Keine Straße für Margot Friedländer: Senat nimmt sich Zeit für Gedenken

Der Artikel beleuchtet die aktuelle Diskussion zur Benennung einer Straße in Berlin nach der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer und die Reaktionen von Politikern.
Der Artikel beleuchtet die aktuelle Diskussion zur Benennung einer Straße in Berlin nach der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer und die Reaktionen von Politikern. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Der Wunsch, eine Straße in Berlin nach Anni Margot Friedländer zu benennen, stößt auf gemischte Reaktionen. Die SPD-Fraktion hat angeregt, die Skalitzer Straße in Kreuzberg zu Ehren der Holocaust-Überlebenden umzubenennen. Doch sowohl der Senat als auch die CDU zeigen sich zurückhaltend und betonen, dass der Tod Friedländers am 9. Mai 2025 „noch zu frisch“ sei, um konkret über solche Veränderungen nachzudenken. Senatssprecherin Christine Richter erklärte, dass der Regierende Bürgermeister und der Senat sich Zeit für Trauer und Gedenken nehmen wollen, bevor über die Schaffung eines Erinnerungsorts nachgedacht wird.

Margot Friedländer, die am 5. November 1921 in Berlin geboren wurde, starb im Alter von 103 Jahren. Sie war nicht nur eine Überlebende des Holocaust, sondern auch eine engagierte öffentliche Rednerin, die über ihre Erfahrungen berichtete. Friedländer wurde 1944 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und emigrierte 1946 mit ihrem Mann in die USA. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin im Jahr 2010 trat sie immer wieder in Schulen auf, um ihre Geschichte zu erzählen.

Debatte um Gedenkort

Die CDU-Fraktionschefs positionierte sich, indem er bekundete, dass man sich nach der Trauerzeit Gedanken über ein würdiges Erinnern an Friedländer machen sollte. Parteiübergreifend gibt es einen Konsens über die Notwendigkeit, einen Erinnerungsort für sie zu schaffen. So beabsichtigten CDU und Grüne in Charlottenburg-Wilmersdorf bereits, einen Platz nach Friedländer zu benennen, zeigt sich aber offen dafür, weitere Schritte in Betracht zu ziehen.

Die SPD-Fraktion hat darüber hinaus eine Gedenktafel am früheren Wohnhaus von Friedländer in der Skalitzer Straße gefordert. Clara Herrmann, die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, hat auf diesen Vorschlag positiv reagiert und zeigt sich kooperativ.

Margot Friedländers Erbe

Friedländer, die 2010 für ihren unermüdlichen Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hinterlässt ein bedeutendes Erbe. Im Jahr 2014 wurde der Margot Friedländer Preis von der Schwarzkopf-Stiftung ins Leben gerufen, um junge Menschen in diesem Kampf zu unterstützen. Außerdem veröffentlichte sie 2008 ihre Memoiren mit dem Titel „Versuche, dein Leben zu machen“, um ihre Geschichte zu teilen. Zudem trat sie in verschiedenen Medien und Dokumentationen auf, die auf ihre Erfahrungen und ihr Leben in Berlin hinwiesen.

Ihr Tod am 9. Mai 2025 fiel auf den Tag, an dem sie das Kommandeurskreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten sollte. Diese Ehrung, zusammen mit zahlreichen anderen, zeugt von ihrem unermüdlichen Einsatz und der Erinnerung, die sie in der Gesellschaft hinterlässt.

In Berlin, wo die Erinnerung an die dunkle Vergangenheit wieder stark im Fokus steht, wird auch am Holocaust-Denkmal gearbeitet, das einen Raum für Information und Ehrungen bietet. Die Dauerausstellung thematisiert die Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der Juden Europas und ist ein Ort des Gedenkens. Die Architektur dieses Ortes ist eindrucksvoll, und der Zugang ist barrierefrei gestaltet, um möglichst vielen Menschen einen Einblick in die Geschichte zu ermöglichen. Führungen werden angeboten, um die Thematik näher zu erläutern und die Schicksale der Opfer zu beleuchten. Für Anfragen können Interessierte eine E-Mail an info@holocaust-denkmal-berlin.de senden oder telefonisch unter +49 (0)30 28 04 59-60 Kontakt aufnehmen.

Insgesamt bleibt die Diskussion um die Benennung einer Straße oder Platzes nach Margot Friedländer ein Thema, das sowohl politischen als auch gesellschaftlichen Diskurs erfordert. Der Senat und die CDU zeigen sich zwar offen für die Schaffung eines Gedenkortes, doch bis eine endgültige Entscheidung fällt, wird es zunächst eine Phase der Trauer und des Gedenkens benötigen.

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Ort Berlin, Deutschland
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