Margot Friedländer: Die Stimme des Holocaust verstummt mit 103 Jahren
An der Skalitzer Straße 32, 10997 Berlin, Deutschland - Margot Friedländer, eine bedeutende Holocaust-Überlebende und engagierte Zeitzeugin, ist am Freitag im Alter von 103 Jahren verstorben. Die Nachricht wurde von der Margot Friedländer Stiftung in Berlin bekannt gegeben. Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren und erlebte in ihrer Kindheit die Schrecken des Nationalsozialismus. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet, während sie selbst zunächst untertauchen konnte, bevor sie gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Dort überlebte sie das Grauen und emigrierte später mit ihrem Mann nach Amerika.
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1997 kehrte Friedländer 2003 nach Berlin zurück. Sie engagierte sich leidenschaftlich für die Erinnerungsarbeit und trat in Schulen sowie bei Gedenkveranstaltungen auf, wo sie von ihrem Schicksal berichtete. Ihre zentrale Botschaft war stets „Seid Menschen“. Für ihr Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung wurde sie mehrfach ausgezeichnet, darunter 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ernennung zur Ehrenbürgerin Berlins.
Ein aktives Vermächtnis
Im Jahr 2023 äußerte Friedländer ihre Besorgnis über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland. „Ich bin nicht überrascht. Nur enttäuscht und traurig“, sagte sie in einem Interview, in dem sie auch die Notwendigkeit betonte, nicht nur zu gedenken, sondern aktiven Widerstand gegen Antisemitismus zu leisten. Friedländer appellierte, dass mehr Menschen ihre Stimme erheben sollten, um auf das weltweite Problem des Antisemitismus aufmerksam zu machen, und forderte die junge Generation auf, dankbar zu sein und das Beste aus ihrem Leben zu machen.
Am Donnerstag, kurz bevor sie verstarb, hielt sie eine Lesung aus ihrer Autobiografie „Versuch, dein Leben zu machen“ anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte und bezeichnete Friedländers Beitrag zur Versöhnung in Deutschland als wertvoll. Am Freitag sollte ihr das Große Bundesverdienstkreuz verliehen werden.
Ein langes Leben mit bewegter Geschichte
Friedländer, in einer geschiedenen Familie aufgewachsen, erlebte eine Reihe tragischer Ereignisse. Ihr Bruder Ralph wurde 1943 von der Gestapo verhaftet, und zusammen mit ihrer Mutter wurde er später in Auschwitz ermordet. In Theresienstadt erlebte sie das Elend der von Auschwitz zurückkehrenden Menschen und wusste um den Verlust ihrer Familie. Sie verbrachte 15 Monate im Untertauchen, bevor sie festgenommen und ins Konzentrationslager deportiert wurde.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland setzte sie sich für die Aufklärung über den Holocaust ein und gründete im Alter von 101 Jahren die Margot Friedländer Stiftung, um ihr Vermächtnis zu bewahren. An der Skalitzer Straße 32 in Berlin-Kreuzberg erinnern Stolpersteine an ihre Familie, einschließlich eines Steins, der an ihre Deportation nach Theresienstadt erinnert. Der Verlust ihrer Familie, die schrecklichen Erfahrungen im KZ und ihr unermüdlicher Einsatz für die Erinnerungskultur prägen das Vermächtnis von Margot Friedländer und machen sie zu einer wichtigen Stimme in der Gesellschaft.
MDR berichtet, dass die Margot Friedländer Stiftung in Berlin die Nachricht von ihrem Tod bekannt gab. Jüdische Allgemeine beschreibt Friedländers Engagement in der Bildungsarbeit und ihre Botschaft an junge Menschen. Tagesschau gibt Einblick in ihre Gedanken zu Antisemitismus und ihrem unermüdlichen Einsatz für Toleranz und Menschlichkeit.
Details | |
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Vorfall | Tod |
Ort | An der Skalitzer Straße 32, 10997 Berlin, Deutschland |
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