Jürgen Ploog: Der Pilot, der mit Worten das Fliegen lernte!

Erfahren Sie mehr über Jürgen Ploog, den innovativen deutschen Schriftsteller und Linienpiloten, und sein Erbe in der Literatur.
Erfahren Sie mehr über Jürgen Ploog, den innovativen deutschen Schriftsteller und Linienpiloten, und sein Erbe in der Literatur. (Symbolbild/NAG)

Ulmenstraße, Frankfurt, Deutschland - Jürgen Ploog, der als Schriftsteller und Linienpilot bekannt wurde, wurde am 9. Januar 1935 in München geboren. Er starb am 19. Mai 2020 in Frankfurt am Main. Sein künstlerisches Schaffen ist geprägt von einem einzigartigen Stil, der stark von der Cut-up-Technik beeinflusst ist, die er in den 1960er Jahren in der amerikanischen Underground-Literatur entdeckte. Diese Technik, die er als „Schneiden, falten, schreiben“ beschrieb, spiegelt einen Lebensrhythmus wider, der durch ständige Ortswechsel als Langstreckenpilot gekennzeichnet war.

Ploog begann seine Karriere als Pilot bei Lufthansa im Jahr 1956, nachdem er auf eine Stellenanzeige reagierte. In den ersten Jahren flug er als Co-Pilot auf europäischen Routen, bevor er in den frühen 1960er Jahren Langstreckenflüge nach New York und Bangkok übernahm. Diese Reisen inspirierten ihn zu einem literarischen Werk, das etwa 20 Monografien und mehr als 50 kürzere Arbeiten umfasst, viele davon in der Underground-Presse veröffentlicht. Trotz seiner Flugkarriere widmete Ploog sich dem Schreiben mit großer Disziplin, oft nach nächtlichen Flügen.

Literarische Entwicklung

Ploogs schriftstellerische Anfänge waren stark experimentell geprägt. Sein Debütroman „Cola-Hinterland“ erschien 1969 und nutzt die Cut-up-Methode. Das Feuilleton ignorierte ihn weitgehend, doch in subliterarischen Kreisen gewann er schnell Kultstatus. Seine Arbeiten sind für harte Schnitte, Atemlosigkeit und einen dissoziativen Bewusstseinsstrom bekannt. Die Literatur zeigt sich in drei Phasen: von stark fragmentierten Cut-ups bis hin zu formal gemäßigteren Arbeiten mit loser Episodenstruktur.

Ploog gab von 1973 bis 1986 die Literaturzeitschrift „Gasolin 23“ heraus und veröffentlichte unter anderem in der politisch-satirischen Zeitschrift „Der Metzger“. Seine Texte thematisieren Themen wie Sexualität, Perversionen und brechen mit den moralischen Standards der konventionellen Literatur. Dies machte ihn zu einer einflussreichen Figur in der deutschsprachigen Pop- und Beat-Literatur.

Vermächtnis und Erinnerungsveranstaltungen

Ein bedeutendes Kapitel in Ploogs Lebenswerk ist seine Zusammenarbeit mit anderen bedeutenden Autoren der Szene, wie Jörg Fauser und Wolf Wondratschek. In Frankfurt lebte er in der Ulmenstraße, wo er Kontakte zur Untergrundavantgarde pflegte. Nach seinem Tod wurde sein Nachlass von seinem Sohn, David Ploog, verwaltet, der ein Buch über den Vater herausgab. Am fünften Jahrestag von Ploogs Tod fand eine Erinnerungsveranstaltung in der Frankfurter Romanfabrik statt.

Ein Auswahlband aus Ploogs Tagebuch soll 2027 erscheinen, und eine Auswahl seiner Gemälde wird ab dem 10. Oktober im Restaurant Herr Franz ausgestellt. Eine neue Herausgabe seiner wichtigsten Werke zeigt den bleibenden Einfluss Ploogs auf die Literatur und die damit verbundene kulturelle Landschaft, die über den Literaturbetrieb hinausgeht. FAZ berichtet von der Vielseitigkeit seines Schaffens und den Reaktionen der Kritiker und Leser in den letzten Jahrzehnten. Ploog bleibt damit eine bedeutende, wenn auch häufig übersehene Figur der deutschsprachigen Literaturgeschichte.

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Ort Ulmenstraße, Frankfurt, Deutschland
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