Rammstein-Skandal: Wo bleibt das Geld für die mutmaßlichen Opfer?

Berlin, Deutschland - Im Mai jährt sich der Sex-Skandal um den Rammstein-Sänger Till Lindemann zum zweiten Mal. In diesem Zusammenhang hat die Amadeu-Antonio-Stiftung über 826.000 Euro für vermeintliche Opfer des Sängers gesammelt, obwohl laut Justiz keine entsprechenden Strafanzeigen vorliegen und keine Beweise für die erhobenen Vorwürfe existieren. Die Staatsanwaltschaft Berlin stellte am 29. August 2023 das Verfahren gegen Lindemann ein, da kein Anfangsverdacht erkennbar war.
Die Stiftung hat auf die Kritiker reagiert, die ihr eine Spendenveruntreuung vorwerfen, indem sie ankündigte, dass etwa 80% der gesammelten Spenden in den „Tilda – Fonds gegen geschlechtsspezifische Gewalt“ umgeschichtet werden. Dieser Fonds unterstützt Frauen, Lesben, inter-, nichtbinäre, trans- und agender Personen (FLINTA*), die Erfahrungen mit geschlechtsspezifischer Gewalt gemacht haben.
Spendengelder im Überblick
Im Jahresbericht 2023 wird offengelegt, dass bereits 622.000 Euro aus der Spendenaktion an den Tilda-Fonds übertragen wurden, wovon 304.000 Euro bereits an 96 Beratungsstellen ausgeschüttet wurden. Weitere Ausschüttungen sind geplant. Trotz der Spekulationen über die Verwendung der Spendengelder hält die Stiftung an ihrer Entscheidung fest, dass der Bedarf an Unterstützung über die spezifischen Vorwürfe hinausgeht.
Verwendung der Spenden | Betrag in Euro |
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Tilda-Fonds (inkl. 100.000 Euro für mögliche weitere Rammstein-Betroffene) | 633.029 |
Unterstützung für „Rammstein-Betroffene“ | 88.242 |
Sheroes Fund | 50.000 |
Umsetzungskosten der Kampagne | 34.000 |
Die Stiftung betont, dass sich mehrere Personen gemeldet haben, die angaben, Opfer von Lindemann geworden zu sein, ohne jedoch genaue Details preiszugeben. Nach einer Mitteilung vom 16. April 2024 über eine Erweiterung des Spendenzwecks forderten drei Spender insgesamt 126,75 Euro zurück.
Gesellschaftliche Reaktionen und Muster
Die Reaktionen auf die Vorwürfe gegen Lindemann spiegeln laut der Amadeu-Antonio-Stiftung weit verbreitete Muster im Umgang mit sexualisierter Gewalt wider. Häufig werden Betroffene nicht geglaubt, während mutmaßliche Täter geschützt bleiben. Dies kann dazu führen, dass Opfer aus Angst vor juristischen Konsequenzen oder der Angst vor Retraumatisierung auf eine Strafanzeige verzichten.
Wie aus einer Studie des BKA hervorgeht, wird lediglich in etwa 1% der Fälle von sexualisierter Gewalt eine Anzeige erstattet, bei Vergewaltigung sind es knapp 10%. Ein Großteil dieser Anzeigen wird eingestellt. Diese Situation wird durch die Tatsache verstärkt, dass häufig nur zwei Personen bei den Vorfällen anwesend sind, was oft zu einem Aussage-gegen-Aussage-Szenario führt. Im Fall von Lindemann wurde das Verfahren aufgrund mangelnder Beweise eingestellt, was jedoch nicht bedeutet, dass die Betroffenen gelogen haben. Es wird lediglich bestätigt, dass die Tat nicht nachgewiesen werden konnte.
Insgesamt zeigt der Fall Lindemann, dass die Thematik der geschlechtsspezifischen Gewalt eine breite gesellschaftliche Debatte erfordert, die über individuelle Fälle hinausgeht. Die Amadeu-Antonio-Stiftung sieht es als notwendig an, menschenrechtsbasierte Unterstützung zu leisten und sich entschieden gegen jede Form von Gewalt auszusprechen.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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