Schweden schafft Bargeld ab: Ist Deutschland bald dran?

Schweden - In einer Welt, in der Bargeld zunehmend an Bedeutung verliert, hat Schweden einen bemerkenswerten Schritt in Richtung bargeldloser Gesellschaft unternommen. Während der Einsatz von physischen Zahlungsmitteln in vielen Ländern immer seltener wird, hat Schweden diesen Trend zu einem radikalen Ende geführt: Bargeld ist fast vollständig abgeschafft. Lediglich in sogenannten „Bargeldblasen“ kann man mit Papiergeld die nötigsten Dinge kaufen. Diese Veränderung ist nicht zuletzt durch die weit verbreitete Nutzung der App Swish möglich geworden, die von den schwedischen Banken entwickelt wurde. Diese ermöglicht es den Nutzern, nahezu alle finanziellen Transaktionen über ihr Smartphone abzuwickeln, seien es Parkgebühren, Rechnungen oder Einkäufe.

Doch während Schweden als Vorreiter in der digitalen Zahlungswelt gilt, zeigen Umfragen aus Deutschland, dass der Umgang mit Bargeld dort noch eine andere Realität widerspiegelt. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von Visa hat ergeben, dass 30 Prozent der Deutschen nach wie vor am liebsten bar zahlen. Bargeld und Bankkarten dominieren als bevorzugte Zahlungsmethoden, während digitale Optionen wie Smartphones und Smartwatches noch in den Kinderschuhen stecken, jedoch langsam an Beliebtheit gewinnen.

Trends im bargeldlosen Bezahlen

Die Umfrage zeigt, dass 44 Prozent der Befragten Bankkarten als ihre bevorzugte Zahlungsmethode angeben. Auf den Plätzen folgen Bargeld mit 30 Prozent, gefolgt von Smartphones mit 13 Prozent und Smartwatches mit vier Prozent. In den letzten vier Jahren hat sich die Nutzung von Smartphones und Smartwatches zum Bezahlen jedoch verdoppelt. So nutzen mittlerweile 23 Prozent der Befragten diese digitalen Zahlungsmittel häufig oder gelegentlich.

Fast jeder Fünfte (19 Prozent) der Befragten gibt an, Geschäfte zu meiden, in denen bargeldloses Bezahlen nicht möglich ist. Insbesondere kleine Geschäfte, Wochenmärkte und Weihnachtsmärkte werden häufig genannt, wenn es darum geht, wo Verbraucher die Möglichkeit zum bargeldlosen Bezahlen vermissen. In den Antworten des Sektors gaben 31 Prozent der Teilnehmenden an, dass kleine Geschäfte die Hauptquelle für Unannehmlichkeiten in Bezug auf Bezahlmethoden sind.

Die gesellschaftlichen Auswirkungen

Der Trend hin zu bargeldlosem Bezahlen hat nicht nur Einfluss auf die Wirtschaft, sondern auch auf zwischenmenschliche Interaktionen. Eine Schwedin beschreibt ihr Gefühl der Entfremdung in der zunehmend digitalen Welt so: „Man fühlt sich nicht mehr von Menschen umgeben, sondern nur noch von Robotern.“ Diese Entwicklung zeigt, dass neben den praktischen Vorteilen der digitalen Zahlungsmethoden auch Herausforderungen bestehen, insbesondere für Menschen, die mit der Technologie nicht vertraut sind, wie ältere Generationen und Obdachlose, die keinen Zugang zu sozialen Diensten haben.

Die Frage stellt sich: Was passiert mit denjenigen, die nicht mit der digitalen Revolution Schritt halten können? Zwar verfolgen viele Verbraucher den Ruf nach Effizienz und Geschwindigkeit beim Bezahlen, doch die sozialen Konsequenzen der Abkehr vom Bargeld sollten nicht übersehen werden, während Länder wie Schweden als Beispiel für den Wandel in der Zahlungsweise stehen.

Details
Ort Schweden
Quellen