Dorfbewohner wehren sich: Protest gegen neuen Damm am Panamakanal!

Boca de Uracillo, Panama - Die geplanten Bauarbeiten für ein neues Reservoir am Panamakanal sorgen für massive Proteste unter den Anwohnern. Magdalena Martinez, eine 49-jährige Bewohnerin von Boca de Uracillo, lebt am Indio River und steht dem Vorhaben entschieden entgegen. Zusammen mit ihrem Ehemann und fünf von ihren 13 Kindern lebt sie von der Landwirtschaft und Viehzucht. Der Damm, der ein künstliches Reservoir schaffen soll, könnte ihr Zuhause bedrohen. Hunderte Dorfbewohner haben sich bereits mit motorisierten Kanus an Protestaktionen beteiligt.
Der Zweck des Reservoirs ist die Wasserversorgung der Panama Canal Authority (ACP), insbesondere um die Schiffsverkehrskapazitäten während Dürreperioden zu sichern. Diese Dürre führte 2023 zu erheblichen Beeinträchtigungen im Schiffsverkehr und machte konkrete Maßnahmen erforderlich. Der Panama-Kanal ist nicht nur ein wichtiger Handelsweg zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, er bearbeitet etwa 6% des globalen Seehandels und hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für Panama.
Geplante Baumaßnahmen und ihre Folgen
Das geplante Reservoir erstreckt sich über eine Fläche von rund 4.600 Hektar (11.400 Acres) und wird Wasser über einen 9 Kilometer langen Tunnel an einen bestehenden See leiten. Baubeginn ist für 2027 geplant, mit einer Fertigstellung bis 2032 und einer Investition von 1,6 Milliarden USD. Dabei sind etwa 400 Millionen USD für Entschädigungen und Umsiedlungen von bis zu 2.500 Personen aus den umliegenden Dörfern vorgesehen. Zivilgesellschaftliche Gruppen warnen sogar, dass bis zu 12.000 Menschen betroffen sein könnten, insbesondere in der Region Limón de Chagres, wo Bewohner möglicher Überflutung ausgesetzt sind.
Die ACP, vertreten durch Karina Vergara, hebt die Notwendigkeit des Projekts hervor und betont die Bereitschaft zum Dialog mit den betroffenen Gemeinden. Dennoch stoßen die Maßnahmen auf heftigen Widerstand. Anwohner zeigen sich verärgert über die aus ihrer Sicht missachteten Rechte an ihrem Land und fordern respektvolle Gespräche und alternative Lösungen. Dazu zählen Vorschläge, wie etwa die Nutzung einer Wasserleitung aus dem Bayano-See anstelle des Staudamms.
Umwelt- und soziale Auswirkungen
Der Indio-Fluss ist Teil des Mesoamerikanischen biologischen Korridors und der Bau eines Reservoirs könnte das dortige Ökosystem gefährden und fragmentieren. Zudem haben Anwohner auf den historischen Kontext verwiesen: Bereits in den letzten Jahren kam es aufgrund von Dürreperioden und extremen Wetterbedingungen zu Einschränkungen im Schiffsverkehr. Der Wasserstand des Gatún-Sees, der über die Hälfte der panamaischen Bevölkerung mit Wasser versorgt, sinkt seit geraumer Zeit und setzt somit den Kanalbetrieb unter Druck.
Die klimatischen Herausforderungen werden durch das Wetterphänomen El Niño verschärft. Klimaforscher warnen vor weiteren zunehmend extremen Wetterereignissen, die sowohl den globalen Handel als auch die Wasserversorgung des Panamakanals gefährden könnten. Die Kanalbehörde hat in der Vergangenheit bereits Maßnahmen zur Anpassung an diese Herausforderungen ergriffen und arbeitet an einem neuen Wassermanagementsystem. Langfristig möchte die ACP den Kanal bis 2030 klimaneutral machen.
Die Kontroversen über das Reservoir-Projekt sind also nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern stehen auch im Kontext globaler logistischer Herausforderungen, die die Anfälligkeit der Lieferketten verdeutlichen, wie die Ereignisse rund um die Blockade des Suezkanals 2021 gezeigt haben. Der Panama-Kanal bleibt trotz der Risiken und Herausforderungen ein zentrales Element des internationalen Handels und erfordert flexible Lösungen, um seinen Betrieb auch in Zukunft zu gewährleisten.
Al Jazeera berichtet, dass die Proteste von der Bevölkerung weiterhin anhält. Auch eine Initiative von npla.de dokumentiert die skizzierte Lage eingehend und Deutschlandfunk bietet einen umfassenden Überblick über die globalen Einflussfaktoren auf den Kanalbetrieb.
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Ort | Boca de Uracillo, Panama |
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