Physiotherapie im Fokus: Forderungen gegen sexuelle Übergriffe steigen!

Heilbronn, Deutschland - In Baden-Württemberg rücken sexuelle Übergriffe im Bereich der Physiotherapie zunehmend in den Fokus. Physiotherapie-Verbände fordern eine verbindliche Ausbildung zu Grenzen und sexuellen Übergriffen, um sensibler mit diesen Themen umzugehen. Dies wird besonders durch einen aktuellen Vorfall im Kreis Heilbronn verdeutlicht, wo ein Physiotherapeut wegen sexueller Übergriffe auf seine Patientin verhaftet wurde. Laut SWR sind nicht nur Patienten, sondern auch Therapeuten selbst Opfer solcher Übergriffe. Hannah Hecker, die Landesvorsitzende von Physio Deutschland, betont, dass das Thema derzeit nicht verpflichtend in der Physiotherapie-Ausbildung behandelt wird.

Die Lage ist besorgniserregend: Katja Schlungbaum, Inhaberin einer Physiopraxis, berichtet von unangenehmen Situationen, darunter anzügliche Sprüche und gezielte Übergriffe. Auch Ernesa Mordina, eine Auszubildende, schilderte einen Vorfall mit einem belästigenden Patienten. Manuela Kindermann von der Fachberatungsstelle Pfiffigunde hebt hervor, dass das Üben von klaren Grenzen entscheidend ist. Ärzte und Therapeuten müssen wissen, wie sie mit diesen schwierigen Situationen umgehen, und im Fall eines Übergriffs die Polizei sowie die Praxisleitung informieren.

Notwendigkeit der Reform der Ausbildung

Die Forderungen nach einer Modernisierung der Physiotherapie-Ausbildung sind nicht neu. Der aktuelle Ausbildungsrahmen basiert auf einem Gesetz aus dem Jahr 1994, das als veraltet gilt. Physio Deutschland fordert seit Jahren eine Novellierung. Ein Referentenentwurf zur Reform wurde jedoch aufgrund politischer Umstände nicht abgeschlossen. Am 18. Oktober 2023 berät der Bundestag einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion, der eine Reform der Physiotherapieausbildung zum Ziel hat. Dieser soll unter anderem Themen zu sexuellen Übergriffen in das bundesrechtliche Fundament der Ausbildung integrieren. Den Bundestag stützt sich in diesem Vorhaben auf den demografischen Wandel, die zunehmende Multimorbidität und die daraus resultierenden komplexeren Versorgungsstrukturen.

Die Reform zielt darauf ab, bestehende Ausbildungsstrukturen weiterzuentwickeln und eine akademische Teilakademisierung voranzutreiben, die jedoch keine vollständige Akademisierung der Physiotherapie vorsieht. Auch die Bedürfnisse blinder, sehbehinderter oder hörgeschädigter Menschen sollen hierbei berücksichtigt werden. Zielsetzung ist eine Quote von 10-20% Akademisierung des Berufsstandes.

Belästigung als ernsthafte Gefahr

Die Problematik sexueller Belästigung und Gewalt im Gesundheits- und Sozialwesen ist nicht nur ein Thema für die Ausbildung. Diese Formen der Belästigung sind eine relevante psychische Belastung und stellen eine arbeitsbedingte Gesundheitsgefahr dar. Verschiedene Studien belegen die Prävalenz sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Es ist dringend notwendig, eine gewalt- und diskriminierungsfreie Arbeitskultur zu schaffen, wie auch im Bericht der dguv aufgezeigt wird.

Die Schaffung von Schutz- und Risikofaktoren für Traumafolgestörungen ist von zentraler Bedeutung. Daher ist es unabdingbar, dass sich die Physiotherapie-Ausbildung an den aktuellen Herausforderungen orientiert. Hilfsangebote wie das Hilfe-Portal sexueller Missbrauch und die Nummer gegen Kummer stehen Betroffenen zur Verfügung und können einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung leisten.

Details
Vorfall Sexualdelikte
Ort Heilbronn, Deutschland
Festnahmen 1
Quellen