Ein Offenbarungseid: Der Kampf um das Warum des Freitods von Benjamin

Zimmerbergmühle, Deutschland - Die Trauer um einen verlorenen Angehörigen kann über Jahre hinweg andauern und stellt viele Menschen vor erhebliche Herausforderungen. Dies zeigt das Beispiel von Bernhard Ritter, dessen Sohn Benjamin im August 2004 im Alter von 26 Jahren Suizid beging. In einem emotionalen Gespräch erinnerte sich Bernhard an die Naturverbundenheit seines Sohnes und die Ausbildung, die Benjamin 2003 als Krankenpfleger im Ostalbklinikum begonnen hatte. Für Bernhard bleibt die Frage nach dem Warum bis heute unbeantwortet. Laut Schwäbische Post spricht Bernhard oft darüber nach, wie Benjamin heute wäre und was er machen würde.

Ein zentraler Aspekt der Trauerbewältigung in Bernhards Fall ist der Abschiedsbrief, den Benjamin hinterließ. In diesem dokumentierte er sein Gefühl, keinen Platz auf dieser Welt zu sehen. Der Brief diente der Familie nicht nur als Ausdruck von Benjamins innerem Konflikt, sondern gab ihr auch Gewissheit über seine Entscheidung, was die Verarbeitung des Verlustes erleichterte. Abschiedsbriefe sind, wie eine Studie zeigt, oft individuelle Dokumente, die helfen können, eigene Gedanken zu ordnen, auch wenn nur wenige Selbstmörder einen solchen Brief verfassen.

Der Prozess der Trauerbewältigung

Bernhard Ritter hat im Lauf der Jahre unterschiedliche Wege gefunden, mit seiner Trauer umzugehen. Er besuchte das Grab seines Sohnes täglich, um Entscheidungen zu treffen und um mit Benjamin zu sprechen. Diese Ritualisierung half ihm, den Verlust zu verarbeiten, auch wenn es anfangs schwerfiel, darüber zu sprechen. Er führt an, dass es wichtig ist, über den Suizid nicht „unter den Teppich“ zu kehren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Professionelle Hilfe hat ihm dabei geholfen, mit der Ungewissheit und den Schuldgefühlen umzugehen, die seine Trauer begleiteten. Auf Psychische Hilfe Wien werden ähnliche Gedanken zur Trauerlaut und das Bewältigen des Verlusts erläutert, wie etwa das Finden von Wegen, um das Leben des Verstorbenen zu ehren.

Die Trauerbewältigung bei Bernhards Familie zeigt, wie unterschiedlich individuelle Prozesse sein können. Während Bernhard regelmäßig das Grab besucht, hat seine Frau eine eigene Herangehensweise entwickelt. Die Akzeptanz dieser Unterschiede trägt zur Stabilität ihrer Beziehung bei. In den ersten Jahren nach dem Suizid fiel es Bernhard schwer, an Orte zurückzukehren, die für die Familie einst wichtig waren. So auch die Zimmerbergmühle, die schließlich eine wichtige Rolle in seiner Rückkehr zu seinem alten Leben spielte.

Das Erbe eines kurzen Lebens

Im August 2024, nach 20 Jahren Trauer, hat die Familie entschieden, das Grab von Benjamin aufzulösen, um Bernhard Ritter zu entlasten. Diese Entscheidung spiegelt den langfristigen Prozess der Trauer wider und die Erkenntnis, dass der Umgang mit dem Verlust nicht starr ist, sondern sich über die Jahre verändern kann. Bernhard nennt es wichtig, darauf zu achten, dass man nicht isoliert und Einsamkeit vermeidet, da auch einfache Gesten wie das Sprechen über den Verstorbenen bedeutend sind. Die gesammelten Erfahrungen und Ratschläge können anderen helfen, die eine ähnliche Tragödie erleben, wie etwa professionelle Gespräche und die aktive Pflege von Erinnerungen.

Bernhard Ritter, der seit 1961 in der Region verwurzelt ist und 42 Jahre im Schuldienst tätig war, hat sein Engagement in verschiedenen Vereinen fortgesetzt, auch nach dem Verlust seines Sohnes. So wird deutlich, dass das Leben trotz schmerzlicher Erfahrungen weitergeht und dass die Auseinandersetzung mit Trauer ein zentraler Bestandteil fordernder, aber notwendiger Lebensbewältigung ist.

Details
Vorfall Suizid
Ort Zimmerbergmühle, Deutschland
Quellen