in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Kunst und Ehrenamt, berichtet bundespraesident.de.
- Uwe Ahrendt, Judith Borowski, Roland Schwertner: Gründer der Uhrenmanufaktur Nomos Glashütte, ausgezeichnet mit dem Verdienstkreuz am Bande für ihr Engagement in der Friedlichen Revolution.
- Lorenzo Annese: Erster italienischer Gastarbeiter im Volkswagenwerk 1961 und erster ausländischer Betriebsrat in Deutschland, ebenfalls mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
- Saba-Nur Cheema und Prof. Dr. Meron Mendel: Auszeichnung für ihr Engagement gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit.
- Dr. Antje von Dewitz: Verdienst für ihren Einsatz für Klimaneutralität und Integration von Geflüchteten.
- Jürgen Klopp: Ausgezeichnet für seine sozialen Projekte und Einsatz für Toleranz.
Weiterführender Kontext und Engagements
Darüber hinaus wurden von 2001 bis 2021 im Rahmen des Bündnisses für Demokratie und Toleranz knapp 90 Personen und Initiativen ausgezeichnet, die sich in verschiedenen Formen für die Werte der Demokratie engagieren. Seit 2022 ist die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) für diese Auszeichnungen verantwortlich und fördert damit eine lebendige Debatte über Demokratie und Toleranz in Deutschland, wie bpb.de berichtet. Verschiedene Botschafterinnen und Botschafter setzen sich in ihren Communities für Integration, gegen Rassismus und für ein respektvolles Miteinander ein.
Luigi Toscano und Albrecht Weinberg verkörpern durch ihre Rückgabe des Bundesverdienstkreuzes eine tiefgreifende Emotion und eine Auseinandersetzung mit den fundamentalen Werten der Demokratie, die sie in der heutigen Zeit dringend als notwendig erachten. Das gesellschaftliche Klima rund um Migrationsdebatten und rechtsextreme Einflüsse ruft zum Handeln auf, und ihre Ansichten könnten einen wichtigen Anstoß für künftige Dialoge bilden.
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Ort | Mannheim, Deutschland |
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