Protestwelle im Landkreis Ravensburg: Nein zum Biosphärengebiet!

Protestwelle im Landkreis Ravensburg: Nein zum Biosphärengebiet!
Die Diskussion um das geplante Biosphärengebiet in Oberschwaben sorgt weiterhin für reichlich Zündstoff. In den letzten drei Wochen sind im Landkreis Ravensburg auffällig viele Banner mit dem Slogan „Vernunft statt Bürokratie – Nein zum Biosphärengebiet“ aufgetaucht. Diese Banner zieren vor allem Felder von Landwirten, deren Gemeinden von der Ausweisung des Biosphärengebiets betroffen sein könnten. Aufgestellt wurden die Botschaften von der „Allianz für Allgäu-Oberschwaben“, die sich vehement gegen die Pläne zur Schaffung eines Biosphärengebiets positioniert. Schwäbische.de berichtet von einem wachsenden Widerstand, der bereits seit der Aufnahme des Themas im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung besteht.
Die Allianz setzt sich aus einer Vielzahl von Interessengruppen zusammen, darunter Landwirtschaftsverbände, Jagdgenossenschaften, Landeigentümer und Familienbetriebe aus der Landwirtschaft. Ihr Ziel ist es, die Bürgermeister und Gemeinderäte zu erreichen, die letztlich über den Beitritt ihrer Kommunen entscheiden müssen. Momentan läuft ein Prüfprozess, der die künftigen Zonen und die Struktur des Biosphärengebiets festlegen soll. Franz Schönberger, der Vorsitzende der Allianz und des Kreisbauernverbands, äußert jedoch Bedenken hinsichtlich von Bürokratie und Kontrolle im Zuge dieser Planungen.
Biosphärengebiet und seine Zonen
Biosphärengebiete, wie sie in Deutschland definiert sind, sollen die nachhaltige Entwicklung fördern und sind in der Regel mit einem Unesco-Label verbunden. Der Paragraf 25 des Bundesnaturschutzgesetzes beschreibt diese Gebiete als „einheitlich zu schützende und zu entwickelnde Gebiete“. In Oberschwaben stehen insbesondere die Moore im Vordergrund. Das Konzept sieht vor, dass Biosphärengebiete in drei Zonen unterteilt sind: die Kernzone, die Pflegezone und die Entwicklungszone.
Die Kernzone muss einen minimalen Flächenanteil von drei Prozent einnehmen und ist für jegliche menschliche Eingriffe gesperrt. Im Allgäu-Oberschwaben könnten beispielsweise große Moorgebiete wie das Pfrunger-Burgweiler Ried und das Wurzacher Ried als Kernzonen dienen. Die Pflegezone hingegen darf bewirtschaftet werden, sollte jedoch nicht intensiviert werden. In der Entwicklungszone sind keine spezifischen Schutzvorgaben vorhanden und hier finden sich typischerweise auch Straßen und Siedlungsgebiete.
Die Sorgen der Landwirte sind nicht unbegründet; sie befürchten, dass sich die Vorgaben nach der Ausweisung des Biosphärengebiets gravierend ändern könnten. Ein Beispiel aus der Rhön zeigt, dass die Erhöhung der Kernzonenfläche zu Widerstand in 21 Gemeinden führte, jedoch ohne Erfolg. Über die endgültige Entscheidung zum Biosphärengebiet in der Region soll bis Ende des Jahres von den Gemeinderäten entschieden werden.
Chancen für nachhaltige Entwicklung
Doch nicht nur Kritiker positionieren sich zu diesem Thema. Der BUND setzt sich für die Schaffung des Biosphärengebiets ein und plant zahlreiche Projekte zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Initiativen reichen von der Renaturierung von Mooren, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werden, bis hin zu Mobilitätsprojekten wie der Elektrifizierung von Bahnstrecken und der Verbesserung des Busnetzes. Auch auf der Energiewende-Ebene werden innovative Klimaschutzprojekte verfolgt, darunter die Nutzung von Photovoltaikanlagen über Verkehrsflächen und die Nutzung vorbelasteter Flächen für nachhaltige Zwecke. Genaueres über die Ziele und Herausforderungen eines Biosphärengebiets kann auf der Seite des Bundesumweltministeriums nachgelesen werden.
Ob es schließlich zum Beitritt der Gemeinden zum Biosphärengebiet kommt, steht somit in der Waagschale. Die unterschiedlichen Perspektiven zeigen, dass hier sowohl Chancen als auch Herausforderungen in der Luft liegen. Der Ausgang dieses Prozesses könnte nicht nur für die beteiligten Gemeinden, sondern auch für die gesamte Region weitreichende Konsequenzen haben.