Feier zum 90. Todestag: Lyon Sussmann und das Erbe von Hautana

Feier zum 90. Todestag: Lyon Sussmann und das Erbe von Hautana
In Böblingen jährt sich der Tod eines einflussreichen Unternehmers und Pioniers der Unterwäscheindustrie. Am 25. Juni 2025 um 19 Uhr wird im Großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses ein Vortrag zum 90. Todestag von Lyon Sussmann stattfinden. Der Referent, Günter Scholz, beleuchtet das Leben und die Errungenschaften des Gründers der Marke Hautana, welche in den 1930er-Jahren zum größten Arbeitgeber in Böblingen gehörte. Laut KRZBB wird bei der Veranstaltung auch der Erste Bürgermeister Tobias Heizmann eine Begrüßung halten.
Lyon Sussmann wurde am 31. Oktober 1843 in Tauberbischofsheim geboren und wuchs in einer bedeutenden jüdischen Gemeinde in Baden auf. Seine Familie war nicht nur in der Gemeinde verwurzelt, sondern auch in der Wirtschaft, da sein Vater, Moses Sussmann, einen Kolonialwarenhandel betrieb. Bereits in seiner Jugend besuchte Sussmann ein Progymnasium für eineinhalb Jahre, bevor er 1869 Teilhaber des erfolgreichen Kurz- und Strumpfwarengeschäfts „en gros“ Sussmann und Adler in Stuttgart wurde. Im Jahr 1878 trat er in die Mechanische Trikotweberei Ludwig Maier ein, die 1884 nach Böblingen zog Berichte die Zeitreise Böblingen.
Erfolgsgeschichte Hautana
Um 1912 wurde mit dem Hautana-Büstenhalter ein Produkt entwickelt, das den internationalen Erfolg der Marke einleitete. Dieses zeitgemäße Kleidungsstück bot Frauen eine willkommene Alternative zu den immer weniger beliebten Korsetts und wurde schnell zum Marktführer. Sussmanns Innovationsgeist und Pioniergeist führten dazu, dass die Belegschaft bis 1925 auf rund 500 Personen anwuchs, wobei der Frauenanteil in der Trikotfabrik bei bis zu 85 Prozent lag. Die Firma produzierte nicht nur Büstenhalter, sondern auch hochwertige Unterwäsche und später Bademoden. Ihre Bedeutung für die Böblinger Industriegeschichte ist hierbei nicht zu unterschätzen Zeitreise Böblingen.
Die Werksanlagen von Hautana sind seit 1981 aus dem Stadtbild verschwunden, doch der Name bleibt durch die Hautana-Passage und das Hautana-Parkhaus präsent. Lyon Sussmann wurde 1913 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Böblingen ausgezeichnet, was seine Verdienste um die Stadt würdigte, während er sich aktiv für gesunde Arbeitsplätze und soziale Einrichtungen einsetzte. Doch der Erfolg hatte auch seine Schattenseiten: Nach seinem Tod am 8. Februar 1935, bei dem es keine offizielle Vertretung der Stadt gab, wurde sein Lebenswerk während des Nationalsozialismus beschlagnahmt und „arisiert“.
Die Rolle jüdischer Frauen
In der Betrachtung von Lyon Sussmanns Leben ist auch das Schicksal der jüdischen Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts ein wichtiges Thema. Sie erlitten doppelte Diskriminierung und kämpften für gesellschaftliche Teilhabe. Historisch gesehen hatten Jüdinnen oftmals weniger Möglichkeiten als jüdische Männer, und viele von ihnen waren in Handelsberufen aktiv. Diese Frauen hatten eine entscheidende Rolle in den Geschäften, vor allem wenn Männer abwesend waren. Ihre Perspektive ist ein zentraler Teil der Geschichte betont die Bundeszentrale für politische Bildung.
Der Vortrag am 25. Juni 2025 wird nicht nur Lyon Sussmanns beeindruckende Lebensgeschichte thematisieren, sondern auch die Wurzeln und das Vermächtnis der jüdischen Gemeinde und insbesondere der Frauen, die für ihr Recht auf Emanzipation und Teilhabe kämpften. Es ist eine Einladung, sich mit der Geschichte der Stadt und ihrer Menschen auseinanderzusetzen – ein Anlass, den man sich schenken sollte!