80 Jahre nach Kriegsende: Helga Falck erzählt von Angst und Überlebenswillen

Brandenburg an der Havel, Deutschland - Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Brandenburg an der Havel hinterließen tiefe Spuren im Gedächtnis der Menschen. Helga Falck, heute in ihren Siebzigern, erinnert sich lebhaft an die Ereignisse dieser chaotischen Zeit. Als siebenjähriges Mädchen war sie Zeugin der Ankunft der Roten Armee, die den Krieg in ihrer Stadt beendete. „Ein Rotarmist forderte uns auf, in den Keller zu kommen. Zunächst folgten keine der vier Frauen, die dort waren“, erzählt sie im Rückblick über den großen Druck und die Angst, die in der Luft lagen. Ihr damaliger Eindruck von den Soldaten wurde stark von der Nazi-Propaganda geprägt, die ein Bild von Feindbildern und Bedrohung vermittelte.

Am 1. Mai 1945, dem Tag der Arbeit, schwiegen die Waffen in Brandenburg an der Havel und die Stadt erlebte einen Moment der Erleichterung, während gleichzeitig die Sorgen um die Zukunft anstiegen. Die Straße war gezeichnet durch die letzten Kämpfe: zerschossene Militärfahrzeuge, zerstörte Häuser und tragische Szenen zeugten von einem verlustreichen Krieg. Diese Zeit war geprägt von der Angst und dem Chaos, das viele Brandenburger, Zwangsarbeiter und Flüchtlinge erlitten. Viele der Rückkehrenden fanden ihre Wohnungen geplündert vor, was die menschliche Not verstärkte. Diese Ereignisse, dokumentiert durch Berichte und Erinnerungen, verdeutlichen die ambivalente Gefühlslage der Menschen.

Erinnerungen und Überlebenskampf

Helga Falck sprach auch von den Umständen, die ihre Familie im Mai 1945 durchlebte. Anstatt im Rosenhof zu bleiben, entschieden sie, in ein verlassenes Haus in Briest zu ziehen, nachdem die Rote Armee das Gutshaus plünderte und verwüstete. „Ich hatte Angst vor den Soldaten“, erinnert sie sich und beschreibt die Besorgnis ihrer Familie, die die brutalen Veränderungen von einem Tag auf den anderen miterleben musste. Die Zwangsarbeiterin, die im Rosenhof lebte, und die Flüchtlinge, die aus Galizien geflohen waren, trugen zur menschlichen Tragödie dieser Zeit bei.

Die Rücksichtslosigkeit der Soldaten der Roten Armee führte zu einer Welle von Plünderungen in der Stadt. Am 24. April 1945 wurden viele Brandenburger Familien vertrieben, konnten aber in den ersten Maitagen zurückkehren und fanden ihre Heimat vollkommen verändert vor. „Der Krieg brachte für viele Familien Kummer und Leid, trotz der Befreiung von der Nazi-Diktatur“, so schildert Falck die gespaltene Sichtweise zwischen Erleichterung und Verlust.

Archäologische Entdeckungen und Gedenken

70 Jahre nach diesen Ereignissen hat die Brandenburger Landesarchäologie begonnen, unbekannte militärgeschichtliche Funde zu erforschen. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Hobbyarchäologen haben verschiedene Fundstücke entdeckt, die aus der Zeit des Kriegs stammen und auf die Lebensbedingungen der Soldaten in den Waldlagern hinweisen. Diese Lager, bekannt als „Semljanka“, waren Orte, an denen die militärischen Truppenteile lagerte. Funde wie Alltagsgegenstände, Werkzeug und persönliche Besitztümer der Rotarmisten geben Aufschluss über den Alltag während des Krieges.

Die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum zeigt, dass die Geschichte des Krieges nicht nur im kollektiven Gedächtnis, sondern auch in den Hinterlassenschaften der damaligen Zeit weiterlebt. Über 80 Waldlager wurden mittlerweile erfasst, viele leider von illegalen Metalldetektoren geplündert. Diese Funde bieten einen einzigartigen Einblick in die Lebensumstände der Soldaten sowie die Herausforderungen der Zivilbevölkerung zu jener Zeit.

Die Geschehnisse vom Mai 1945 und die damit verbundenen menschlichen Schicksale sind nicht nur Teil der lokalen Geschichte Brandenburgs, sie erinnern auch an die universellen Themen von Krieg und Frieden, Verlust und Überlebenswillen.

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Vorfall Vandalismus
Ort Brandenburg an der Havel, Deutschland
Quellen