Eiskunstlauf-Ikone Tassilo Thierbach mit 68 Jahren verstorben
Chemnitz, Deutschland - Tassilo Thierbach, ein prägender Eiskunstläufer der DDR, ist im Alter von 68 Jahren verstorben. Er starb an den Folgen einer Krebserkrankung im Chemnitzer Bethanien-Krankenhaus. Thierbach war ein Teil des bekanntesten Eiskunstlaufpaars der DDR, das im Jahr 1982 den Weltmeistertitel in Kopenhagen gewann. Zusammen mit seiner Partnerin Sabine Baeß holte er mehrere Medaillen, darunter auch die Europameisterschaft in Lyon und insgesamt fünf DDR-Meisterschaften, bevor die beiden ihre Karriere 1984 beendeten. Thierbach trainierte beim SC Karl-Marx-Stadt unter der Leitung von Irene Salzmann.
Seine sportliche Karriere war jedoch nicht der einzige Aspekt seines Lebens. Von 1977 bis zur Wende war Thierbach als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die Stasi tätig. Unter dem Pseudonym „Gerhard“ bespitzelte er nicht nur seine Vereinskollegen, sondern erhielt dafür auch Prämien. Besonders bemerkenswert ist, dass er seine Aktivitäten später öffentlich eingestand und sich mit betroffenen Kolleginnen wie Anett Pötzsch und Katarina Witt aussprach. Diese Schattenseiten verdeutlichen die Verstrickungen von Sport und politischer Überwachung in der DDR.
Das Doping und die Stasi im DDR-Eiskunstlauf
Ein großer Teil der Problematik im DDR-Sport war die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Eislaufzentrum Karl-Marx-Stadt wurde ein Überwachungssystem installiert, das sicherstellen sollte, dass sowohl Kinder als auch deren Eltern auf ihren „politisch-ideologischen Reifegrad“ überprüft wurden. Dopingpraktiken, bei denen männliche Sexualhormone und Psychopharmaka eingesetzt wurden, gefährdeten darüber hinaus die Gesundheit der Athleten. Thierbach war, wie viele andere seiner Zeitgenossen, Teil eines Systems, das auch Dopingpraktiken geheim hielt.
Die Verwicklungen in das Dopingprogramm gingen über den Sport hinaus. Ralph Nicolai, Verbandsarzt der DDR, war als Stasi-Mitarbeiter in dieses Programm eingebunden. Vor den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck wurde bekannt, dass auch im Eiskunstlauf Doping eingesetzt wurde. Die Stasi sorgte aktiv dafür, dass diese Machenschaften nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Dies alles wirft einen Schatten auf die sportlichen Erfolge, die unter solch einem Druck und mit Hilfe von unethischen Praktiken erzielt wurden.
Nach der Sportkarriere
Nach dem Ende seiner Laufbahn im Eiskunstlauf betrieb Thierbach bis 2007 ein Unternehmen in der Automatenbranche und war ab 2008 als Trainer im Chemnitzer Eislauf-Club aktiv. Sein Lebensweg ist ein Beispiel für die faszinierenden, aber auch belastenden Geschichten, die in der Welt des DDR-Sports verborgen waren, und die oft wenig Interesse an einer umfassenden Aufarbeitung der Bespitzelung und Verfolgung in dieser Zeit widerspiegeln.
Die Erinnerung an Tassilo Thierbach wird durch seine sportlichen Erfolge, aber auch durch seine Verstrickungen in das System der Stasi geprägt bleiben. Während die Eiskunstlauf-Community um ihn trauert, werden die Fragen zu Ethik und Verantwortung im Sport auch weiterhin diskutiert und reflektiert.
Für weitere Informationen zu den schattigen Seiten des Eiskunstlaufs in der DDR finden Sie hier mehr Details: Sächsische.de berichtet, dass … und Deutschlandfunk bietet einen umfassenden Kontext zu ….
Details | |
---|---|
Vorfall | Tod |
Ursache | Krebserkrankung |
Ort | Chemnitz, Deutschland |
Quellen |