Welle des Hasses: Anti-Muslimische Lieder nach Kaschmir-Angriff schaffen Angst

Pahalgam, Jammu und Kashmir, Indien - Am 22. April 2023 wurden in der Region Kaschmir, genauer gesagt in Pahalgam, 25 Touristen und ein einheimischer Ponyreiter bei einem brutalen Angriff von Militanten getötet. Diese gewalttätige Tat gilt als der schlimmste Anschlag auf Touristen in Kaschmir seit 25 Jahren. In der Folge kam es zu einer Welle von anti-muslimischen Reaktionen in Indien, die durch die Veröffentlichung von Musikstücken, bekannt als Hindutva Pop, angefeuert wurden. Al Jazeera berichtet, dass innerhalb von weniger als 24 Stunden nach dem Angriff ein Lied mit dem Titel „Pehle Dharam Pocha“ auf YouTube veröffentlicht wurde, das Muslime zum Verlassen Indiens auffordert und in einer Woche über 140.000 Aufrufe erhielt.

Die Stimmung nach dem Pahalgam-Angriff hat zu einer Zunahme von Hass und Gewalttaten gegen Muslime in verschiedenen Bundesstaaten Indiens geführt, insbesondere in Uttar Pradesh und Maharashtra. Ein Beispiel hierfür ist der tödliche Übergriff auf einen Muslim in Agra, den ein Hindu-Suprematist als Vergeltung für den Angriff in Kaschmir bezeichnete. Zeugen berichten, dass die Angreifer Touristen aufforderten, islamische Verse zu rezitieren, bevor sie erschossen wurden.

Der Hass verbreitet sich online

Nach dem Anschlag strömte eine Flut von islamophoben Inhalten auf Social-Media-Plattformen. Extremistische Gruppen forderten in Online-Diskussionen, wie einem Forum mit dem Titel „Islamist Terrorist Attack in Pahalgam Kashmir #BoycottKashmir“, zu einem wirtschaftlichen Boykott gegen Muslime und sogar zu deren Ausrottung auf. Dabei wurden falsche Informationen und Hassparolen bemüht, um ein umfassendes Islam-Bashing zu legitimieren. Laut Maktoob Media äußerten Nutzer, dass „jeder Kashmiri an diesem Massaker beteiligt war“ und sprachen von einem drohenden „religiösen Krieg“.

Parallel zu dieser Entwicklung hat die Association For Protection Of Civil Rights (APCR) mindestens 21 Vorfälle von Gewalt und Einschüchterung gegen Muslime nach dem Angriff dokumentiert. Angehörige der Bharatiya Janata Party (BJP), Indiens Regierungspartei, wurden mit diesen Hassreden in Verbindung gebracht. Ein BJP-Minister rief sogar zu einem wirtschaftlichen Boykott gegen Muslime auf, während die Washington DC-basierte CSOH seit dem 22. April mindestens 10 Veranstaltungen mit Hassreden gegen Muslime registriert hat.

Eine gefährliche Atmosphäre der Intoleranz

Die gesellschaftliche Polarisierung in Indien ist alarmierend und wird durch die Aktionen nationalistische Hindu-Aktivisten weiter verschärft. Diese veranstalten beispielsweise gemeinschaftliche Essen, um Muslime am Freitagsgebet zu hindern, was zu Spannungen in Städten wie Gurgaon führt. Hier sind viele Muslime als Wanderarbeiter in der Bauindustrie tätig und es gibt einen klaren Mangel an ausreichenden Gebetsräumen. Diese Ablenkung vom Glauben führt zu einem erhöhten Konfliktpotenzial und wird von den Behörden nur unzureichend adressiert.

Zudem zeigen Berichte, dass radikale Hindu-Gruppen eine Erhöhung der Gewaltandrohungen gegen Muslime befeuern, während der gesellschaftliche Raum für Muslime immer mehr eingeengt wird. Der neue Staatsbürgerschaftsrechtsvorschlag der Regierung Modi, der Muslimen Diskriminierung vorwirft und gleichzeitig den Verlust ihrer Staatsbürgerschaft fürchtet, hat die Spannungen noch verstärkt. Deutschlandfunk hebt hervor, dass diese politischen und sozialen Entwicklungen die Bevölkerung in Indien immer weiter auseinanderdriften lassen, was ernsthafte Konsequenzen für die gesellschaftliche Stabilität haben könnte.

Die anhaltende Gewalt und die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Muslimen werfen Fragen nach der Zukunft Indiens auf. Beobachter warnen vor einem gefährlichen Klima, das von Intoleranz, Gewalttaten und einem gefühlten Mandat zum Handeln durch eine radikale Minderheit geprägt ist.

Details
Vorfall Mord/Totschlag
Ursache anti-muslimische Stimmung, brutale Angriffe, Hassreden, politische Polarisierung
Ort Pahalgam, Jammu und Kashmir, Indien
Quellen