Neuer Ausbau des Landschaftsfriedhofs Gatow: Platz für 12.000 Gräber!

Der islamische Landschaftsfriedhof Gatow in Berlin wird bis 2029 erweitert, um den Bedürfnissen der muslimischen Gemeinschaft gerecht zu werden.
Der islamische Landschaftsfriedhof Gatow in Berlin wird bis 2029 erweitert, um den Bedürfnissen der muslimischen Gemeinschaft gerecht zu werden. (Symbolbild/NAG)

Gatow, Deutschland - Der islamische Landschaftsfriedhof in Gatow, Berlin, steht vor einer umfassenden Erweiterung. Aktuell sucht das Bezirksamt Berlin-Spandau Planer für den Ausbau, der eine Kostenschätzung von 3,25 Millionen Euro umfasst. Mit diesen Maßnahmen sollen die Grabflächen vergrößert, Wege angelegt sowie Wasser- und Stromkabel verlegt werden. Zudem ist die Einrichtung von Brunnen und Müllcontainerplätzen vorgesehen. Die Fertigstellung der Erweiterung ist für 2029 geplant, wobei die Umsetzung zwischen Sommer 2025 und Dezember 2028 stattfinden soll. Dies wird die elfte Erweiterung des Friedhofs seit dessen Eröffnung 1982 sein, berichtet der Tagesspiegel.

Auf dem Friedhof in Gatow liegen mehr als 9.000 muslimische Verstorbene begraben, deren Gräber nach Mekka ausgerichtet sind. Zukünftig wird die Anzahl der Bestattungsplätze auf insgesamt 12.000 erhöht. Im Herbst 2024 wurde bereits eine neue Grabfläche mit 300 Gräbern eröffnet. Die Bedeutung dieses Friedhofs betont auch Senatorin Ute Bonde, die auf die Notwendigkeit von Bestattungsmöglichkeiten für die in Berlin lebenden Muslime hinweist.

Herausforderungen bei der Bestattungskultur

Die muslimische Bestattung folgt traditionellen Vorgaben, die ein Begräbnis ohne Sarg und die Ausrichtung nach Mekka umfassen. Dies geschieht zunehmend in Berlin, wo seit 2010 die Bestattung im Leichentuch erlaubt ist, während die Sargpflicht in den meisten Bundesländern abgeschafft wurde. Dennoch gibt es Herausforderungen, etwa einen akuten Platzmangel auf Friedhöfen. In Berlin bieten nur sechs der 220 Friedhöfe muslimische Grabfelder an, die zudem oft voll sind. Angehörige müssen häufig lange auf eine Grabstelle warten, manchmal bis zu zwölf Tage, was im Islam als unzulässig angesehen wird, da eine schnelle Beisetzung innerhalb von 24 Stunden angestrebt wird. Laut taz kamen 94% der in Gatow Beerdigten aus anderen Bezirken, wodurch lange Anfahrtswege die Trauerarbeit erschweren.

Zusätzlich kritisieren Mitglieder der muslimischen Community die langsame Schaffung neuer Grabflächen. Demonstrationen haben bereits stattgefunden, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, während Politiker wie die Berliner Grünen-Abgeordnete Susanna Kahlefeld sich für mehr muslimische Grabstätten einsetzen. Momentan plant die Senatsverwaltung für Umwelt 2.000 neue muslimische Grabstätten in Berlin, wobei 500 neue Grabstellen auf dem Emmaus-Friedhof in Neukölln ab dem kommenden Freitag zur Verfügung stehen.

Wissenschaftliche Expertise zu islamischen Bestattungen

Parallel zu den praktischen Herausforderungen veröffentlichten die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) eine Expertise zu islamischen Bestattungen in Deutschland. Der Titel der Arbeit ist „Islamische Grabfelder und Bestattungen auf deutschen Friedhöfen“. Prof. Thomas Lemmen von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen leitete eine quantitative Erhebung, an der rund 86 Prozent der über 300 Friedhofsverwaltungen mit islamischen Grabfeldern teilnahmen. Die Expertise bietet eine umfassende Analyse, die empirische Daten, historische Entwicklungen und Informationen zu Bestattungsritualen umfasst. Dr. Özgür Uludağ, der auch praktische Erfahrung als Bestatter für Muslime hat, trug zur Erstellung dieser Expertise bei und plant eine Webseite, die Einblicke in Bestattungspraxis und Trauerkultur gibt.

Zusammengefasst zeigt sich, dass der Landschaftsfriedhof Gatow ein zentraler Ort für muslimische Bestattungen in Berlin ist. Durch den geplanten Ausbau sollen die bestehenden Herausforderungen angegangen und die Bedürfnisse der Muslim_innen in Berlin besser erfüllt werden. Weitere Informationen zur Expertise sind kostenfrei über die AIWG-Webseite herunterladbar.

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Ort Gatow, Deutschland
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