Deutschlands gescheiterter Afghanistan-Einsatz: Lehren für die Zukunft!

Afghanistan - Der Konflikt in Afghanistan, der fast zwei Jahrzehnte lang das Handeln und die Strategien der westlichen Länder prägte, gerät zunehmend in Vergessenheit. Trotz dramatischer Ereignisse wie den chaotischen Szenen am Flughafen Kabul, wo Tausende Afghanen versuchten zu fliehen und einige sogar aus startenden Maschinen stürzten, bleibt eine kritische Auseinandersetzung mit den Lehren aus diesem Einsatz aus. Nach dem Machtwechsel der Taliban, die ein westliches Militärbündnis besiegten, erlebte die internationale Gemeinschaft eine schmerzhafte Realität, die die Notwendigkeit einer gründlichen Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes bestätigt.
Im Jahr 2022 setzte der Bundestag eine Enquete-Kommission sowie einen Untersuchungsausschuss ein, um die Fehler und Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz zu untersuchen. Diese Gremien haben mittlerweile wichtige Konsequenzen abgeleitet, die jedoch kaum öffentliche Beachtung finden. Die Kommission stellt fest, dass die Bundesregierung unvorbereitet auf die Taliban-Machtübernahme reagierte, da es an einem umfassenden Lagebild mangelte. Insbesondere die afghanischen Frauen und Mädchen tragen die Hauptlast des westlichen Versagens in diesem Konflikt.
Schwerwiegende Fehlentscheidungen
Ursula Schröder, eine prominente Friedensforscherin, beschreibt die Bilanz des 20-jährigen Einsatzes als äußerst negativ für die afghanische Bevölkerung und Deutschlands Rolle darin. Der Abschlussbericht der Bundestags-Enquetekommission, der kürzlich verabschiedet wurde, listet 72 Empfehlungen auf, die einstimmig angenommen wurden, auch wenn einige Fraktionen abweichende Sondervoten verfassten. Die Kommission, bestehend aus 22 Mitgliedern – zur Hälfte Abgeordnete aller Fraktionen und zur anderen Hälfte sachkundige Experten – kritisierte die deutsche Afghanistan-Politik als strategisches Scheitern.
Besonders besorgniserregend erscheint der Mangel an „Landeskenntnis und Konfliktverständnis“ bei den deutschen Entscheidern. Der zivile Wiederaufbau wurde zudem als unterfinanziert beschrieben, während der Großteil der Mittel in den Bundeswehreinsatz floss. Vor diesem Hintergrund betont die Kommission die Notwendigkeit, gleichwertige zivile und militärische Instrumente sowie eine kohärente Strategie zu entwickeln. Die Empfehlungen für künftige Einsätze fordern klare und überprüfbare Ziele sowie eine Exit-Strategie.
Die politische Diskussion und Ausblick
Die Diskussion im Bundestag über die Schwarz-Weiß-Malerei der Afghanistan-Politik zeigt die strukturelle Überforderung des Parlaments bei der Kontrolle des Einsatzes. So weisen Militärhistoriker darauf hin, dass Strategien oft bei ersten Konflikten scheitern. Es bedarf einer verbesserten Einbeziehung afghanischer Stimmen sowie der Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Besonders Dringlichkeit hat die Forderung nach einer klaren Kommunikation der Bundesregierung gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit.
Die geostrategische Relevanz Afghanistans bleibt hoch. Die Grünen und die SPD fordern humanitäre Hilfe und ein Verbindungsbüro in Kabul, während CDU und AfD einen Nationalen Sicherheitsrat unterstützen, um zukünftige Konflikte besser zu managen. Trotz unterschiedlicher Positionen im Bundestag bleibt die Verantwortung für die Fehlentscheidungen des Afghanistan-Einsatzes ein zentrales Thema, das die künftige Regierung trotz aller politischen Divergenzen ernst nehmen sollte. Die Lehren aus dieser Tragödie müssen gezogen werden, um ähnliche Fehler in der Zukunft zu vermeiden.
Für weiterführende Informationen steht der Abschlussbericht der Bundestags-Enquetekommission bereit unter Bundestag. Mehr über die gegenwärtige Lage und den Deutschland-Einsatz erfahren Sie in den Berichten von Dewezet und der taz.
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