Schöneberg im ESC-Fieber: Queerer Verein muss bald umziehen!

Schöneberger Monumentenstraße, 10829 Berlin, Deutschland - Am heutigen 20. Mai 2025 wird in der Baseler St. Jakobshalle der 69. Eurovision Song Contest eröffnet, moderiert von Hazel Brugger, Michelle Hunziker und Sandra Studer. 690 Kilometer entfernt, in Berlin, organisiert die Allgemeine Homosexuellen Arbeitergemeinschaft (AHA) ein Event, das als „betreutes Public Viewing zum ESC-Finale“ angekündigt ist. Dieses Event ist ein Highlight im AHA-Terminkalender und verspricht, ein Treffpunkt für die queere Community zu sein.
Die Drag Queens Gundel Schlauch und Cathérine eröffnen den Abend und verkünden, dass sie bis Ende Oktober ihren Veranstaltungsort in der Schöneberger Monumentenstraße verlassen müssen. Kai-Oliver Pöhle, ein Vorstandsmitglied des Vereins, berichtet von einem Einlassstopp bei 100 Personen, was die Beliebtheit des Events verdeutlicht. Der Eurovision Song Contest hat historisch gesehen die LGBTQ+ Gemeinschaft unterstützt, was durch verschiedene auftritte von queeren Künstler:innen in der Vergangenheit belegt wird, wie Conchita Wurst, die 2014 mit „Rise Like a Phoenix“ gewann und damit eine wichtige Botschaft gegen Diskriminierung und für Akzeptanz sendete.
Der Eurovision als Kulturhighlight
Der Eurovision Song Contest, der 1955 ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, Nachkriegseuropa durch Unterhaltung zu vereinen. Inzwischen hat sich der Wettbewerb zu einem der meistgesehenen Fernsehprogramme Europas entwickelt, mit rund 200 Millionen Zuschauer:innen. Dies macht den ESC zu einem jährlichen Kulturhighlight, das spannend für seine Fangemeinde bleibt. Der Wettbewerb ist in der LGBTQ+ Community als „Gay Christmas“ bekannt und bietet eine Plattform, um Diversität und Akzeptanz zu feiern.
Die kulturelle Relevanz des ESC geht über Musik hinaus. Er ist ein Ort, an dem Geopolitik und queere Identität miteinander verwoben sind. Zugleich ist der Wettbewerb ein Fest von Kitsch und „Camp“, das ironische Normbrüche zelebriert und damit ein breites Publikum anspricht. Diese Form der Unterhaltung ist von großer Bedeutung, da sie viele unterschiedliche Identitäten und Erlebnisse umfasst.
Ein Raum für queere Identitäten
Für viele ist der Eurovision Song Contest mehr als nur ein musikalischer Wettstreit; er steht für die Sichtbarkeit queerer Identitäten und die Möglichkeit, sich in einer großen Gemeinschaft auszudrücken. Die Einschlussbemühungen, besonders in weniger toleranten Ländern, sind essenziell, um einen Raum für alle Teilnehmer:innen und Zuschauer:innen zu schaffen. Die Relevanz des ESC für die LGBTQ+ Community zeigt sich nicht nur in der Auswahl der Künstler:innen, sondern auch in der Art ihrer Auftritte.
Daneben werfen viele Fragen auf, ob und inwiefern der ESC auch für Lesben und Feminist:innen von Interesse sein könnte. Der Wettbewerb hat sich stets weiterentwickelt und spiegelt zeitgenössische Debatten über Sexualpolitik wider, auch wenn politische Botschaften im Reglement untersagt sind. Dennoch fließen immer wieder gesellschaftliche Themen in die Performances ein, ohne offen benannt zu werden, was den kreativen Ausdruck und die Subtilität der queeren Kultur weiter fördert.
Die Herausforderungen des Wettbewerbs, insbesondere in Hinblick auf die Sicherheit der LGBTQ+ Teilnehmer:innen in Regionen mit restriktiven Gesetzen, sind ein Thema von wachsender Bedeutung. Dennoch gibt es Zeichen des Wandels, die Hoffnung auf mehr Akzeptanz und Inklusion geben.
Die AHA und ihre Veranstaltungen stehen somit im Kontext dieser größeren kulturellen Bewegungen. Das heutige Event, das zur AHA-Tradition gehört, unterstreicht die fortdauernde Relevanz queer-fokussierter Räume in Berlin und darüber hinaus.
Insgesamt bleibt der Eurovision Song Contest ein jährliches Ereignis, das trotz seiner Herausforderungen und Widersprüche weiterhin eine bedeutende Plattform für Diversität und kulturellen Austausch bietet. Der Event in Berlin ist nur eines von vielen Beispielen, wie die queere Community ihren Platz im kulturellen Diskurs sucht und findet.
Für weitere Informationen über den ESC und seine Geschichte, siehe Tagesspiegel, BBC, und Böll Stiftung.
Details | |
---|---|
Ort | Schöneberger Monumentenstraße, 10829 Berlin, Deutschland |
Quellen |